Eine deutsche Sensation : Maria und Niemeier im Viertelfinale von Wimbledon
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Kann ihr Glück kaum fassen: Tatjana Maria zieht ins Viertelfinale von Wimbledon ein Bild: AFP
Ein rein deutsches Viertelfinale im Damen-Wettbewerb von Wimbledon, das ist an sich schon unglaublich genug. Dass aber auch keine der Beteiligten Angelique Kerber heißt, grenzt an eine sportliche Sensation.
Auf so etwas Verrücktes hätten wohl selbst die wettverrücktesten Engländer nicht gesetzt: ein rein deutsches Viertelfinale im Damen-Wettbewerb von Wimbledon, das ist an sich schon unglaublich genug. Dass aber auch keine der Beteiligten Angelique Kerber heißt, grenzt an eine sportliche Sensation, die wohl kaum ein Tennisbeobachter ernsthaft auf dem Wettzettel hatte.
Und doch ist es tatsächlich so gekommen: In der Runde der letzten acht werden sich am Dienstag Jule Niemeier und Tatjana Maria gegenüberstehen. Hüben die 22 Jahre alte Wimbledon-Debütantin, die überhaupt erst zum zweiten Mal nach den French Open vor einigen Wochen an einem Grand-Slam-Turnier teilnimmt. Dort die 34 Jahre alte zweifache Mutter, die erst vor 15 Monaten ihr zweites Kind gebar und bald danach wieder auf die Profitour zurückkehrte.
Niemeier bezwang am Sonntag die Britin Heather Watson 6:2 und 6:4 – und das bei ihrem ersten Auftritt auf dem Centre Court, wo sich unmittelbar zuvor Champions aus Vergangenheit und Gegenwart die Ehre gegeben hatten, um das 100-jährige Bestehen des Hauptplatzes an der Church Road zu würdigen. „Ich war nervös, aber sobald ich den Platz betreten hatte, fühlte ich mich wohl“, sagte Niemeier nach ihrem souveränen Sieg.
Die Zuschauer, die sich zuvor angesichts der Champions-Parade noch in Feierstimmung gezeigt hatten, wurden zunehmend ruhiger, als ihre 30 Jahre alte Landsmännin immer mehr auf verlorenem Posten geriet. Im ersten Satz gab Niemeier bei eigenem Aufschlag nur zwei Punkte ab, behielt aber auch in kniffligen Situationen die Nerven: „Ich bin super stolz auch mich“, sagte die Dortmunderin.
Tatjana Maria hatte mehr Müh’ und Not, um die an Position zwölf gesetzte Lettin Jelena Ostapenko 5:7, 7:5 und 7:5 zu bezwingen. Die in den USA lebende Bad Saulgauerin lag bereits 5:7, 1:4 hinten und musste im zweiten Satz zwei Matchbälle abwehren, ehe sie das Spiel drehte. „Ihr habt immer an mich geglaubt, also habe ich es selbst auch getan und einfach weitergemacht“, sagte Maria an das Publikum gewandt. Mit 34 Jahren steht sie erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier im Viertelfinale. „Es macht mich stolz, eine Mutter zu sein“, sagte sie.
Beide Spielerinnen gehören damit zum „Last 8 Club“ von Wimbledon, für dessen Mitgliedschaft man mindestens das Viertelfinale erreicht haben muss und ein Leben lang diverse Vorzüge genießt. Nun darf man wetten, welche der beiden Deutschen es unter die letzten vier schafft.