FIFA-Präsident unter Druck : Aussagen über Mittelmeer-Flüchtlinge „missinterpretiert“
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Alles aus dem Kontext gerissen? Findet zumindest FIFA-Präsident Gianni Infantino. Bild: dpa
Nach einer fragwürdigen Aussage über afrikanische Flüchtlinge ist FIFA-Präsident Gianni Infantino um Schadensbegrenzung bemüht. Das alles sei falsch verstanden worden.
FIFA-Präsident Gianni Infantino hat nach seiner umstrittenen Aussage über afrikanische Flüchtlinge und Migranten den Versuch einer Einordnung unternommen. Dieser Teil seiner Rede vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarats am Mittwoch sei anscheinend „missinterpretiert“ und „aus dem Kontext“ gerissen worden, sagte Infantino (51) laut einer Mitteilung des Fußball-Weltverbands bei Twitter. Es sei ein „allgemeiner Kommentar“ gewesen, der nicht im direkten Zusammenhang mit der Möglichkeit der Ausrichtung der Weltmeisterschaften im Zweijahresrhythmus stünde.
Infantino verteidigt WM-Gastgeber Qatar
Während seiner Rede hatte Infantino zum Abschluss über die FIFA-Pläne referiert, den WM-Rhythmus von vier auf zwei Jahre zu verkürzen. Als er über die Vorteile sprach, sagte er auch: „Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, dass sie nicht über das Mittelmeer kommen müssen, um hier vielleicht ein besseres Leben vorzufinden – aber wahrscheinlich den Tod im Meer. Wir müssen ihnen Möglichkeiten und Würde geben. Nicht indem wir wohltätig sind, sondern indem wir alle teilhaben lassen.“
In seiner Stellungnahme dazu wollte er „klarstellen, dass meine allgemeine Botschaft in meiner Rede war, dass jeder in einer verantwortlichen Position die Verantwortung hat, zur Verbesserung der Situation für Menschen auf der ganzen Welt beizutragen“. Das sei nicht auf den afrikanischen Kontinent beschränkt gewesen.
Die Verkürzung des WM-Rhythmus ist ein großes Streitthema im Weltfußball. Die Europäische Fußball-Union und der südamerikanische Kontinentalverband Conmebol sind dagegen. Infantino hatte während seiner Rede am Mittwoch das Selbstverständnis der europäischen Verbände kritisiert und angemahnt, auf die Vorteile zu schauen, die ein kürzerer WM-Rhythmus nach seiner Ansicht für andere Teile der Welt mit sich bringe.
Zudem verteidigte Infantino vor dem Europarat abermals den wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehenden WM-Gastgeber Qatar und wies Berichte über Tausende Todesfälle auf den Baustellen zurück.
Deutliche Kritik an Infantino kam schnell vom früheren FIFA-Präsidenten Joseph Blatter. Der Chef des Fußball-Weltverbandes begebe sich „offenbar gerne auf das politische Parkett“, vergesse aber seine Kernaufgaben, sagte Blatter dem Sport-Informations-Dienst. Infantino wolle „die Welt retten – merkt aber nicht, dass seine Aussagen nicht nur ironisch, aber zynisch wirken, und sein Bezug zu Afrika weltfremd und ehrverletzend ist“.
Blatter, der im Mittelpunkt zahlreicher Korruptionsvorwürfe steht und sich immer wieder kritisch über seinen Nachfolger äußert, erneuerte zudem seine Bedenken bezüglich der möglichen Verkürzung des WM-Zyklus auf zwei Jahre. Dies würde „die FIFA-Pyramide auf den Kopf stellen“, sagte er. Blatter befürchtet, dass andere Verbände nachziehen könnten: „Das würde zu einer Übersättigung in jeder Beziehung führen.“