Die große Serena Williams geschlagen – nach langer Verletzungspause fehlte ihr die Wettkampfpraxis. Bild: Reuters
Tennisstar Serena Williams stürzt sich nach einem Jahr Pause in ein neues Wimbledon-Abenteuer – und verliert in der ersten Runde. Ob sie ihre Ausnahmekarriere fortsetzt, lässt die Amerikanerin offen.
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Der Anfang sah so aus, wie man sich das vorstellt nach einer Pause von einem Jahr: Serena Williams wirkte nervös, unsicher, machte Fehler. Das Ende erinnerte daran, dass die Größten des Sports mit normalen Maßstäben nicht zu messen sind. Niemals, nie.
Es war ein merkwürdiges Spiel, in dem Williams nach Wimbledon zurückkehrte und das sie gegen eine schlau spielende französische Debütantin namens Harmony Tan verlor, abseits der Zahlen aber auch irgendwie gewann. Denn war es nicht fantastisch, wie sie sich in die Herausforderung stürzte, als sei sie eine Klippenspringerin und der Centre Court die Bucht von Acapulco und als hinge von diesem Sprung der Rest ihres Lebens ab?
„Damit zufrieden sein“
War es ihr darum gegangen, die Erinnerung an den schmerzhaften und tränenreichen Abschied vom vergangenen Jahr mit neuen Bildern zu korrigieren? Wer weiß das schon. Sie ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sie sich die Sache anders vorgestellt hatte. Als hinterher jemand wissen wollte, ob es in Ordnung sei, falls dieser Abend eines Tages ihre letzte Erinnerung an das größte Tennisturnier der Welt gewesen sein sollte, zögerte sie keine Sekunde und sagte: „Offensichtlich nicht. Sie kennen mich. Definitiv nicht. Aber das war alles, was ich heute tun konnte, und man muss irgendwann in der Lage sein, damit zufrieden zu sein.“
Die Frage, ob es nach diesem Auftritt weitergehen wird und, falls ja, wie, wurde in der letzten Stunde dieses Abends nicht beantwortet. Sie habe nur für diese Tage geplant, habe sehen wollen, wie sie sich dabei fühle, und wolle weitere Entscheidungen davon abhängig machen.
Tans Faible für den Vorhand-Slice
Es gab eine Menge positiver Aspekte. Selbst für deutlich jüngere Spieler ist es nicht leicht, nach einer so langen Pause wieder Tritt zu passen, umso mehr gilt das für eine Athletin im 41. Lebensjahr. Nun könnte man sagen, die bewundernswert tapfere Französin Harmony Tan stehe in der Weltrangliste nur auf Platz 115 und sei vielleicht nicht der passende Maßstab für das aktuelle Niveau.
Aber mit Spielerinnen wie Tan, die weniger vom Tempo als von Variationen leben und mit einem Faible für Vorhand-Slice punkten, hatte Serena Williams auch in allerbester Form öfter Schwierigkeiten. Man erinnert sich an die US Open vor sieben Jahren, als sie auf dem Weg zum Grand Slam war und im Halbfinale völlig überraschend gegen die ähnlich spielende Italienerin Roberta Vinci verlor.
Die naheliegende Frage nach drei Stunden und elf Minuten auf Wimbledons Centre Court ist jetzt, ob Serena Williams auch in zwei Monaten bei den US Open noch mal von der Klippe in den Ozean springen wird. Das sei sicher eine große Motivation, am Ort ihres ersten Grand-Slam-Titels wieder zu spielen, sagte sie am Ende des Tages. Aber das klang weder nach ja noch nach nein.
Konkreter, greifbarer hörte sich ihre Antwort auf den Hintergrund der Botschaft ihres T-Shirts an, das sie in der Pressekonferenz trug. „Be a game changer“ stand darauf. Zu Deutsch: Sei jemand, der das Spiel verändert. Was das aus ihrer Sicht zu bedeuten hat? „Hab keine Angst, anders zu sein. Hab keine Angst, herauszuragen. Ich bin Serena. Und das ist toll.“ Und dabei wird es bleiben.