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Doping : Die Fahnder rücken näher

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Bild: dpa

Die gute Nachricht im Kampf gegen Doping: Verbesserte Analyse-Methoden helfen beim Entlarven hunderter Athleten. Die schlechte: das Moskauer Labor wurde suspendiert.

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          Doper aufgepasst: Die Fahnder sind euch ein großes Stück näher gekommen. Hunderte von Manipulateuren haben die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannten Labore in Köln und Moskau im Verlauf der letzten zwölf Monate entlarvt. Einen entsprechenden Bericht der ARD (WDR) bestätigten die Labore: „Wir haben nach meiner Schätzung Hunderte von positiven Fällen, die wir sonst nicht hätten“, erklärte der Kölner Doping-Analytiker Hans Geyer. Der Moskauer Laborchef Grigori Rodchenko sagte der ARD, 2012 wären all diese Proben unentdeckt geblieben. Die Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln konnten dank eines neuen Ansatzes und einer Optimierung der Analyse festgestellt werden.

          Die Fahnder entdeckten demnach Spuren der schon vor Jahrzehnten im Sport eingesetzten Doping-Mittel Stanozolol (Köln) und Oral-Turninabol (Moskau) lange nach der Einnahme. Nach Informationen dieser Zeitung reicht nun schon ein Zehntel der zuvor notwendigen Spuren in einer Doping-Kontrolle, um die verbotenen Stoffe noch nachweisen zu können. Ob die letzte Einnahme deshalb sechs Monate zurückverfolgt werden kann, wie Rodchenko schätzte, ist fraglich und hängt vor allem mit der Dosierung durch den Delinquenten zusammen.

          In jedem Fall zwingt die markante Verlängerung des Nachweiszeitraums von mehreren Wochen auf mehrere Monate die Doper zu einem hohen Risiko. Doping mit Oral-Turinabol und Stanozolol ist kurz vor dem Wettkampf eher wirkungslos, die Substanzen werden wegen der langfristigen direkten (Kraftzuwachs) und indirekten (Verkürzung der Regeneration) Wirkung auf die Leistungssteigerung in den Trainingsphasen genommen.

          Angeblich keine Deutschen

          Ob die große Zahl der positiven Kontrollen auch zu entsprechend vielen Sperren geführt hat, ist schwer festzustellen. Auffällig waren zuletzt viele Meldungen zu gesperrten Sportlern in Russland und der Türkei, vorwiegend aus den Sportarten Leichtathletik und Gewichtheben. Das passt zu Hinweisen, vor allem in Osteuropa würden noch Doping-Mittel benutzt, die in Westeuropa eher selten eingesetzt werden. Stanozolol und Oral-Turinabol, ein Doping-Mittel, das die DDR-Führung eigens für den Leistungssport entwickeln ließ, sind seit Jahrzehnten grundsätzlich leicht zu entdecken.

          Kanadas Sprinter Ben Johnson wurde der Nachweis von Stanozolol durch den Kölner Analytiker Manfred Donike kurz nach dem olympischen Finale von 1988 in Seoul zum Verhängnis. Angesichts des Entdeckungsrisikos und zahlreicher Kontrollen in Deutschland bei Sportlern aus Disziplinen, in denen Doping besonders verbreitet ist, gelten die Mittel hierzulande als längst überholt. Das gilt offensichtlich nicht für Länder mit einem weniger ausgeprägten Kontrollsystem. Angeblich sind unter den positiv Getesteten keine Deutschen.

          Moskauer Labor geschlossen

          Die erfolgreiche Kooperation von Moskau und Köln könnte auch Folgen für bislang nicht überführte Athleten haben. IOC-Chefmediziner Arne Ljungqvist forderte, eingefrorene Doping-Proben von Olympischen Spielen erneut zu untersuchen. „Dieser Fall ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, Nachtests der olympischen Dopingproben durchzuführen. Hier würde ich sicher Nachtests durchführen. Dafür haben wir ja das Mandat“, sagte Ljungvist der ARD.

          Aufgrund der bis Ende 2014 geltenden Verjährungsfrist von acht Jahren kämen für Nachkontrollen alle Doping-Proben der Olympischen Spiele seit 2006 in Betracht.

          Fast zeitgleich mit der Kunde von der verbesserten Analysemöglichkeit schickte die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) jedoch eine Hiobsbotschaft: Knapp drei Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi im Februar 2014 wurde das Kontrolllabor von Moskau trotz seines Fahndungserfolges vorläufig suspendiert. Wie die Wada am Sonntag mitteilte, wurde die Analyse-Einrichtung aufgefordert, das Qualitätsmanagement bis zum 1. Dezember zu verbessern und das Vertrauen in ihre Arbeit wiederherzustellen. Ansonsten würde ihr die Akkreditierung für sechs Monate entzogen.

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