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IOC suspendiert Kims NOK : „Brückenbau“ nach Nordkorea gestoppt

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Szene aus einer anderen Zeit: Im März 2018 war die Stimmung zwischen IOC-Präsident Thomas Bach und dem nordkoreanischen Herrscher Kim Jong-Un versöhnlicher gewesen. Bild: AFP

Vor den Winterspielen 2018 hatte Thomas Bach das abgeschottete Land noch umworben. Nach dem Verzicht Nordkoreas auf seine Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio endet die Geduld des IOC-Präsidenten.

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          Für Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel wollte Thomas Bach einst sogar UN-Sanktionen außer Kraft setzen. „Der Sport“ müsse „Brücken bauen“, betonte der IOC-Präsident rund um die Winterspiele 2018 in Pyeongchang – auch zum international geächteten Nordkorea. Doch die Zeit des diplomatischen Tauwetters ist mittlerweile schon wieder vorüber, und auch die Beziehung des Internationalen Olympischen Komitees zu Machthaber Kim Jong Un abgekühlt. Das bekam nun das nordkoreanische NOK zu spüren.

          Bachs Exekutive suspendierte die Organisation wegen dessen Verzichts auf die Teilnahme an den Spielen in Tokio bis Ende 2022, inklusive der Drohung, die Sanktion auszudehnen. Bei den Winterspielen in Peking (ab 4. Februar) dürften nordkoreanische Athleten somit – wenn überhaupt – nur unter neutraler Flagge starten. Der diplomatische Brückenbau ist Geschichte, das IOC greift durch – für seine Verhältnisse sogar ungewöhnlich konsequent. Auf Unterstützung muss Nordkoreas NOK jedenfalls vorerst verzichten, auch auf finanzielle.

          Nordkoreas Nationales Olympisches Komitee hatte Anfang April bekannt gegeben, aus Angst vor der Corona-Pandemie kein Team nach Japan zu entsenden. Das IOC erklärte nun, vor Olympia „Zusicherungen für eine sichere Durchführung der Spiele gegeben und bis zur letzten Minute konstruktive Vorschläge für eine angemessene und maßgeschneiderte Lösung unterbreitet“ zu haben, „inklusive der Bereitstellung von Impfstoffen“. Diese Vorschläge seien vom NOK Nordkoreas „systematisch abgelehnt“ worden.

          „Begrenzter Einfluss“

          Experten für Nordkoreas Außenpolitik waren sich schnell einig: Das angespannte Verhältnis zu Japan sei der wahrscheinlichere Grund für die Absage. Südkorea nahm die Entscheidung „mit Bedauern“ zur Kenntnis, nach der Annäherung 2018 in Pyeongchang, als die verfeindeten Länder mit einer gemeinsamen Mannschaft die Eröffnung gefeiert und im Frauenturnier Eishockey gespielt hatten, stocken so auch die Friedensbemühungen auf der sportlichen Bühne. Von einer gemeinsamen Bewerbung für Olympische Spiele ist ebenfalls kaum noch die Rede. Der Verstoß gegen die Olympische Charta ist für das IOC Grund genug für die rasche Sanktion gegen Nordkorea.

          Im Fall Belarus laufen die Ermittlungen der Ringe-Organisation dagegen weiter, nach der Flucht der Leichtathletin Kristina Timanowskaja vor dem eigenen NOK, die während der Spiele in Tokio weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, vermeldete das IOC keinen neuen Stand. Auch zu den Sorgen um die Menschenrechtsverstöße im kommenden Olympia-Gastgeberland China äußerte sich Präsident Bach nur ausweichend.

          „Die Verantwortung des IOC besteht darin, sich um humanitäre Angelegenheiten in der olympischen Gemeinschaft zu kümmern“, sagte Bach und wies darauf hin, dass der Einfluss „begrenzt“ sei. Kritiker werfen dem IOC vor, mit der Vergabe der Winterspiele 2022 nach China die Regierung zu unterstützen, der Völkermord an den Uiguren in der Xinjiang-Region vorgeworfen wird.

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