„Wir gegen Doping“-Initiative : Forschung fortsetzen!
- -Aktualisiert am
„Wir wollen Kriterien auflisten, an denen sich Qualität und Glaubwürdigkeit der Dopingbekämpfung in Deutschland künftig messen lassen“ Bild: dpa
Die Anti-Doping-Initiative „Wir gegen Doping“ fordert Thomas Bach eindringlich dazu auf, ihre Vorschläge im Kampf gegen Doping zu berücksichtigen. Mit einem Brief erreicht den neuen IOC-Präsidenten eine umfangreiche Aufgabenliste.
Zwanzig deutsche Athletinnen und Athleten aus den vergangenen fünf Jahrzehnten und acht Sportarten haben Thomas Bach in einem Brief eindringlich aufgefordert, ihre Vorschläge im Kampf gegen Doping zu berücksichtigen. Auf Initiative der früheren Leichtathletinnen Claudia Lepping und Sylvia Schenk hat die Gruppe mit dem Aktions-Namen „Wir gegen Doping“ die im August veröffentlichte Studie zur Manipulation in Westdeutschland („Doping in Deutschland von 1950 bis heute“) zum Anlass genommen, dem scheidenden Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und seinem Gremium auf dringend notwendige Konsequenzen aufmerksam zu machen.
Mit dem Schreiben erreichte Bach eine umfangreiche Aufgabenliste. „Damit wollen wir Kriterien auflisten, an denen sich Qualität und Glaubwürdigkeit der Dopingbekämpfung in Deutschland künftig messen lassen“, heißt es in dem Brief. „Wir gegen Doping“ fordert unter anderem eine Fortsetzung der aufklärenden Forschung, mit Blick auf die Interessenskonflikte eine „strikte Trennung“ der Verbindung von Nationaler Anti-Doping-Agentur und Sportverbänden.
„Wir gegen Doping“ - Brief an Thomas Bach (PDF)
„Wir gegen Doping“ - Aufgabenliste (PDF)
Die Initiative will den Ausschluss in Doping verstrickter Personen aus dem Sport durchsetzen, ein Whistleblower-System für Meldungen vertraulicher Informationen einrichten, Verbände zur Führung eines frei zugänglichen Archives verpflichten und die Einbindung vom Sport unabhängiger Personen in die Anti-Doping-Arbeit. Die Initiative ist der Ansicht, dass die vom DOSB eingesetzte Evaluierungskommission unter Leitung des ehemaligen Richters am Bundesverfassungsgericht, Professor Udo Steiner, lediglich einen kleinen Teil der nun zu leistenden Arbeit abdecke.
„Nur wenn jetzt über diese Kommission hinaus eine grundlegende Anstrengung unternommen wird, den humanen Spitzensport grundlegend voran zu bringen, lässt sich jene Glaubwürdigkeitslücke schließen, die aus unserer Athleten-Sicht über Jahrzehnte nicht nur durch einzelne Täter bzw. in Leistungsmanipulationen Verstrickte, sondern auch durch - trotz offensichtlicher Mängel im Anti-Doping-System - untätige oder naive Sportfunktionäre, Ärzte und politisch Verantwortliche immer größer geworden ist.“
„Wir gegen Doping“ ist der Überzeugung, dass die Rahmenbedingungen, Systemzwänge und Mentalitäten, die zu einer „Doping-Kultur“ führen können, in Deutschland unverändert bestehen. Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören namhafte frühere Sportler sowie Anti-Dopingkämpfer. Die Liste reicht von Brigitte Berendonk, Olympiateilnehmerin 1968 und Autorin des Standardwerkes über Doping-Manipulation in Deutschland, über den Handball-Weltmeister Johannes Bitter, die Fechterin Imke Duplitzer (Silbermedaillengewinnerin 2004), den früheren Weltklasse-Schwimmer Helge Meeuw bis hin zum Olympiateilnehmer im Wasserball, Michael Zellmer.
Sie hoffen, dass der DOSB das Thema auf der Präsidiumssitzung am kommenden Montag und Dienstag in Frankfurt bespricht. Bach, der am Donnerstag - nach seiner Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees in Buenos Aires - wieder in Deutschland landete, wird bei dieser Gelegenheit seinen Rücktritt als DOSB-Chef bekannt geben.