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Gino Bartali : Der größte Held der Tour

Gino Bartali wurde „der Mönch“ genannt Bild: WITTERS

Gino Bartali gewann die vorletzte Tour vor dem Krieg und die zweite danach. Dazwischen arbeitete der Italiener als Fahrradkurier für die Antifaschisten und rettete so knapp 800 Juden das Leben.

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          „Gino Bartalis Nase war durch einen schweren Sturz deformiert - aber er atmete so vorzüglich, dass es während der Tour Nächte gab, in denen er ein ganzes Paket Gauloises leer rauchte.“ So beschrieb der journalistische Tour-Heroe und Gauloises-Raucher Hans Blickensdörfer den Italiener, der die vorletzte Tour vor dem Krieg gewann und die zweite danach, 1938 und 1948. Berücksichtigt man, was Bartali in den zehn Jahren dazwischen geleistet hat, kann das Qualmen aber als lässliche Sünde durchgehen.

          Evi Simeoni
          Sportredakteurin.

          Erst nach seinem Tod im Jahr 2000 wurde bekannt, dass seine regelmäßigen Trainingsfahrten zwischen Florenz und Assisi, die er auch während der kriegsbedingten Tour-Pause (1940 bis 1946) unternahm, nicht nur der Körperertüchtigung dienten. Im Sattel und in den Rohren seines Fahrrads befanden sich wichtige Botschaften, Fotos und Spezialpapier, die er unbemerkt von den deutschen Besatzungssoldaten zu einem Kloster brachte, wo falsche Pässe hergestellt wurden. Bartali war der Fahrradkurier der antifaschistischen Widerstandsbewegung, die Elia Dalla Costa, der frühere Erzbischof von Florenz, organisierte.

          Ein Duell, das Italien spaltete

          So half der Rad-Champion, etwa 800 Juden das Leben zu retten. 45 Tage lang wurde Bartali Ende 1943 im Gefängnis festgehalten, offiziell wegen seiner Loyalität zum Vatikan, zu seinem Glück wurde er ohne Verfahren wieder freigelassen. Dass Bartali, genannt „der Mönch“, ein strenggläubiger Katholik war, wusste die ganze Radsport-Szene. Jedesmal, wenn die Tour in die Pyrenäen kam, machte er eine Wallfahrt nach Lourdes, und er gewann 1948 auch eine Etappe, die am Wunderschauplatz der heiligen Bernadette endete.

          Über sein Engagement im Untergrund aber schwieg Bartali sogar weitgehend gegenüber der eigenen Familie. „Gewisse Medaillen werden an die Seele geheftet, nicht an die Jacke“, sagte er einmal. Bartalis italienischer Gegenspieler Fausto Coppi hatte trotzdem nichts zu lachen. Das Duell der beiden spaltete Italien in „Bartalisten“ und „Coppisten“ und ist heute noch Legende.

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