Dopingaffäre um Sprint-Star : Gatlin feuert seinen Trainer
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Taten statt Worte: Justin Gatlin feuert seinen Trainer nach Dopingvorwürfen Bild: dpa
Eine Undercover-Recherche kostet Gatlins Trainer Mitchell den Job. Wie Manager Wagner soll er Dopingmittel angeboten haben. Die Anti-Doping-Behörden ermitteln. Gatlin war schon zweimal gesperrt.
Eine Undercover-Recherche typisch britischen Einschlags hat den früheren Sprinter Dennis Mitchell seinen Job als Trainer von 100-Meter-Weltmeister Justin Gatlin gekostet. Reporter des „Daily Telegraph“ hatten sich gegenüber Mitchell und dem österreichischen Leichtathletik-Manager Robert Wagner als Vertreter einer Filmproduktion auf der Suche nach leistungssteigernden Mitteln ausgegeben.
Vor allem Wagner, ein früherer Bahnhofsvorsteher, der mit dem Fall der Mauer seine Karriere als Leichtathletik-Manager mit Stars der DDR-Leichtathletik begann, geht in den angeblich heimlich mitgeschnittenen Aufnahmen in die Vollen: „In der Leichtathletik geht es um Doping“, sagt Wagner in einer der Aufnahmen, er könne nur „nicht vor fünf Leuten sagen, dass wir das ständig machen. Glauben Sie, Justin macht es nicht? Glauben Sie, Dennis (Mitchell war erfolgreicher Sprinter in den neunziger Jahren; d. Red.) hat das nicht gemacht? Alle machen es.“
Den Reportern bietet Wagner an, er könne Wachstumshormon aus Österreich in die Vereinigten Staaten bringen und Rezepte auf seinen Namen ausstellen lassen. Mitchell, mit der Sprintstaffel der Amerikaner 1992 Olympiasieger und 1996 Silbermedaillengewinner, ist auf dem Video zu sehen, wie er für sich in Anspruch nimmt, dass seine Athleten mit Doping nichts zu tun hätten. Er wolle aber „hypothetisch“ sagen, dass es unterschiedliche Klassen an Doping-Mitteln gebe, und „maßgeschneiderte Mittel“ nicht zu entdecken seien.
Der 35 Jahre alte Gatlin, Olympiasieger von 2004, war zweimal wegen Doping-Vergehen gesperrt: 2001 und 2006. Bei seinen Auftritten bei Großereignissen ist er deswegen häufig vom Publikum ausgebuht worden, auch bei seinem Sieg bei der WM in London im August. Gatlin schrieb nun auf der sozialen Plattform Instagram: „Ich nutze keine leistungssteigernden Doping-Mittel und ich habe keine benutzt.“ Er sei „schockiert und überrascht“ zu erfahren, dass sein Trainer etwas mit auch nur dem Anschein dieser derzeitigen Anschuldigungen zu tun haben würde. „Ich habe ihn sofort rausgeschmissen, als ich davon erfahren habe.“
Mitchell war 1998 vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) für zwei Jahre gesperrt worden. Die IAAF hatte, anders als der amerikanische Leichtathletik-Verband, die Behauptung des Sprinters, die positive Probe auf einen erhöhten Testosteron-Wert sei mit viermaligem Geschlechtsverkehr mit seiner Frau an deren Geburtstag zu erklären, nicht akzeptiert.
Nach der Sperre war er Mitglied der Sprintstaffel, die 2001 zunächst Weltmeister wurde und um die sich dann ein Teil des Doping-Skandals um den Coach Trevor Graham entwickelte. Mitchell sagte gegen Graham aus, dieser habe ihn mit Doping-Mitteln und Wachstumshormon versorgt. Mitchell bestreitet, einem Training, das den Einsatz verbotener Mittel beinhaltet, mit dem vermeintlichen Schauspieler zugestimmt zu haben.
Wagner, mit den Vorwürfen konfrontiert, sagte wiederum, ihm sei klar gewesen, dass er nichts mit Doping zu tun habe. Seine Behauptungen seien Teil des Spiels gewesen, bei dem er mitgemacht habe. Ob Gatlin dope, wisse er nicht, da er nicht dessen Agent sei. Gatlin hatte den Reportern über Wagner gesagt, dieser sei ein guter Typ „mit guten Kontakten. Besseren Kontakten, als er uns offenlegt“. Wagner sagte, er habe die „Integrity Unit“ der IAAF über die Kontakte zu Undercover-Journalisten im November informiert. Sowohl die amerikanische Anti-Doping-Agentur als auch die Ermittlungseinheit der IAAF haben nun mit Untersuchungen des Falls begonnen.