Fall Mollaei und seine Folgen : Irans Judo-Verband siegt vor dem Cas
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Hat sich dagegen gewehrt, nicht gegen Israelis kämpfen zu dürfen und tritt nun für die Mongolei an: der gebürtige Iraner Saeid Mollaei Bild: AFP
Zwar stellt der Cas „schwere Verstöße“ der Iraner gegen die Regularien des Internationalen Judo-Verbandes fest, hebt die Suspendierung von unbestimmter Dauer aber dennoch auf.
Das Internationale Sportschiedsgericht Cas hat die Sperre des iranischen Judo-Verbandes aufgehoben, die vom Internationalen Judo-Verband IJF verhängt worden war. Die IJF hatte den iranischen Verband auf unbestimmte Zeit sanktioniert, weil iranische Funktionäre ihren Sportlern Kämpfe gegen israelische Gegner verbieten und so gegen die fundamentalen ethischen Prinzipien sportlicher Wettkämpfe verstoßen.

Sportredakteur.
Auslöser war der Umgang des iranischen Verbands und Beamten iranischer Sicherheitsorgane mit dem Judoka Saeid Mollaei während der Weltmeisterschaft 2019 in Tokio. Mollaei war damals von Offiziellen seines Verbands, von Mitarbeitern der iranischen Botschaft in Tokio und nach eigener Darstellung vom Präsidenten des nationalen olympischen Komitees der Islamischen Republik Iran unter Druck gesetzt worden, aus dem WM-Turnier auszusteigen, um einem möglichen Kampf gegen den späteren Weltmeister Sagi Muki aus Israel aus dem Weg zu gehen. Mollaei verließ daraufhin sein Heimatland und tritt mittlerweile für die Mongolei an.
Vor knapp zwei Wochen war er der erste iranische Sportler, der, beim Judo Grand Slam in Tel Aviv für die Mongolei, seit der Revolution von 1979 zu einem Wettkampf in Israel antrat. Mollaei wurde beim Turnier in der Mittelmeermetropole Zweiter.
Der Cas, der „schwere Verstöße“ des iranischen Verbandes gegen die IJF-Regularien feststellte, begründete seine Entscheidung mit einer fehlenden Rechtsgrundlage für eine Suspendierung von unbestimmter Dauer. Der Fall wurde an die Disziplinarkommission der IJF zurück verwiesen. Die IJF ist bislang der einzige internationale Sportverband, der die kategorische Weigerung der Sportverbände der Islamischen Republik Iran, gegen israelische Sportler anzutreten, mit einer Suspendierung sanktioniert hat.
Die IJF hob in einer Pressemitteilung hervor, dass dem iranischen Verband auferlegt wurde, sich mit 5000 Franken an den Verfahrenskosten des internationalen Verbandes zu beteiligen. Zudem verwies der Verband darauf, dass das Schiedsgericht angesichts der iranischen Verstöße gegen das Gebot der politischen Neutralität und das Diskriminierungsverbot festgehalten hat, dass eine Suspendierung oder ein Ausschluss des iranischen Verbandes grundsätzlich in Betracht kommen. Auch angesichts der Aussagen des Präsidenten des iranischen Judoverbandes, Arasch Miresmaeili, der Mollaeis Wettkampf in Tel Aviv als „ewiges Schandmal“ bezeichnet hatte, werde man nun „weitere Maßnahmen und Entscheidungen“ erwägen. Die Aufhebung der Suspendierung eröffnet iranischen Judoka einstweilen die Möglichkeit, an den ab 23. Juli geplanten Olympischen Spielen in Tokio teilzunehmen.
Auch bei olympischen Wettkämpfe müssen iranische Sportler israelischen Gegnern aus dem Weg gehen, gegebenenfalls unter Verzicht auf den eigenen Wettkampf. So war Miresmaeili 2004 als zweimaliger Weltmeister in der 66-Kilogramm-Klasse zu den Olympischen Spielen nach Athen gereist. Die Auslosung vor der Eröffnung der Spiele ergab einen Auftaktkampf gegen den Israeli Ehud Vaks. Miresmaeili kündigte an, nicht gegen Vaks zu kämpfen. Die Eröffnungsfeier am Freitag beging er als Fahnenträger des iranischen Teams, zum Wiegen am Wettkampftag erschien Miresmaeili übergewichtig. Der damalige iranische Präsident Mohammad Chatami lobte Miresmaeilis Auftreten, das ohne weitere Konsequenzen durch internationale Sportverbände blieb. Es werde zu den Ruhmestaten der iranischen Nation gezählt werden, so Chatami damals laut „BBC“.