Nach Nazi-Vergleich : Keller hofft auf Versöhnung mit Koch
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DFB-Präsident Fritz Keller bedauert seinen „schwerwiegenden Fehler“. Bild: dpa
DFB-Präsident Fritz Keller würde Koch gerne nach seinem „Foul die Hände reichen“. Das deutsche Sportministerium, die DFL und Teile der DFB-Spitze distanzieren sich.
DFB-Präsident Fritz Keller hofft nach seiner verbalen Entgleisung auf eine zeitnahe Versöhnung mit seinem Vizepräsidenten Rainer Koch und will weiter an seinem Amt festhalten. „Einen Rücktritt schließe ich aus“, sagte der 64-Jährige der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.
Er habe mit seiner Bemerkung Richtung Koch in der Präsidiumssitzung am Freitag „einen schwerwiegenden Fehler begangen“, sagte Keller zudem in einer vom DFB am Dienstag veröffentlichten Mitteilung. „Ich ging davon aus, dass er meine Entschuldigung, um die ich ihn schriftlich und am Telefon gebeten habe, umgehend annehmen würde. Diese Einschätzung war, wie aus seiner gestrigen schriftlichen Antwort an mich hervorging, falsch. Ich bedauere, dass nach meinem gestrigen Statement ein anderer Eindruck entstanden ist.“
„Zeichen der Versöhnung geben“
Keller hatte Koch übereinstimmenden Berichten von „bild.de“ und „Der Spiegel“ bei der Sitzung am Freitag mit Nazi-Richter Roland Freisler verglichen. Entgegen vorheriger Aussagen des Verbandschefs hat Koch die Entschuldigung dafür bisher jedoch nicht angenommen. „In Zeiten gesellschaftlicher Zerrissenheit sollten wir uns als Fußballer nach meinem Foul die Hände reichen und ein gemeinsames Zeichen der Versöhnung geben“, sagte Keller in der Mitteilung vom Dienstag. „Ich freue mich, dass Rainer Koch zu gemeinsamen Gesprächen bereit ist.“
Nach der verbalen Entgleisung von DFB-Präsident Fritz Keller hat das Sportministerium Nazi-Vergleiche als unangebracht kritisiert. Zwar wolle er einzelne Fälle nicht bewerten, sagte Sprecher Steve Alter am Dienstag in Berlin. Zum Thema selbst habe das Ministerium aber eine klare Position, wonach Nazi-Vergleiche „deplatziert sind und taktlos“ seien.
Gefahr vor Verharmlosung
„Solche Vergleiche bergen immer die Gefahr, dass das NS-Unrecht verharmlost wird, und sie sind daher zu missbilligen“, betonte Alter. „Der Nationalsozialismus ist für Millionen Tote und für unendliches Leid verantwortlich. Und dessen muss sich jeder stets bewusst sein und sich entsprechend verhalten.“
Auch die Vertreter der Deutschen Fußball Liga im DFB-Präsidium mit DFL-Geschäftsführer Christian Seifert an der Spitze haben mit großem Unverständnis auf die verbale Entgleisung von DFB-Boss Fritz Keller reagiert. „Wir distanzieren uns deutlich und in aller Form von der Äußerung und der Wortwahl, die DFB-Präsident Fritz Keller in Richtung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch im Rahmen der Präsidiumssitzung am 23. April getätigt hat. Eine solche Äußerung ist absolut inakzeptabel“, heißt es in einer DFL-Stellungnahme am Dienstag.
Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge vom Deutschen Fußball-Bund haben ihren Präsidenten Fritz Keller für seinen Nazi-Vergleich scharf
kritisiert. „Wir distanzieren uns deutlich und in aller Form von der Äußerung, die DFB-Präsident Fritz Keller in Richtung von
DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch im Rahmen der Präsidiumssitzung am 23. April 2021 getätigt hat“, heißt es in einer vom DFB verbreiteten Erklärung am Dienstag. „Diese Äußerung ist inakzeptabel und nicht zu tolerieren.“
Keller hatte seinen Vizepräsidenten Koch Medienberichten zufolge mit Nazi-Blutrichter Roland Freisler verglichen. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes räumte zwar seinen „schwerwiegenden Fehler“ ein, schloss einen Rücktritt trotz des großen Entsetzens darüber zunächst aber aus.