Real-Präsident Florentino Peréz : Abrechnung mit dem Fußball-System
- -Aktualisiert am
Reals Klubboss Florentino Peréz mit der Lennart-Johansson-Trophäe nach Madrids Triumph in der Uefa Youth League Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Im April scheiterte die Einführung der Super League. Doch im Hintergrund wird weiter daran gearbeitet. Nun greift Florentino Peréz die UEFA frontal an. Er will die Dynamik des Fußballs ändern – sonst drohe der Tod.
Vor wenigen Wochen hat Real Madrid seiner Zukunft ein Gesicht gegeben. Der bedeutendste Klub der Welt präsentierte ein Video seines künftig mit futuristisch geschwungenen, diagonalen Metall-Lamellen erneuerten Stadions, das Santiago Bernabéu des 21. Jahrhunderts. Zu sehen ist in der Animation ein Ort, an dem sich die architektonische und technische Modernisierung von Real Madrid vollzieht. Aus dem traditionsreichen Fußballstadion wird eine gigantische Multifunktionsarena. Damit dort auch Basketball, Tennis und Football möglich sein werden, dazu Konzerte, Messen oder Modeschauen, wird der Rasen im neuen Bernabéu in Tranchen zerlegt, übereinander gestapelt und gelagert.
Nach spanischen Medienberichten hat sich der Klub für die künftige Vermietung seines Stadions für Veranstaltung jenseits des Sports schon mit einem amerikanischen Private Equity Fonds zusammengetan, der dafür angeblich 400 Millionen Euro zahlen will – und der auch an der Finanzierung der Super League beteiligt sein soll. Vielleicht sieht man an diesem Ort, der Ende 2022 entstehen soll, nicht nur eine hübsch animierte Zukunftsvision von Real Madrid, womöglich findet dort auch die Zukunft des europäischen Top-Fußballs statt.
Am Samstagvormittag hat Florentino Pérez den Sound zur neuen Zeit geliefert. Der Präsident von Real Madrid hat auf der Generalversammlung seines Klubs mit dem bisherigen System des europäischen Klubfußballs in bisher nicht gekannter Form abgerechnet, seine Zukunfts- und Überlebensfähigkeit in Frage gestellt und nachdrücklich die Transformation in eine von den Topklubs selbstverwaltete und organisierte Super League gefordert. Peréz ließ keinen Zweifel daran, dass Real Madrid diesen Weg bis zum Ende gehen wird, um die Super League auch gegen den bisher erbitterten Widerstand der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ins Leben zu rufen. Eine unverhohlene und beispiellose Kampfansage gegenüber dem Verband. „Was ist die Super League? Es ist nicht einfach ein neuer Wettbewerb. Es ist kein neues internationales Turnier ohne weitere Ambitionen. Es ist viel mehr als das. Es ist ein Versuch, die aktuelle Dynamik des Fußballs zu ändern. Denn wenn wir nichts tun, wird der Sport nach und nach sterben“, sagte Peréz.
Verliert der Fußball bei den Jüngeren an Popularität?
Der Präsident von Real Madrid beschrieb am Samstag in der Basketball-Halle des Klubs ein Szenario, wonach Untersuchungen zeigten, „dass die Fülle an Unterhaltungsmöglichkeiten, die jungen Menschen heute zur Verfügung stehen, den Fußball aus seiner privilegierten Position verdrängt“. Die Entwicklung sei besorgniserregend. Bei der Analyse dieses Trends sei man bei Real Madrid zu dem Schluss gekommen, „dass die Zunahme unattraktiver und belangloser Spiele während der Saison der Hauptgrund dafür ist“.