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Deutsche Zockerei bei Ski-WM : „Ich muss das erst einmal verdauen“

Für Markus Eisenbichler und die Deutschen reicht es nicht zu Medaille. Bild: Reuters

Mit einer taktischen Variante versuchen die deutschen Skispringer ihren WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. Das gelingt nicht. Am Ende reicht es nicht einmal zu einem Platz auf dem Podest.

          2 Min.

          Schon wieder war im Tal der Schanzen der Teufel los. Und schon wieder sangen die begeisterten Zuschauer die Nationalhymne. Es war ein großer Tag für die slowenischen Skispringer. Sie dürfen sich von nun an Weltmeister mit der Mannschaft nennen. Ein Titel, den eigentlich das deutsche Quartett angestrebt hatte. Doch die Titelverteidiger waren am Samstag nicht in allerbester WM-Form.

          Ralf Weitbrecht
          Sportredakteur.

          Platz fünf für Markus Eisenbichler, Constantin Schmid, Andreas Wellinger und Karl Geiger – das ist bei weitem nicht das, was sich die Crew von Bundestrainer Stefan Horngacher für ihren letzten Wettkampf bei der Nordischen Weltmeisterschaft in Planica vorstellt hatte. „Es hat einfach nicht gereicht“, sagte Geiger. „Das müssen wir akzeptieren. Die anderen waren besser.“

          „Wir haben gezockt“

          Am besten waren die Skispringer aus dem WM-Land. Mit dem Schwung des Einzelsieges, der Timi Zajc am Vortag auf der Großschanze geglückt war, steigerten sich in diesem Sog auch seine Teamkollegen Lovro Kos, Ziga Jelar und Anze Lanisek in einen wahren Rausch. Am Ende betrug ihr Vorsprung vor den Norwegern 12,9 Punkte. Dritter wurde das Team Österreich. Der Rückstand der Deutschen auf die ihr Glück kaum fassenden Slowenen betrug 51,2 Punkte – umgerechnet sind das etwas mehr als 28 Meter.

          „Wir haben gezockt bei mir“, sagte Eisenbichler über den Plan, durch die Veränderung der Anfahrtsluke mehr Bonuspunkte herauszuholen. Eine Variante, die immer wieder mal funktioniert und zu der zuletzt oft der norwegische Trainer Alexander Stöckl im Verbund mit seinem Vorspringer Halvor Egner Granerud gegriffen hat. „Leider hat ein halber Meter gefehlt. Aber der zweite Sprung war geil“, sagte Eisenbichler. „Und wir wissen: Wir sind extrem nach dran. Ich muss das erst einmal verdauen. Es nervt, wenn man keine Medaille macht. Vom Spirit und vom Willen können wir uns gar nichts vorwerfen.“

          Am Samstag jedoch „ist es für uns nicht ausgegangen“, wie Horngacher selbstkritisch in der Mixed-Zone der Großschanze von Planica sagte. „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“, sagte der Tiroler. „Insgesamt haben wir zu viele individuelle Fehler gemacht.“ Horst Hüttel sprach vom „Gamechanger“, zu denen Horngacher seine Springer machen wollte. Doch auch der für den Skisprung und die Nordische Kombination verantwortliche Sportliche Leiter des Deutschen Skiverbandes musste die Klasse der Konkurrenz anerkennen. Trotzdem sagte er: „Auf der Großschanze sind wir eng an der Weltspitze dran.“

          Platz fünf im Teamwettbewerb ist eine Enttäuschung für den Champion von 2019 und 2021. Trotzdem verlassen die Flugkünstler das slowenische Tal der Schanzen mit positiven und Mut machenden Eindrücken, Erlebnissen und Ergebnissen. Dass Wellinger und Geiger auf der kleinen Schanze Silber und Bronze gewonnen hatten, war ihnen in dieser Form nicht unbedingt zugetraut worden. „Wir haben eine gute WM gesprungen“, sagte Horngacher.

          Geiger war bestrebt, am Samstag seinen ganz persönlichen Frieden mit der Großschanze zu schließen, was dem Oberstdorfer aber nicht in letzter Konsequenz gelang. „Die Schanze ist für mich eine Nudel, ich habe Probleme mit ihr.“ Dies allein war aber nicht der Grund für Platz fünf. Die anderen Nationen waren schlichtweg besser an diesem letzten Sprungtag bei der einer WM, die atmosphärisch erst sehr spät an Fahrt aufgenommen hat.

          Zum großen Finale war die Stimmung noch einmal prächtig. Der verdiente Doppelerfolg der Slowenen im Einzel sowie in der Mannschaft hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Das erkannten auch die Deutschen an. „Man muss sagen, dass die Slowenen und die Norweger einen unglaublich guten Job gemacht haben. Die waren am oberen Rand der eigenen Möglichkeiten, wir eher mittig. Und mein erster Sprung war am unteren Rand“, sagte Andreas Wellinger.

          Riiber Vierfach-Weltmeister von Planica

          Norwegens Jarl Magnus Riiber hat zum Abschluss der WM-Wettbewerbe der Nordischen Kombinierer seine vierte Goldmedaille gewonnen. Riiber siegte im slowenischen Planica am Samstag nach einem Traumsprung auf 147 Meter und einer starken Laufleistung souverän vor Landsmann Jens Luuras Oftebro und dem Österreicher Johannes Lamparter. Dem 25 Jahre alten Norweger gelang damit das gleiche Kunststück, das der Deutsche Johannes Rydzek 2017 im finnischen Lahti vollbrachte. Mit nun acht Titeln ist Riiber zudem Rekord-Weltmeister in der Kombination.

          Bester Deutscher war Julian Schmid, der Rang sechs belegte. Der Allgäuer verpasste nach Silber im Einzel, Silber im Mixed und Silber im Team die vierte Medaille. „Er wirkt mir ein bisschen angeschlagen“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch bereits während des Rennens in der ARD. Die weiteren deutschen Starter um Olympiasieger Vinzenz Geiger (14.), Rydzek (16.) und Manuel Faißt (20.) lagen nach dem Springen schon so weit zurück, dass sie chancenlos in die Loipe gingen.

          Die Schwedin Ebba Andersson gewann zuvor das letzte WM-Rennen der Skilangläuferinnen. Katharina Hennig verpasste als beste Deutsche eine Überraschung, hatte mit dem Kampf um die Medaillen nichts zu tun und belegte am Samstag den siebten Platz. „Das war einfach ein knallhartes Rennen“, sagte Hennig nach 30 Kilometern in der klassischen Technik in der ARD. Die 25 Jahre alte Andersson setzte sich bei strahlendem Sonnenschein und prächtiger Stimmung im Tal der Schanzen vor Anne Kjersti Kalvaa aus Norwegen und der Schwedin Frida Karlsson durch. (dpa)

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