Winterspiele 2018 in München : Neureuther: „Wir sind ein gigantisches Pfund“
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Olympionike alter Schule: Christian Neureuther mit Ehefrau Rosi Mittermaier Bild: picture-alliance / dpa/dpaweb
Sofort nach dem Olympia-Aus für Salzburg meldete München seine Ambitionen auf die Winterspiele 2018 an. München wäre als erste Stadt der Welt Schauplatz sowohl der Sommer- als auch der Winterspiele. Christian Neureuther gibt im F.A.Z.-Interview den Promoter.
Sotschi jubelt, Salzburg trauert und München macht sich für 2018 bereit. Sofort nach dem Aus für die Mozart-Stadt meldete München seine Ambitionen auf die Winterspiele 2018 an. „Es wäre eine großartige Sache, als erste Stadt der Welt Schauplatz sowohl der Sommer- als auch der Winterspiele zu werden. Wir sind jedenfalls bestens gerüstet“, erklärte Oberbürgermeister Christian Ude. Auf jeden Fall werde Garmisch-Partenkirchen einbezogen. Auch der ehemalige deutsche Skirennfahrer Christian Neureuther macht sich für Winterspiele in München stark. Neureuther im FAZ.-Interview:
Sie machen sich als ehemaliger alpiner Skirennläufer seit längerem stark für Winterspiele in München mit Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden als Partnergemeinden. Haben Sie sich gefreut, dass Salzburg mit seiner Bewerbung für 2014 gescheitert ist und der Weg nun frei ist für eine deutsche Bewerbung um die Spiele 2018?
Nein, man darf nicht nur an das eigene Interesse denken. Winterspiele in Salzburg hätten einen unheimlichen Charme gehabt. Es hätte mich auch sehr für die Berchtesgadener gefreut, die für Bob und Rodeln leben. Aber das Positive ist natürlich, dass für Berchtesgaden der Olympiatraum nicht vorbei ist, denn es gibt in vier Jahren eine viel aussichtsreichere Bewerbung.
Sind Sie da so sicher - nach dieser Entscheidung von Guatemala?
Es ist alles natürlich schon sehr bedenklich, was in Guatemala abgelaufen ist: dass die Bewerbung, das Kapital und die politische Power eine so große Rolle spielen. Wenn es um solche Dimensionen geht, darf man nicht so blauäugig sein und irgendwelchen vergangenen Modellen nachweinen. Man muss sich den Fakten stellen. München kann zwar nicht das Kapital und wahrscheinlich auch nicht die politische Power der Russen und der Koreaner aufbringen, aber München als Weltstadt, wir sind ein gigantisches Pfund. Hier schlägt man als IOC doch gerne auf. Das ist schon eine Dimension, an der sich andere Bewerber die Zähne ausbeißen können.
Sotschi gehört zu Asien, gilt aber dennoch als europäischer Ausrichter. Sinken damit nicht die Chancen, dass 2018 ein europäischer Bewerber den Zuschlag für die Winterspiele erhält?
Rein gefühlsmäßig stimmt das, aber Sotschi ist doch ein ganzes Stück entfernt von den Alpen. Ich glaube außerdem, dass das nicht die ganz große Rolle spielen wird. Es hängt vielleicht eher davon ab, wo die nächsten Sommerspiele hingehen. Aber jetzt ist erst einmal wichtig, dass wir den DOSB, die Politik voll hinter die Bewerbung bekommen; dass wir uns nicht zerreißen lassen innerhalb der Verbände von Einzelinteressen. Wir müssen immer das Große und Ganze im Auge haben. Wir brauchen eine perfekte Präsentation, müssen mit Olympia der kurzen Wege werben. Nur so können wir bestehen.
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sich in einem Brief an das IOC ja schon für eine Münchner Olympia-Kandidatur starkgemacht. Was halten Sie von diesem nicht sehr diplomatischen Vorpreschen?
Man kennt ihn und seine Sportbegeisterung ja. Er will halt auch einen Anteil an Olympia haben. Ich sehe es als Bekenntnis zu München. Er wollte einfach zeigen, dass sich seine Stadt für Olympia bewerben soll. Aber wenn in vier Jahren die Entscheidung für 2018 ansteht, spielt das keine Rolle mehr.
DOSB-Präsident Thomas Bach hat zwar jetzt noch einmal wissen lassen, dass man für Gespräche mit München offen sei. Aber es ist auch eine deutsche Bewerbung für Sommerspiele im Gespräch. Was spricht in Ihren Augen eher für Winterspiele?
Bei Sommerspielen schlagen doch die ganz großen Städte auf.
... und dazu würden Berlin oder Hamburg passen.
Ja, aber Berlin ist noch angeschlagen durch die Bewerbung für die Spiele 2000. Hamburg wäre dann natürlich die bessere Wahl, aber die ausländischen großen Städte würden uns keine Chance lassen. Die Bewerbungskosten für Sommerspiele sind außerdem enorm hoch. Auf der anderen Seite gibt es nicht so viele Großstädte in der Welt, die Winterspiele ausrichten können. Da hat München aufgrund der Infrastruktur ein unheimliches Pfund zu bieten.
Ein Argument für München wäre, dass schon einige Sportstätten existieren. Aber genau das hat in Guatemala nicht gezählt, denn in Sotschi gibt es weder Anlagen noch Straßen in die Berge. Ist das ein Signal, dorthin zu gehen, wo man neue Wintersportorte entwickeln will?
Ich glaube nicht, dass man einen neuen Weg beschreiten wollte beim IOC. Aber wenn Sotschi gleich beim ersten Versuch den Zuschlag bekommt und Pyeongchang wie Salzburg schon zum zweiten Mal scheiterte, dann sieht man, dass andere Dinge eine Rolle spielen. Das Kapital schafft an. Das ist natürlich eine bittere Pille für Idealisten.
An den vieldiskutierten Klimawandel hat man bei der Wahl von Sotschi wohl keinen Gedanken verschwendet?
Wir sind dafür in Deutschland unheimlich sensibilisiert. Aber ich glaube, dass beim IOC der Umweltgedanke noch nie eine sehr große Rolle gespielt hat.