
Zukunft des DOSB : Entlastung für das Ehrenamt
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Der Fall des Bobpiloten Manuel Machata belegt die Überforderung mancher Freizeit-Funktionäre. Bild: dpa
Wenn der deutsche Sport international Schritt halten will, kommt er an einer modernen Verbandsführung nicht vorbei - im Leistungs- wie im Breitensport.
Ein halbwegs wichtiges Ehrenamt im Sport ist längst kein Feierabendjob mehr. 30 Stunden und mehr müssten sich Präsidiumsmitglieder von großen Vereinen und Verbänden in der Woche um die wichtigen Themen kümmern, wenn sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen. Das kann nur, wer Privatier ist, wer sich um sein tägliches Auskommen nicht kümmern muss.
Die große Mehrheit der Ehrenamtlichen hat nicht die Zeit dafür, sich in die zunehmende Komplexität des Sports einzuarbeiten. Allein die Verrechtlichung an allen Ecken und Enden bringt schon Volljuristen ins Schwitzen. Der Fall des Bob-Piloten Manuel Machata, der vom Präsidium des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland wegen der Weitergabe von Kufen aus seinem Besitz an den russischen Olympiasieger Zubkow zunächst für ein Jahr gesperrt, am Dienstag aber von dieser Strafe wieder befreit wurde, belegt selbst in simplen Fällen die Überforderung mancher Freizeit-Funktionäre.
Insofern ist es richtig, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Professionalisierung vorantreiben will (F.A.Z. vom 7. April). Er plant - nach Absprache mit den Gremien des deutschen Sports -, das Präsidium in eine Art Aufsichtsrat zu verwandeln und einen hauptamtlichen Vorstand zu installieren. Das gibt es zwar schon hier und da im deutschen Sport. Der DOSB würde als Dachverband mit einem neuen Ansatz aber zweifellos den Veränderungsdruck in der Republik erhöhen. Wahrscheinlich kann nicht jede Organisation folgen. Denn neue Strukturen ändern nichts, solange es nicht ausreichend fähige Menschen gibt, sie auszufüllen. Aber an einer modernen Verbandsführung kommt der deutsche Sport nicht vorbei, wenn er Schritt halten will, im Leistungs- wie im Breitensport.
Den Profis auf die Finger schauen
Trotzdem werden die Mitglieder des DOSB angesichts der Pläne nicht sofort in Jubel ausbrechen. Denn die Traditionalisten unter den Präsidenten sorgen sich nicht unbegründet um ihren Einfluss: Werden sie als „Grüß-Gott-August“, mit Fähnchen wedelnd, an den Wettkampfstätten aufmarschieren? Es wäre eine fatale Entwicklung, den Hauptamtlichen alle Verantwortung zu übertragen und ihnen damit den größtmöglichen Spielraum zu verschaffen.
Angesichts der großen Erwartungen etwa an die Medaillenausbeute einer Olympiamannschaft und der knapper werdenden Mittel würden sie schnell einknicken, wenn Haltung gefordert ist, wenn es darum geht, die Werte des Sports zu verteidigen. Nicht, dass alle Ehrenamtlichen in der Vergangenheit immer eine gute Figur gemacht hätten, aber in einem Aufsichtsrat mit bestimmten Kompetenzen hätten sie endlich die Zeit, ihren Profis genau auf die Finger zu schauen und durchzusetzen, was den Sport am Leben hält: Anstand und Freude.