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Skispringen in Willingen : Ein Vierteljahrhundert Weltcup

Nur Fliegen ist schöner: Ein Skispringer fährt die Mühlenkopfschanze, die größte Skisprungschanze der Welt, hinab. Bild: AFP

Seit 25 Jahren gehört die Skisprungschanze am Mühlenkoof zum Weltcup-Programm. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr sorgt erst ein Einheimischer für Freude – und dann ein Orkantief für Frust.

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          Aus der Hitze Brasiliens in die Kälte Nordhessens. Für die Macher des SC Willingen ist der 9. Juni 1994 ein ganz besonderer Tag gewesen. Unweit der Copacabana hatten sich in Rio de Janeiro die Verantwortlichen des Internationalen Skiverbandes getroffen und beschlossen: Willingen bekommt Weltcup-Status. Eine längst überfällige Entscheidung, schließlich finden im Strycktal schon seit 1951 Skispringen statt. Der Deutsche Sepp Weiler war der erste Sieger – mit Weiten von 101 und 96 Metern. Längst vorbei, aber nicht vergessen.

          Ralf Weitbrecht
          Sportredakteur.

          Am Mühlenkopf, wo der Österreicher Andreas Goldberger 1995 die Weltcup-Premiere mit Siegersprüngen auf 125 und 126,5 Meter gewann, haben die Nordhessen im Laufe der Jahre kräftig modernisiert und investiert, die Schanze rausgeputzt und größer gemacht. Heute ist sie die größte Großschanze der Welt – und passt damit perfekt in das Upland, das an diesem Wochenende, an dem der böige Wind am Freitag immer wieder für Verschiebungen und letztlich die Absage der Qualifikation gesorgt hat, mit einem Einzelspringen ein Vierteljahrhundert Weltcup-Geschichte feiert – und nicht nur das.

          Ausgerechnet im Jubiläumsjahr holte Lokalmatador Stephan Leyhe am Samstag im ersten Einzelspringen den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Da auch das zweite Springen, das eigentlich für Sonntagvormittag geplant war, wegen einer Sturmwarnung abgesagt wurde, steht Leyhe auch als Sieger der Willingen-Five-Wertung fest.

          „Skispringen der Weltklasse“

          Skispringen nicht nur in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen, sondern auch in Willingen? Aber selbstverständlich. Dies finden nicht nur die umtriebigen Helfer des SC Willingen, sondern auch Athleten, Prominente und Funktionäre. Für Sven Hannawald, den ersten Grand-Slam-Sieger der Vierschanzentournee und zweimaligen Titelträger von Willingen (2002 und 2003), steht außer Frage, „dass Willingen für mich das Nonplusultra ist, wenn man einem Fremden Skispringen nahebringen möchte. Was dort teilweise Unmögliches möglich gemacht wird, findet keinen Vergleich im kompletten Wettkampfkalender.“

          Toni Innauer, der österreichische Olympiasieger, der seit Jahren schon sein Wissen als Experte des ZDF einer breiten Öffentlichkeit mitteilt, sagt zum Jubiläum von 25 Jahren Weltcup-Skispringen im Upland: „Willingen ist nicht nur die Zwischenstufe vom Skispringen zum Skifliegen, sondern auch als Veranstalter seit Jahren eine Aufwertung und Trendsetter im Weltcupzirkus.“ Und von Thomas Bach, dem deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, ist zu hören: „Willingen ist Skispringen der Weltklasse mit Top-Athleten und einem enthusiastischen Publikum.“

          Einmalig ist das Engagement, mit dem der SC Willingen Jahr für Jahr die besten Voraussetzungen für diesen ganz speziellen Weltcup schafft. Bis zu 1400 Helfer, die hier im Upland „Free Willis“ gerufen werden, sind auch beim Jubiläum an diesem Wochenende dabei. Skispringen in Willingen ist eine gewachsene, fest in der Region verankerte Traditionsveranstaltung, die auch deshalb so prächtig gedeiht, weil die cleveren Willinger Erlöse mit niemandem teilen müssen. „Wir machen unser Marketing in Eigenregie und völlig selbständig“, sagt SCW-Ehrenmitglied Werner Rabe. Alles, was am Skisprungwochenende an der Mühlenkopfschanze konsumiert wird und Gewinn erwirtschaftet, bleibt im Verein und hilft mit, ehrgeizige Projekte anzustoßen.

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