Korruptionsverdacht : Ukrainischer Fußball-Präsident verhaftet
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Im Visier der Justiz: Seit Jahren wird gegen Pawelko ermittelt. Bild: AFP
Andrij Pawelko möchte mit der Ukraine WM-Gastgeber werden. Jetzt wurde der Präsident des ukrainischen Fußballverbands verhaftet. Der Verband sieht in den Ermittlungen eine Kampagne prorussischer Kräfte.
Die Ukraine hegt die Hoffnung, 2030 als WM-Ko-Ausrichter auserkoren zu werden – trotz oder gerade wegen des russischen Angriffskriegs. Die Pläne für eine Bewerbung gemeinsam mit Spanien und Portugal stellte der Präsident des ukrainischen Fußballverbands UAF, Andrij Pawelko, Anfang Oktober vor. Der UAF beklagt nun jedoch einen schweren Rückschlag für diese Ambitionen.
Der Grund: Pawelko wurde verhaftet. Ihm wird von der ukrainischen Justiz Veruntreuung internationaler Hilfsgelder vorgeworfen. Nach Berichten ukrainischer Medien verurteilte das Kiewer Bezirksgericht Petschersk Pawelko zu zwei Monaten Arrest. Pawelko durfte gegen eine Kautionszahlung von umgerechnet rund 260.000 Euro auf freiem Fuß bleiben – gestellt wurde die Summe vom UAF. Laut dem ukrainischen Onlineportal Football Hub wird gegen Pawelko in zehn Fällen ermittelt. Im Visier der Justiz ist auch der Generalsekretär des UAF, Jurij Zapisotskyj, geraten. Wie die englische Zeitung „Guardian“ berichtet, wird ihm zur Last gelegt, gemeinsam mit Pawelko fast 700 000 Euro veruntreut zu haben.
Mehrjährige Untersuchung
Die Anschuldigungen gegen Pawelko und Zapisotskyj sind das Ergebnis einer mehrjährigen Untersuchung, in der es unter anderem um mutmaßlich überhöhte Zahlungen des UAF an das Unternehmen SDT aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geht, das mit dem Verband beim Bau der ersten Kunstrasenfabrik der Ukraine zusammengearbeitet hatte.
Denys Bugaj, Anwalt des Verbandes, erklärte gegenüber ukrainischen Medien, dass es zwar hohe Zahlungen an SDT gegeben habe, das Geld aber vom Fußballverband zurückgefordert worden sei. Es sei nicht in der Bilanz des UAF aufgetaucht, da es über ein drittes Unternehmen, Softex, an den ehemaligen italienischen Schiedsrichter Pierluigi Collina gezahlt worden sei, der ein Gläubiger sei. Bugaj wies alle Anschuldigungen von sich: „Die Untersuchung besagt, dass es eine Veruntreuung von UAF-Geldern gibt. Das ist nicht wahr. Bei den fraglichen Geldern handelte es sich um eine Zahlung für Dienstleistungen, die der berühmte Fußballschiedsrichter Pierluigi Collina für den UAF erbracht hatte. Es gab dafür Beweise, aber diese Beweise wurden dem Gericht nicht übergeben, sie wurden versteckt.“
Gegen den 42 Jahre alten Zapisotskyj läuft ein weiteres Ermittlungsverfahren, in dem der Verbleib von Millionenzahlungen des europäischen Fußballverbands UEFA an den ukrainischen Verband geklärt werden soll.
Von kriminellem Verhalten will der UAF jedoch nichts wissen. Der Verband behauptete via Facebook, Grund der derzeitigen Ermittlungen sei etwas anderes: „Wegen seiner aktiven antirussischen Haltung und der Forderung nach dem Ausschluss russischer Mannschaften von UEFA-Wettbewerben und der FIFA haben Vertreter der prorussischen Kräfte in der Ukraine ein Strafverfahren gegen den Verband eingeleitet.“ Das unmittelbare Ziel aber sei es, so der UAF eindeutig: die Ukraine als WM-Gastgeber 2030 zu verhindern.