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Ärger um Zeitplan : Machtpolitik mit Leichtathletik

Ungeachtet der Corona-Pandemie plant der Leichtathletik-Weltverband seine Diamond League 2021 mit 14 Stationen auf vier Kontinenten. Bild: dpa

In der Diamond League 2021 geht es nicht nur um laufen, werfen und springen. Besonders pikant ist die Ansetzung zweier Termine, die die Athleten vor die Wahl zwischen Nike und China stellen wird.

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          China gegen Nike, die ehrgeizige Großmacht gegen den Platzhirsch des Sportmarketings. Diese brisante Konfrontation verbirgt sich im gerade veröffentlichten Terminplan der Diamond League, der bedeutendsten Wettkampfserie der Leichtathletik.

          Das Duell firmiert unter den Chiffren Eugene (Oregon) und „China2“. Als wären sie Kanonenboote im Südchinesischen Meer, kommen sich die beiden im Kalender gefährlich nahe; so nahe, dass sich nur einer von beiden durchsetzen kann. Was man schon lange weiß: Der Sportartikel-Gigant Nike feiert im kommenden Jahr Geburtstag und hat zur 50-Jahr-Feier am Gründungsort Eugene die Leichtathletik-Weltmeisterschaft akquiriert. Eigentlich. Weil aber die Olympischen Spiele von Tokio um ein Jahr auf 2021 verschoben sind, wird auch die WM der olympischen Kernsportart ein Jahr später stattfinden, 2022.

          Geburtstage lassen sich zwar nachfeiern, aber nicht verschieben. Deshalb wird das Sportfest am 21. August 2021 ein besonderes werden. Eugene präsentiert sein neugebautes WM-Stadion, und die Veranstalter werden, mit einem Unternehmen im Rücken, dessen Jahresumsatz an vierzig Milliarden Dollar kratzt, jeden Athleten und jede Athletin von Rang und Namen zu verpflichten suchen. Devise: Dieses Treffen muss ein großes Fest werden.

          Dasselbe allerdings gilt für die Veranstaltung am Vorabend, am Freitag, den 20. August. Noch tun Diamond League und der Weltverband World Athletics zwar so, als sei der zweite Standort der Diamond League in China ein Geheimnis. Doch längst hat sich herumgesprochen, dass sich hinter China2 die boomende Retortenstadt Shenzhen vor den Toren Hongkongs verbirgt. Das Recht zu dieser Veranstaltung erwarb die Agentur Wanda aus Peking, als sie die Vermarktungsrechte der Diamond League kaufte. Bekannt ist Wanda durch die Übernahme der Sportagentur Infront mitsamt dem für diese tätigen Günter Netzer.

          Auch mit der Golden League in Shenzhen verbinden sich also größere Erwartungen als die auf Siege und vielleicht Rekorde im Laufen, Springen und Werfen. Die Sonderwirtschaftszone soll der sozialistische Edelstein in der sogenannten Greater Bay Area werden, zu der die Staatsmacht Shenzhen gewaltsam mit Macau und Hongkong vereint. Um den nötigen Glanz zu erwerben, wird auch dort nicht gespart werden. Das rundum modernisierte Stadion der Universiade von 2011 wird feierlich eröffnet werden.

          Dies stellt Athleten, ob sie eine Woche vorher in Schanghai antreten oder sich von ihren olympischen Triumphen oder Enttäuschungen erholen, vor die Frage, welche Macht sie unterstützen wollen. Eigentlich. Die Veranstalter werden ihnen, das steht zu erwarten, mit der Aufteilung der Disziplinen die Wahl abnehmen, ob sie lieber für das Geld Chinas springen oder für das von Nike rennen wollen.

          Michael Reinsch
          Korrespondent für Sport in Berlin.

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