Langläuferin Claudia Nystad : Lust auf den Kick
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Ein buntes Leben: Für Claudia Nystad zählt dazu neben der Malerei auch wieder der Sport Bild: Frank May
Langlauf als Leidenschaft: Drei Jahre nach ihrem Rücktritt greift Claudia Nystad in der Olympiasaison nochmal an. Zum Auftakt in Kuusamo scheitert sie im Klassik-Sprint aber in der Qualifikation.
Man kann Evi Sachenbacher-Stehle sicher nicht die Alleinschuld für dieses Comeback in die Schuhe schieben, aber diesen Moment, als es bei Claudia Nystad „klick“ gemacht hat, den hat die Bayerin zweifellos ausgelöst. Das war im Sommer 2012. Claudia Nystad war im Surf-Urlaub in Spanien und suchte aus alter Verbundenheit abends im Internet die Ergebnisse der Leistungskontrolle der Biathleten. Und da stand der Name Sachenbacher ganz oben.
„Ich habe der Evi gratuliert und war total glücklich, dass sie unbeirrt ihren Weg gegangen ist.“ Den Weg von der gefeierten Skilanglauf-Olympiasiegerin zur Biathlon-Novizin. Obwohl viele verständnislos den Kopf geschüttelt haben. „Die Evi ist einfach ihrer Leidenschaft gefolgt. Da dachte ich: Das will ich auch.“ Denn die Leidenschaft für den Sport, „die war immer noch in mir“. Das war der Moment, in dem aus einem langsam gewachsenen Gefühl Gewissheit geworden war: „Ja, ich versuch’s noch mal.“
Im Langlauf. Mehr als zwei Jahre nach ihrem Rücktritt 2010, als sie bei Olympia in Vancouver noch einmal Gold im Teamsprint und Silber in der Staffel erkämpft hatte - jeweils mit Evi Sachenbacher. Und am Freitag gab Claudia Nystad beim Nordic Opening in Kuusamo/Finnland ihr Comeback - just in der Olympiasaison. Und natürlich soll der Weg nach Sotschi führen.
Doch der Auftakt lief nicht ganz nach Wunsch. Im Klassik-Sprint scheiterte sie auf Platz 40 schon in der Qualifikation. „Ich bin trotzdem zufrieden. Der klassische Sprint war ja noch nie mein Ding. Ich bin besser reingekommen als gedacht“, sagte Nystad. So manche Rückkehr entspringt dem Mangel an Alternativen nach der Sportlerkarriere, aber bei Claudia Nystad war das nicht der Fall. Sie hat im Juli 2013 ihr Studium der Wirtschaftsinformatik mit dem Bachelor abgeschlossen, sie hätte sofort anfangen können, zu arbeiten. Sie hat die Malerei. „Es gab viele Möglichkeiten“, sagt sie.
„Ich brauche immer viel Aufregung“
Aber genau diese Sicherheit, auch im ganz normalen Leben ohne Probleme Fuß zu fassen, hat sie in ihrer Comeback-Entscheidung bestärkt. Denn eines hat ihr weder das Studium noch die Malerei bieten können: „Die ganze Bandbreite der Emotionen, das ständige Auf und Ab.“ Sie braucht diese großen Ausschläge auf der Gefühlsskala noch, sie verspürt noch diese Unruhe in sich, diesen ewigen Bewegungsdrang, der sich nach 15 Jahren Leistungssport nicht einfach abstellen lässt.
So richtig ausgefüllt waren die Tage nach der Karriere jedenfalls nicht. „Ich brauche immer viel Aufregung in meinem Leben“, sagt sie. Und dieser „Kick“ hat gefehlt. Das Studium sichert ihre Zukunft, die Malerei ist für sie Ventil und Ausgleich, aber der Langlauf, „das ist meine wahre Leidenschaft, sonst würde ich mir das nicht mehr antun und lieber Kinder kriegen“.
Also hat sie sich mit 35 Jahren auf dieses Experiment eingelassen. Der eigene Anspruch ist eher bescheiden. Sie redet einstweilen von Regionen um Platz 30, möchte „in die Punkteränge laufen und der Mannschaft helfen“. Zunächst mal musste sie im Abschlusstrainingslager in Muonio hart um ihren Startplatz im Weltcup-Team kämpfen. Andererseits ist es nicht so, als hätte Claudia Nystad zwischen ihren zwei Karrieren die Füße hochgelegt.