DFB-Skandal : Von der Fifa droht Niersbach weiterer Ärger
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Neuer Ärger: Wolfgang Niersbach Bild: dpa
Sein Amt als DFB-Präsident hat Wolfgang Niersbach aufgegeben. Nun droht ihm weiteres Ungemach. Die Ethikkommission des Internationalen Fußballverbands Fifa könnte noch tätig werden.
Nach seinem Rücktritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird ein Verfahren gegen Wolfgang Niersbach durch die Ethikkommission des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa) und damit wohl auch seine Suspendierung von allen weiteren Funktionen im Fußball immer wahrscheinlicher. „Die Untersuchungskammer verfolgt grundsätzlich die Medienberichterstattung über Fußballexponenten sehr genau und wird bei Vorliegen möglicher Verdachtsmomente auf einen Verstoß gegen die Fifa-Ethikregeln in jedem Fall aktiv werden“, sagte Andreas Bantel, Sprecher der Fifa-Ermittler, dieser Zeitung. Niersbach sitzt trotz seines Abgangs beim DFB weiterhin in den höchsten Entscheidungsgremien beim Weltverband und auch der Europäischen Fußball-Union (Uefa).
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt derzeit gegen den abgetretenen DFB-Chef wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung. Dabei geht es um eine ominöse Zahlung des damaligen deutschen WM-Organisationskomitees für 2006 über 6,7 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass Niersbach nach aktueller Informationslage zuletzt mehrmals öffentlich die Unwahrheit gesagt hat und nicht erst seit diesem Sommer, sondern schon seit November 2004 über den dubiosen Mittelfluss rund um das deutsche WM-Turnier Bescheid gewusst hat.
Uefa wird nicht ermitteln
So wäre eigentlich zu erwarten, dass der langjährige Funktionär und Beckenbauer-Vertraute aus eigenen Stücken nun auch seine Positionen bei der Fifa und der Uefa aufgibt. Auf Anfrage wollte der europäische Verband keine konkrete Stellungnahme zum Fall Niersbach abgeben. Man wies dort nur darauf hin, dass Mitglieder des Exekutivkomitees sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen könnten, wenn sie in ihrem Verband keine aktive Funktion mehr ausübten. Aber das ist nichts Neues.
Vielmehr ist nicht davon auszugehen, dass die Uefa überhaupt gegen ihr Vorstandsmitglied Niersbach ermitteln wird. Immer wieder stand der Kontinentalverband zuletzt wegen seiner mangelhaften Compliance-Vorschriften in der Kritik. So wird Michel Platini auf der Internetseite der Organisation weiterhin ohne Zusatzhinweis unumstritten als Uefa-Präsident geführt, obwohl Schweizer Staatsanwälte derzeit gegen ihn wegen des Verdachts der Bilanzfälschung ermitteln und er von der Fifa-Ethikkommission von allen Funktionärstätigkeiten im Fußball für 90 Tage ausgeschlossen wurde - auch bei der Uefa. Neben Beckenbauer gehörte Platini zu den wichtigsten Seilschaftsverbindungen des tief gefallenen DFB-Chefs Niersbach. Beim deutschen Verband wird aber weiterhin dessen großes Fußball-Netzwerk gelobt - ein inzwischen fragwürdiges Prädikat.