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Hintergründe zum Dopingskandal : Blut und Spiele

Sportler unter Verdacht: Der Dopingskandal wird noch weitere Kreise ziehen. Bild: dpa

Der aufgeflogene Doping-Ring des Dr. med. Mark S. zeigt, wie die betrügerischen Netzwerke des Sports funktionieren. Warum ist das nie aufgefallen?

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          Dumm oder dreist? In Österreich gibt es ein Anti-Doping-Gesetz. In Deutschland noch ein noch deutlich schärferes. Zum Schrecken des Sports. Denn wenn Strafverfolger einen hinreichenden Verdacht haben, dann taucht schon mal der Staatsanwalt in der Turnhalle auf. Oder im Quartier eines Athleten. Die Kanüle für die verbotene Bluttransfusion steckt noch im Arm von Max Hauke, als österreichische Beamte am Mittwoch die Tür zu einer Unterkunft öffneten. Seitdem fragt sich die halbe Welt und mit ihr Doping-Experten, wie dumm man sein kann, während einer Weltmeisterschaft quasi vor der Nase der Kontrolleure und der selbsterklärten Saubermänner unter den Funktionären das klassische Blut-Doping zu betreiben. Oder fühlten sich die Manipulateure so sicher wie einst das Kartell des Super-Dopers Lance-Armstrong?

          Anno Hecker
          Verantwortlicher Redakteur für Sport.
          Christoph Becker
          Sportredakteur.

          Dreister noch als die Athleten bei der WM im Ski-nordisch in Seefeld trat die vermutlich zentrale Figur in diesem Stück organisierter Doping-Kriminalität auf. Der deutsche Mark S., ein Mediziner mit Sitz mitten in Deutschland. Wer das ist? Für den geneigten Sportfan ein reichlich unbekannter Arzt aus Thüringen, Anfang 40; für den deutschen Spitzensport ein alter Bekannter. Vor zehn Jahren war ihm schon Doping vorgeworfen worden, öffentlich, im deutschen Fernsehen. Vor sechs behauptete er als Zeuge vor Gericht, im damaligen Rad-Profi-Team Gerolsteiner habe er sich an die Diktion des Chefs gehalten: brav die Anti-Doping-Regeln beachten. Unterstützung durch die Ärzte habe es nicht gegeben. Mancher Profi erinnerte sich anders, David Kopp beispielsweise erzählte, S. habe das verbotene Synacthen zur Hand gehabt. „Die Mittel wurden nicht offensiv angeboten. Aber man konnte sich bei den Ärzten über alles von Belang austauschen – verboten oder nicht verboten.“ Der Richter glaubte S., zwei anderen deutschen Ärzten und auch dem Teamchef nicht: Die Klage gegen den des Dopings überführten Stefan Schumacher auf Rückzahlung von Gehalt wurde abgewiesen. Schumacher hatte erklärt, alle im Team hätten Bescheid gewusst.

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