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Doping : Ein unbeschadeter Ruf?

  • -Aktualisiert am

Bild: reuters

Gegen den kanadischen Arzt Anthony Galea ermitteln die Behörden. Er soll illegale leistungsfördernde Mittel an Sportler weitergegeben haben. Auch Tiger Woods und Dara Torres waren seine Patienten.

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          Kanadische Behörden wollen am Freitag Anklage gegen einen Arzt aus Toronto erheben, der unter dem Verdacht steht, Athleten mit illegalen leistungsfördernden Mitteln versorgt zu haben. Um welche Anschuldigungen gegen Dr. Anthony Galea es sich konkret handelt, der im Laufe der Jahre prominente Sportler wie die Schwimmerin Dara Torres, Golfprofi Tiger Woods und Leichtathletik-Olympiasieger Donovan Bailey betreute, weiß zurzeit noch nicht einmal sein Anwalt. Denn die Staatsanwaltschaft hüllt sich in Schweigen. Doch laut Zeitungsberichten in den Vereinigten Staaten dürfte es sowohl um Verstöße gegen die Zollbestimmungen als auch gegen das Arzneimittelgesetz gehen.

          Eine Assistentin von Galea war im September an der kanadisch-amerikanischen Grenze aufgehalten worden, nachdem der amerikanische Zoll in ihrem Wagen eine Tasche des Arztes gefunden hatte, in der sich unter anderem Wachstumshormon und das Präparat Actovegin befanden. Das Mittel, das von der Schweizer Firma Nycomed auf der Basis von Kalbsblut hergestellt wird und den Sauerstofftransport im Körper anregen soll, wurde im Jahr 2000 im Abfall von Lance Armstrongs US Postal Team bei der Tour de France gefunden. 2004 gab der spanische Radprofi Jesus Manzano zu, dass er die Substanz, der Epo-ähnliche Eigenschaften zugesprochen werden, eingenommen hatte. Das Präparat ist in den Vereinigten Staaten nicht zugelassen. Seine Einfuhr ist verboten.

          Die Anschuldigungen gegen Galea wurden bei einer Hausdurchsuchung der kanadischen Polizei im Oktober weiter erhärtet, bei der unter anderem Computerdaten mit Informationen über Patienten beschlagnahmt wurden. Diese Informationen wurden einem Bericht in der „New York Times“ zufolge auch an das FBI weitergegeben, das in den Vereinigten Staaten weitere Ermittlungen führt. Wie die New Yorker „Daily News“ berichtet, sei der Mediziner schon eine Weile bei der amerikanischen Anti-Doping-Agentur „eindeutig auf unserem Radarschirm“. Der 50 Jahre alte Arzt erklärte inzwischen, es sei ausgeschlossen, dass die Behörden Material gefunden hätten, das belegen würde, dass er Sportler mit Doping-Mitteln versorgt habe. Sein Anwalt bestritt alle Vorwürfe und erklärte der Zeitung, Galea habe einen unbeschadeten Ruf.

          Sportarzt mit illegalen Mitteln: Anthony Galea (r.)
          Sportarzt mit illegalen Mitteln: Anthony Galea (r.) : Bild: AP

          Diese Reputation beruht unter anderem auf seiner Anwendung von zentrifugiertem Eigenblut in der Behandlung von gelenkverletzten Sportlern. Die Gabe von angereichertem Plasma gilt nach den Bestimmungen der Welt-Anti-Doping-Agentur als Doping, wenn sie nicht vom Arzt an die Kontrolleure gemeldet wird. Zu Galeas Spezialitäten gehört auch der Einsatz von Wachstumshormon, das in Kanada zugelassen ist und das sich Galea seit zehn Jahren selbst injiziert.

          Verbindungen zu Balco

          Die Behandlung von Tiger Woods mit dem sogenannten „Blood Spinning“ begann durch Vermittlung eines Praxis-Partners von Galea, dem Chiropraktiker Mark Lindsay, der die Rehabilitationsbemühungen des Golfprofis nach seiner Knieoperation wegen eines Bänderschadens im vergangenen Jahr leitete. Galea flog mehrfach nach Orlando, lieh sich dort eine Zentrifuge und verpasste Woods in seiner Villa in Windermere Spritzen mit dessen eigenem Blut. Weitere Sitzungen seien geplant gewesen, sagte er der „New York Times“. Aber nachdem er ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten war, habe er Woods nicht mehr besuchen können.

          Auch der Name Mark Lindsay hat Doping-Experten hellhörig gemacht. Der Chiropraktiker, der mit Galea in Toronto eine Gemeinschaftspraxis unter dem Namen Affinity Health betreibt und mit prominenten Athleten in den Mannschaftssportarten Football und Eishockey arbeitet sowie im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft die schwedische Fußballnationalmannschaft betreute, stand nach Angaben von Victor Conte, der Hauptfigur im Balco-Doping-Skandal, mit Tim Montgomery in Verbindung. Der ehemalige 100-Meter-Weltrekordler wurde später aufgrund der Indizien wegen Dopings gesperrt und sitzt derzeit eine fünfjährige Gefängnisstrafe wegen Heroinhandels ab.

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