Qatar : „Entsetzen“ wegen Todesopfern am Bau
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Bauen für den Fußball: In Qatar werden zahlreiche Todesopfer beklagt Bild: dpa
Eine Reihe von Todesfällen auf Baustellen in Qatar setzte auch die Veranstalter der WM 2022 unter Druck. Menschenrechtsorganisationen sehen auch die Fifa in der Pflicht.
Das Organisationskomitee Qatars für die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022 hat nach den neuesten Enthüllungen über den Tod von Arbeitsmigranten und ihre menschenunwürdige Behandlung auf den WM-Baustellen eine Untersuchung angekündigt. Man sei „entsetzt“, es gebe keine Entschuldigung, auch nur mit einem Arbeiter so umzugehen. „Die zuständigen Behörden werden ermitteln“, heißt es auf Anfrage der F.A.Z. aus der Hauptstadt Doha. Zudem wurde auf eine bereits existierende Charta zum Schutz der Rechte der Arbeiter verwiesen, die im März aufgestellt worden war.
Währenddessen äußerte sich auch die Organisation Human Rights Watch, die sich seit einigen Jahren mit dem Thema der Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte in Qatar beschäftigt, zur Problematik und sieht auch den Internationalen Fußball-Verband (Fifa) weiter in der Pflicht. „Wir sind von den neuesten Berichten nicht überrascht. Sie bestätigen unsere Einschätzungen zur Situation der Arbeitsmigranten in Qatar. Es gibt Formen von Zwangsarbeit, Arbeiter erhalten keine Bezahlung, ihnen werden die Pässe bei der Einreise abgenommen, die hygienischen Bedingungen in ihren Unterkünften sind miserabel, sie sterben auf den Baustellen. Wir hoffen, dass jetzt die Fifa Druck auf die qatarische Regierung und die dort betroffenen Unternehmen ausübt“, sagte ein Sprecher von Human Rights Watch der F.A.Z. Ähnlich sieht es die Organisation Amnesty International.
Die englische Tageszeitung „The Guardian“ hatte am Donnerstag berichtet, dass zwischen dem 4. Juni und dem 8. August insgesamt 44 nepalische Gastarbeiter auf den WM-Baustellen wegen Herzversagens oder Arbeitsunfällen gestorben seien. Die Rufe nach Konsequenzen werden lauter. Die internationale Fußballspieler-Gewerkschaft Fifpro fordert die Fifa auf, zusammen mit der Internationalen Arbeitsorganisation Experten nach Qatar zu entsenden. „Wenn die Berichte wahr sind, muss der Fußball reagieren. Es ist unentschuldbar, dass das Leben der Arbeiter geopfert wird, zumal es moderne Gesundheits- und Sicherheitspraktiken in der Baubranche gibt“, hieß es bei der Fifpro.
Das englische Parlamentsmitglied Damian Collins (Konservative Partei) regte in der Zeitung „The Guardian“ einen WM-Boykott des englischen Fußballverbandes (FA) an. „Ich frage mich, ob die Aspekte wie die Verlegung der WM, die Menschenrechte und die Störung des Sportkalenders nicht so groß sind, dass es die FA in Betracht ziehen sollte, nicht zu spielen.“