Sport-Glosse : Kaiserschmarrn von Beckenbauer
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Probleme? Gefahren? Risiken? Nein. - Franz Beckenbauer Bild: REUTERS
Probleme? Gefahren? Risiken? Für Franz Beckenbauer gibt es die weder in Qatar noch in Sotschi. Aber was soll man als „Sportbotschafter“ des Verbandes Russischer Gasproduzenten auch anderes sagen?
Oh je, wie schnell man völlig den Überblick in dieser sich ständig ändernden Welt verlieren kann, ist schon schlimm. Bestes Beispiel: Franz Beckenbauer. Da schuften sich arme Teufel aus Hungerländern auf den Baustellen der superreichen Qatarer zu Tode – und der Fußballkaiser will’s nicht sehen.
Probleme? Gefahren? Risiken? Nein. Einfach den Mund halten, fordert er jetzt von denen, die dauernd etwas auszusetzen hätten am Wüsten-Kick. Ob Sommer oder Winter, die Scheichs mit ihrem vielen Geld seien in jedem Fall gute Gastgeber und würden das schon hinbekommen. Meint Beckenbauer. Und wer nicht hin wolle, brauche ja im Jahr 2022 nicht zur WM am Golf kommen.
So einfach war die Welt doch schon immer. Oder? Aber seien wir nicht ungerecht. Was kann denn unser Super-Weltmeister und Sommermärchen-Onkel dafür, dass er nicht mehr versteht, was um ihn herum vorgeht? Wer den größten Teil seines Lebens in luxuriösen Hotelsuiten, bei Vip-Empfängen in Stadien oder auf saftig grünen Fairways abgeschotteter Golfresorts verbracht hat und als Promi vom Limousinenservice aus seiner österreichischen Steueroase von einem Promi-Treff zum anderen chauffiert wird, dessen Kosmos ist eben ein anderer.
Und es zählt eine andere Währung. Deshalb ist auch bei den Putin-Spielen in Sotschi für Beckenbauer alles toll. Aber was soll man als „Sportbotschafter“ des Verbandes Russischer Gasproduzenten auch anderes sagen?