Dreßen wie im Rausch : „Sensationsleistung“ auf „Haxenbrecherschnee“
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Thomas Dreßen in Bestform: „Wenn's laaft, dann laaft's.“ Bild: dpa
Nach seinem Sieg in der Abfahrt fährt Thomas Dreßen im Super-G abermals aufs Siegerpodest. Seinen Farforceritt bei extremen Bedingungen bewertet er lässig: „Wenn's laaft, dann laaft's.“
Thomas Dreßen raste durchs „Karussell“ und flog dem Ziel entgegen, wo Aleksander Aamodt Kilde für bange Momente den Atem anhielt. Der Norweger lag beim Super-G von Saalbach-Hinterglemm in Führung, als sich Dreßen mit der ungünstigen Startnummer 19 die fast schon irregulär weiche Schneekristall-Piste hinunterstürzte - und ihm gefährlich nahe kam. Doch Kilde durfte aufatmen: Für Dreßen reichte es einen Tag nach dem Abfahrtssieg „nur“ zu Rang drei.
Seiner Freude tat dies keinen Abbruch. „Ich bin wieder brutal happy, das Podium ist super“, sagte der beste deutsche Skirennläufer nach seinem nächsten Husarenritt: „Drei Rennen in Folge auf dem Podest, davon zwei gewinnen, das ist Wahnsinn!“ Dass es nicht zum Hattrick reichte, lag auch an den extremen Pistenverhältnissen, mit denen zahlreiche Top-Läufer zu kämpfen hatten. „Grenzwertig“, nannte Dreßen die Bedingungen, die wegen des Schneefalls stark verkürzte Strecke hatte stark gelitten.
„Der ist gerade im Rausch“
Weil der 26-Jährige unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch zum insgesamt zehnten Mal in seiner Karriere aufs Podium gefahren war, sprach Teamkollege Andi Sander von einer „Sensationsleistung“ und meinte: „Der ist gerade im Rausch.“ Auch der große Beat Feuz, der wie Olympiasieger Matthias Mayer (Österreich) ausschied, verneigte sich vor dem Konkurrenten. „Thomas hat gezeigt, wie man es machen musste. Das war mit Abstand das Beste, was mit solch einer Nummer noch möglich war“, sagte der Schweizer im ZDF.
Dreßens Dank galt Sander, der als guter Siebter erneut zweitbester Deutscher war: „Er hat mir einen super Kursreport nach oben geschickt.“ So habe er sich bestens auf den „Haxenbrecherschnee“ einstellen können – der Schlüssel zum dritten Podest in seiner etwas schwächeren Disziplin. „Es war schwierig“, sagte Dreßen, „es war eine weiche Spur. In die hat man es reinlegen müssen, daneben wäre es gefährlich geworden.“
Sander sprach deshalb von einem „sehr unfairen“ Rennen, dessen Start wegen Schnee und Wind immer wieder um letztlich fast zweieinhalb Stunden hatte verschoben werden müssen: „Ich fand nicht gut, dass gestartet wurde, für mich war die Piste nicht weltcupwürdig. Das war sehr, sehr fragwürdig.“ Auch die meisten anderen Rennfahrer schimpften und regten sich über die Pistenbedingungen auf.
Die Veranstalter hatten den Super-G insgesamt um zwei Stunden nach hinten geschoben, weil es in Saalbach am Vormittag schneite und der Wind blies. Viele gingen von einer Absage aus. Dann aber wurde doch gefahren. Dreßen war"s egal: „Ich mache mir kein Kopf drüber. Wenn gefahren wird, wird gefahren.“ Auch das lange Warten habe ihn nicht gestört. „Vor dem Rennen hab ich einen schönen Kaiserschmarrn gegessen, weil ich so Hunger gehabt habe“, berichtete er über die lange Wartezeit bis zum Start. „Vielleicht hat mich das zusätzliche Gewicht nach unten gedrückt.“
Von der Topzeit des Norwegers Kilde (58,30 Sekunden), der vor Mauro Caviezel aus der Schweiz (+0,15) gewann und mit seinem ersten Saisonsieg die Führung im Gesamtweltcup 8982 Punkte) übernahm, trennten ihn in einem wahren Sprint-Rennen 0,31 Sekunden. Wie er das schon wieder gemacht hatte? „Ich probiere einfach, Spaß zu haben beim Skifahren“, sagte Dreßen, „und im Moment habe ich viel Spaß.„ Oder, auf gut Bayrisch: „Wenn's laaft, dann laaft's.“