Olympische Spiele 2012 : Indien startet nur unter Protest
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Protest gegen „Dowlympics“: Überlebende der Bhopal-Katastrophe Bild: dpa
Die Zusammenarbeit der Olympia-Organisatoren mit Dow Chemical sorgen für Empörung in Indien. Der Konzern hat die Firma Union Carbide gekauft, die für die Giftkatastrophe in Bhopal verantwortlich ist.
Die indische Mannschaft wird nur unter Protest an den Olympischen Spielen in London teilnehmen. Grund dafür ist die Zusammenarbeit des Organisationskomitees (Locog) mit dem amerikanischen Chemieriesen „Dow Chemical". Dieser Konzern hat 1999 die Firma „Union Carbide" gekauft, die für die Giftkatastrophe vor 28 Jahren in Bhopal verantwortlich ist. Über die Form des Protests wird das Indische Olympische Komitee am Freitag entscheiden.
Erst in diesen Tagen hat es endgültig einen Boykott ausgeschlossen. Der Konzern liefert die Plastikumhüllung für das Londoner Olympiastadion. Außerdem gehört er seit Juli 2010 zu den Top-Sponsoren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die in einem Vier-Jahres-Zyklus jeweils etwa 100 Millionen Dollar an die olympische Familie bezahlen.
In einem scharf formulierten Brief an das IOC protestierte unterdessen das indische Sportministerium gegen das Dow-Engagement. „Wir sind bestürzt, dass das IOC die Gefühle eines großen Teils seiner Angehörigen, darunter Olympiateilnehmer, nicht respektiert und seine Zusammenarbeit mit Dow Chemical nicht beendet hat", heißt es in dem Brief. Das IOC wird aufgefordert, den Fall noch einmal zu prüfen. Es solle „im höheren Interesse der Ideale der Menschenrechte, des Mitgefühls und der Solidarität sofort Schritte unternehmen, das Sponsoring von Dow Chemical zu beenden". Dabei gehe es um eine „starke Botschaft, dass die edlen Ideale der olympischen Bewegung hochgehalten werden".
Schon im Dezember hatte sich die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf die Seite der Protestierer gestellt. Meredith Alexander, Mitglied der Kommission für Nachhaltigkeit der Londoner Spiele, war aufgrund des Dow-Geschäfts zurückgetreten. IOC und Locog wiesen alle Vorwürfe mit dem Hinweis zurück, Dow habe die Firma erst 15 Jahre nach dem Unglück übernommen.
Bei der größten Industriekatastrophe der Geschichte waren etwa 20.000 Menschen gestorben, viele andere schwer geschädigt worden. Noch heute ist der Standort der einstigen Fabrik verseucht. Im Dezember 2010 hatte die indische Regierung eine Verdoppelung der bisherigen Entschädigungszahlungen (470 Millionen Dollar) beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten eingeklagt. Dow Chemical sieht alle Ansprüche nach dem Vergleich aus dem Jahr 1989 zwischen der Regierung und Union Carbide als abgegolten an.