
Alfons Hörmanns Attacke : Neues vom Poltergeist
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Führt Streit an allen Fronten: Alfons Hörmann Bild: dpa
Der ehemalige DOSB-Präsident Alfons Hörmann zeiht seinen Nachfolger Thomas Weikert der Lüge: Der Vorwurf erscheint lächerlich. Er liefert nachträglich weitere Argumente für seine Ablösung.
Neuer Beschuss aus dem Allgäu: Alfons Hörmann hat sich wieder zu Wort gemeldet, der ehemalige Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Diesmal nahm er seinen Nachfolger ins Visier, Thomas Weikert. Den wegen seiner Integrität angesehenen Juristen zieh er der „Lüge“. Weil der in einem Interview von „guten Vier-Augen-Übergabegesprächen“ gesprochen hatte, echauffiert sich nun Hörmann: „Schlichtweg gelogen“, zitiert ihn die „Allgäuer Zeitung“.
Warum? Weil es nur zu einem Vier-Ohren-Gespräch kam in Zeiten der Pandemie. Jedenfalls ist das die einzige zweifelsfreie Differenz zwischen Weikerts Interviewaussage und dem Geschehen: Es gab allein ein Telefonat nach der Präsidentenwahl im Dezember 2021. Wie lange es dauerte, ob es die Bezeichnung Übergabegespräch verdiente, ist eine Frage der Wahrnehmung. Weikert will sich zum Inhalt nicht äußern. Der Fall erscheint lächerlich.
Das ist er aber nicht. Hinter der Attacke Hörmanns so kurz vor Beginn der Winterspiele mit dem ersten großen Auftritt des neuen DOSB-Chefs steckt vielleicht keine durchdachte Strategie, aber ein ungeheurer Furor. Hörmann will der Welt das Gegenteil von dem beweisen, was offensichtlich ist: sein Führungsversagen.
Die Ethikkommission des DOSB hatte ihm im Sommer nahegelegt, sich vor Ablauf seiner Amtszeit im Dezember 2022 einem Misstrauensvotum zu stellen. Hörmann gab auf. Und pflegt seitdem die Geschichte von einer Intrige. Weil eine Hand voll Fachverbandspräsidenten im März 2021 in einer bekannten Protokollnotiz festhielt, dass sie Hörmann loswerden will. Nun behauptet der Allgäuer, auch Weikert sei „ aktiv an der gesamten Entwicklung“ beteiligt gewesen.
Streit an allen Fronten
Was auch immer Hörmann damit meint, er kommt trotz saftiger Ankündigungen seit Monaten nicht mit Beweisen für ein verwerfliches Handeln aller, schon gar nicht Weikerts, um die Ecke. Stattdessen bestätigte sein Verhalten bei seiner Suche nach Autoren eines anonymen Briefes vom vergangenen Mai, in dem ihm nachgesagt wurde, eine „Kultur der Angst“ im DOSB zu verbreiten, seine Rücksichtslosigkeit. Hörmann ließ Schriftproben etwa eines ehemaligen Vorstandsmitglieds von einem Gutachter prüfen, einen aggressiven Anwalt Drohschreiben verschicken, um ein Geständnis zu erzwingen. All das, zusammen mit Hörmanns umfangreicher Darstellung, lässt der DOSB von einem externen, mit Juristen besetzten Gremium aufarbeiten.
Wer bis zur Veröffentlichung der Verfolgungsmethoden im Herbst noch nicht erkannt hatte, warum eine Gruppe Verbandspräsidenten seit Jahren Hörmanns zwischenmenschliches Verhalten so öffentlich wie es nur geht beklagte, darunter auch Weikert schon 2016 in der F.A.Z., bekam es quasi schwarz auf weiß – vom Präsidenten selbst. Deshalb spielt der anonyme Brief keine Rolle bei der Frage, warum Hörmann keine Zukunft mehr hatte im DOSB.
Sein Streit an allen Fronten, mit der Sportabteilung des Innenministeriums, dem Internationalen Olympischen Komitee, den Olympiabewerbern von Rhein-Ruhr, mit Medien im ganzen Land, um nur das Mindeste zu schreiben, schrie nach einem Wechsel. Der jüngste Angriff, das Timing, die Konstruktion von Argumenten führen vor Augen, wie überfällig er war. Und dass der DOSB den Geist, den er einst rief, noch lange nicht los ist.