Fifa-Präsident Infantino : Matratzen für 11.440 Franken
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Nicht mehr alles gut: Gianni Infantino hat Probleme Bild: Reuters
Privates auf Kosten der Fifa? Der neue Präsident Gianni Infantino wird innerhalb des Fußball-Weltverbandes angegriffen. In einem Dokument sind angebliche Verfehlungen aufgelistet.
Der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa), Gianni Infantino, ist innerhalb seiner Organisation heftiger Kritik ausgesetzt worden. In einem internen Dokument, das der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt, wird dem Fifa-Chef vorgeworfen, sich innerhalb seiner ersten drei Monate an der Spitze des Verbandes Verfehlungen habe zu Schulden kommen lassen. Dazu gehören Flüge in Privatjets und private Anschaffungen auf Kosten der Fifa. Die Unterlagen sollen inzwischen der verbandseigenen Ethikkommission zur Prüfung vorliegen.
Während Infantino nach außen weiterhin die Fifa-Krise für beendet erklärt und Kritiker einer „Hexenjagd“ gegen seine Person bezichtigt, ziehen Fifa-Mitarbeiter seine Integrität offensichtlich nach nur 100 Tagen Amtszeit in Zweifel. Bei den Vorwürfen aus internen Protokollen geht es um zahlreiche Verstöße gegen den Ethikkodex sowie die Governance-Regeln. Aufgeführt werden Flüge mit einem Privatjet am 18. April von Genf nach Moskau, zwei Tage später von dort weiter nach Qatar und am 22. April aus dem Emirat zurück nach Zürich.
Im Privatflieger
Offiziell ging es um den Besuch der WM-Standorte 2018 und 2022. Die Fifa hatte für Infantino Linienflugtickets für 7300 Dollar gebucht. Er soll sie aber kurzfristig abgelehnt haben. Infantino nahm laut Unterlagen statt dessen einen Privatflieger in Anspruch. In den Dokumenten wird ein Gegenwert der Reise zwischen 115.000 bis 150.000 Dollar angenommen. Doch es gab offenbar weder eine Rechnung noch Angaben von Infantino zum Anbieter oder Gönner des Luxusfluges. Dabei ist es wichtig zu wissen, wer die Reise im Minijet finanziert hat und warum.
Der Fifa-Präsident ist gehalten, allein der Anschein eines Interessenkonfliktes zu vermeiden. Die WM-Ausrichter Russland und Qatar müssen sich seit ihrer Wahl Korruptionsvorwürfen stellen. Auf Nachfrage teilte die Fifa am Mittwoch mit, Infantino hätte auf den Strecken Flugangebote des russischen Sportministers Witali Mutko sowie der russischen und qatarischen WM-Organisatoren angenommen. Dies habe zur Einhaltung der Termine beigetragen.
Besuche in aller Welt
Auch am 6. Mai nutzte Infantino gemäß der Dokumente einen Privatflieger zum Besuch des slowenischen Fußballverbandes, obwohl die Fifa-Reisestelle ihm verschiedene Angebote für Linienflüge zu 1800 Dollar gemacht hatte. Doch Infantino stieg mit in den gecharterten Geschäftsflieger des europäischen Fußballverbandes Uefa, wie die Fifa angibt. Der Gegenwert dieses Trips: 12.000 bis 18.000 Dollar. Wieder gab es nach den vorliegenden Unterlagen keine näheren Angaben von Infantino an die Fifa-Adminstration.
Am Wochenende meldete die Schweizer „Sonntagszeitung“, dass Infantino zur Privataudienz beim Papst in Rom nach dem Champions-League-Finale und zurück in die Schweiz eine Privatmaschine eines russischen Oligarchen nutzte. Aus Sicht des Weltverbandes handelte es sich um eine „Privatreise“ Infantinos.
Wie finanziert sich der Präsident
Dass der Jurist aus dem Wallis bisher keinen Rappen Gehalt von der Fifa erhält, wirft Fragen auf: Wie finanziert sich der Präsident seit einem Dreivierteljahr? Erhält er Unterstützung von dritter Seite und falls ja, wie hoch ist sie? Ist er aus Sicht des Verbandes frei in seinen Entscheidungen? Die von der Vergütungskommission vorgegebene Summe für seinen Präsidentenvertrag lehnte Infantino ab – angeblich zwei Millionen Franken. In Tonaufnahmen, die der F.A.Z. von den Council-Sitzungen des Verbandes Mitte Mai in Mexiko-Stadt vorliegen, nannte er den Betrag vor den Kollegen im höchsten Fifa-Gremium „beleidigend“. Anhand der Aufzeichnungen lässt sich auch ein von Infantino betriebenes Intrigenspiel gegen den Fifa-Chefkontrolleur Domenico Scala erkennen.