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Sportler-Sorge in Corona-Krise : Doping in Quarantäne

  • -Aktualisiert am

Kugelstoßer David Storl sorgt sich um die Chancengleichheit in der Corona-Krise. Bild: Picture-Alliance

Ein Sportler sorgt sich, dass Betrug leichter möglich ist, wenn Athleten in Quarantäne nicht kontrolliert werden dürfen. Doch auch abseits der Pandemie wird Chancengleichheit nur vorgegaukelt.

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          Der wortgewaltige Sportfunktionär mit Weltmann-Attitüde hat sich selten gescheut, das bevorstehende Ende der Seuche im Sport einzuläuten: Erst beschwor er die „Selbstreinigungskraft des Sports“, die vor allem dazu diente, nicht von anderen gereinigt zu werden. Dann beherrschte die „Null-Toleranz!“ das Kampfgeschrei gegen Doping.

          Es folgte die Phase der „No needle“-Politik, also des Verzichts des Sportsmanns auf die Spritze, die dann im Arm steckte, als staatliche Ermittler Anfang 2019 ins Athletenzimmer schauten und mit ihrer „Operation Aderlass“ dokumentierten, was auch hierzulande auf Autobahnraststätten aus der oder in die Vene läuft. Damals war zwar in gedämpfter Rhetorik auch vom „Schutz des sauberen Athleten“ die Rede. Aber Geschichte wiederholt sich. Vor einem Jahr kündigte Sebastian Coe, Chef des Weltverbandes der Leichtathleten, allen Manipulateuren den Garaus an: „Wir werden sie erwischen.“

          David Storl schwingt keine großen Reden. Der Mann ist Kugelstoßer, war Weltmeister. In der „Welt“ hat er nun ein paar schlanke Sätze gesagt, in denen glatt das Gegenteil von dem steht, was Coe verspricht. Storl glaubt nicht an Chancengleichheit, wenn er es wider die Pandemie zu den Olympischen Spielen nach Tokio schafft. Seine Argumentation ist so direkt wie der Flug der Kugel: Wenn Athleten in Quarantäne nicht kontrolliert werden dürfen, dann sei „dem Betrug Tür und Tor“ geöffnet.

          Größere Risiken vor Corona

          Der Satz hinterlässt Spuren wie der Einschlag der Kugel im weichen Rasen. Denn die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) darf die unbedingte Nähe, die Sichtkontrolle beim Wasserlassen, die Abnahme einer Blutprobe nicht durchsetzen, solange sich ein Sportler in einer von Behörden angeordneten Quarantäne befindet. Die Bruchstelle im System, ob nun zufällig entstanden oder inszeniert, ist noch kein Beweis für ein (spontanes) Lücken-Doping im großen Stil.

          In Deutschland sind laut Nada seit Januar erst zwölf Kontrollen wegen einer Quarantäne nicht umsetzbar gewesen. Da die Länge aber leicht reicht, verbotene Substanzen einzunehmen, die nach Ablauf des Abstandsgebotes nicht mehr nachweisbar sind, ist die Hemmschwelle viel geringer und die Gelegenheit günstig: Das große Doping, geht es nicht um Blutmanipulationen, findet im Training statt, wo langfristige Grundlagen gelegt werden, etwa für Olympia.

          Vor Corona mussten Athleten größere Risiken eingehen. Dennoch sind wenigstens 134 im Zuge des Nachtestens als Doper der Spiele von Peking und London entlarvt worden, Jahre später. Es wären im Schnitt vier pro Wettkampftag gewesen, bei einem Kontrollsystem auf der Höhe der Betrüger. Das war es so wenig, wie es Coe ist, sobald er und Kollegen mit Anti-Doping-Parolen schwadronieren und Athleten wie Storl vorgaukeln, sie hätten Doping im Griff.

          Anno Hecker
          Verantwortlicher Redakteur für Sport.

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