Dopingkontrollen : Umstrittene Firma soll deutsche Athleten testen
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Wie genau sind Dopingkontrollen? Eine schwedische Firma steht in der Kritik Bild: dpa
Die ARD-Dokumentation über systematisches Doping in Russland ließ die schwedische Kontrollfirma IDTM in schlechtem Licht erscheinen. Trotzdem wird sie im kommenden Jahr auch deutsche Athleten kontrollieren.
Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) lässt die Doping-Kontrollen in Deutschland ab 1. Januar 2015 auch von der schwedischen Firma IDTM durchführen. Das Unternehmen aus der Nähe von Stockholm sieht sich nach der Ausstrahlung der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping“ Manipulationsvorwürfen ausgesetzt. Eine Kontrolleurin der Firma hatte eine Kontrolle bei der russischen Mittelstreckenläuferin Julia Stepanowa zunächst telefonisch angekündigt und anschließend bei der Urinprobe nicht beaufsichtigt. Stepanowa, die derzeit wegen Dopings gesperrt ist und in der Dokumentation als Kronzeugin auftritt, hatte das Verhalten der Kontrolleurin gefilmt. IDTM teilte auf F.A.Z.-Anfrage mit, die Doping-Kontrolleurin sei umgehend suspendiert worden, da die Firma niemals Abweichungen von den vorgeschriebenen Kontrollrichtlinien akzeptiere.
Nada-Vorstand Lars Mortsiefer sagte, die deutsche Anti-Doping-Agentur habe IDTM nach Ausstrahlung des Beitrags angeschrieben und nach einer Erklärung verlangt. „Wir haben umgehend eine Antwort bekommen. Das von uns geforderte Qualitätsmanagement wurde uns zugesichert, wir sind von dem Gesamtkonzept, das IDTM bietet, überzeugt.“ Mortsiefer sieht in dem Zuschlag für IDTM einen „Vertrauensvorschuss“, betonte aber, die Nada habe den Vertrag bewusst für lediglich ein Jahr abgeschlossen. „Wir haben uns vertraglich abgesichert, sofern es Grund zur Beanstandung geben sollte. Die Qualitätsstandards können jederzeit überprüft werden. Zudem haben wir in Deutschland ganz andere Mechanismen des Qualitätsmanagements, als jene, die in den ARD-Beiträgen in Russland zu erkennen waren.“ Die ARD-Filme hatten ein staatlich unterstütztes Doping-System in Russland offengelegt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur sei „in der Pflicht, die Vorgänge selbst oder durch eine unabhängige Expertenkommission aufzuklären und – vor allen Dingen – die nötigen Konsequenzen zu ziehen“, hieß es in einer Stellungnahme der Nada.
Die deutsche Anti-Doping-Agentur hatte das Vergabeverfahren im August eingeleitet. IDTM wird für die Nada im kommenden Jahr zwischen 1000 und 2000 Trainings- sowie 1000 bis 2500 Wettkampfkontrollen vornehmen. Den weitaus lukrativeren Zuschlag erhielt das deutsche Unternehmen PWC mit Sitz im bayerischen Gilching, mit dem die Nada seit langem zusammenarbeitet. PWC („Professional Worldwide Controls“) wird bis zu 8000 Trainingsproben nehmen und bis zu 2500 Wettkampfkontrollen vornehmen und hat den Zuschlag für die Kontrolle der A- und B-Kader-Athleten sowie der doping-intensiven Sportarten bekommen. Kritiker halten der Nada seit Jahren die Anzahl der in Deutschland genommenen positiven Doping-Proben vor. 2013 waren von 8106 Trainingskontrollen drei positiv.