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Bluttests im Fußball : Der DFB will nachdenken

  • -Aktualisiert am

Wie viele Blutkontrollen gibt es in Zukunft im deutschen Profifußball? Bild: ddp

Nach Darstellung der Nada reicht das Geld von DFB und DFL - 170.000 Euro - nicht für mehr als 100 Blutkontrollen pro Saison. Der deutsche Profifußball reagiert gegenüber der F.A.Z. auf die Kritik.

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          Der deutsche Profifußball will über eine Erhöhung der Zahl seiner Blutkontrollen zur Aufdeckung von Doping nachdenken. „Wir werden in der nächsten Sitzung unserer Anti-Doping-Kommission darüber befinden, ob bei einem Teil unserer Wettkampfkontrollen auf Bluttests umgestellt wird“, sagte Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

          Anno Hecker
          Verantwortlicher Redakteur für Sport.

          Koch reagierte damit auf Kritik an einer Vereinbarung mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur. Zwar wurde die Einführung von Bluttests im Fußball zur möglichen Entdeckung etwa von Wachstumshormon und zum Aufbau einer Blutdatenbank begrüßt. Unter anderem aber erlaubt die Zahlung von DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL), die Rede ist von 170.000 Euro für die neue Saison, nach Darstellung der Nada nicht mehr als 100 Blutkontrollen pro Saison. Andernfalls müsste die Zahl der wichtigen Urinkontrollen zum Nachweis etwa von Anabolika massiv verringert werden.

          100 Blutkontrollen sind nicht nur nach Ansicht von Anti-Doping-Experten wie dem Mainzer Sportmediziner Professor Perikles Simon oder dem Nürnberger Pharmakologen Professor Fritz Sörgel viel zu gering, um wissenschaftlich fundierte Aussagen über den Einsatz von Doping-Mitteln im Fußball zu bekommen.

          Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat der Chefarzt des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa), Professor Jiri Dvorak, deshalb einen umfassenderen Einsatz in Deutschland gefordert: „Wenn man das macht, dann richtig“, sagte Dvorak: „Optimal wäre es, wenn vor Beginn der Saison alle Spieler der Bundesliga getestet würden.“

          „Dann hätte man eine Basis“

          Er glaubt nicht an eine systematische Verbreitung von Doping im Fußball in der Gegenwart, wünscht sich zur Klärung der Frage aber wissenschaftliche Belege, die unter anderem eben nur mit flächendeckenden Blutkontrollen erarbeitet werden könnten: „Dann hätte man eine Basis, könnte weitere Kontrollen in der Saison folgen lassen und die Ergebnisse vergleichen.“

          Anhand von regelmäßigen Blutkontrollen und deren Auswertung in sogenannten Blutpässen lässt sich feststellen, ob Athleten zum Beispiel rund um wichtige Wettkämpfe abweichende Blutwerte aufweisen. Nach eingehender Analyse ließe sich damit indirekt ein Dopingvergehen feststellen und sanktionieren. Die Fifa hat unter Dvorak seit 2011 systematische Kontrollen aufgebaut. Der Mediziner erwartet, bis 2015 über Blut- und Steroidprofile von 2500 bis 3000 der besten Fußballspieler weltweit zu verfügen. Vor der WM 2014 in Brasilien werden demnach von allen Spielern aller teilnehmenden Teams Blutproben genommen.

          „Fußballer haben oft mit Verletzungen zu tun“

          Der deutsche Profifußball ist bislang der Ansicht, dass 500 Trainingskontrollen der Nada - darin sind die beabsichtigten 75 bis 100 Blutkontrollen enthalten - sowie 1700 Urinkontrollen kurz nach den Spielen in Eigenregie von DFB und DFL ausreichen. Tim Meyer, Arzt der Nationalmannschaft und Mitglied der Anti-Doping-Kommission des DFB, hält „Blutkontrollen“ nicht für das „Hosianna“ im Fußball, „weil sie bisher nur für wenige der verbotenen Substanzen und Methoden als wichtigster Nachweis“ dienten.

          „Wenn im Fußball gedopt wird, das bestätigen viele Experten und auch die Statistiken der vergangenen Jahre, dürfte der Schwerpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den anabolen Substanzen liegen“, sagte Meyer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sie sind mit Hilfe der Urinkontrollen nachweisbar: „Fußballer haben oft mit Verletzungen zu tun. Da Anabolika die Regeneration unterstützen und Muskelschwund vermindern können, liegt in solchen Phasen ein potentieller Einsatzzeitpunkt, den die Nada gewiss gezielt kontrolliert.“

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