Uefa-Sitzung : Leise gegen Infantino
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Weiter im Fifa-Council: DFB-Chef Reinhard Grindel wurde von der Uefa als Vertreter bestätigt. Bild: dpa
Präsident Ceferin wird bestätigt. DFB-Präsident Grindel bleibt als Vertreter der Uefa im Fifa-Council. Und PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi sitzt künftig in der Uefa-Exekutive.Zusammen wollen sie in die vorsichtige Offensive gegen die Fifa.
Der europäische Fußballverband (Uefa) ist im Machtspiel mit der Weltorganisation Fifa und deren Präsidenten Gianni Infantino in die Offensive gegangen – allerdings nur mit einem naheliegenden Plan. Das WM-Turnier im Jahr 2030 soll in Europa stattfinden. „Wir werden alles tun, um die Weltmeisterschaft 2030 auf unseren Kontinent zu bringen“, sagte Uefa-Chef Aleksander Ceferin während Uefa-Kongresses am Donnerstag in Rom. Zuvor war der 51 Jahre alte Slowene ohne Gegenkandidat als Präsident wiedergewählt worden. Dies erfolgte durch Akklamation der 55 Nationalverbände. Ceferin führt die Uefa seit September 2016.
Während die nächste WM 2022 in Qatar stattfindet und für das Jahr 2026 die Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada den Zuschlag erhalten haben, bekundeten England, Wales, Schottland, Nordirland und Irland Interesse an einer Gemeinschaftsbewerbung für 2030. Auch Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien zeigen Ambitionen. Eine gemeinsame Kandidatur von Spanien und Portugal mit Marokko hatte Ceferin bereits abgelehnt. Zudem gibt es Konkurrenz außerhalb Europas – von Argentinien, Uruguay und Paraguay (als Reminiszenz an das erste WM-Turnier 1930 in Uruguay). Auch China spekuliert auf einen großen Wurf.
Grindel weiter Uefa-Vertreter in der Fifa
Die Angriffe gegen den vor allem in Europa umstrittenen Fifa-Chef Infantino blieben in Rom aus. Eine offen geführte Diskussion fand nicht statt. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, in den vergangenen Monaten gerne in öffentlicher Opposition zu Infantino, forderte ein „konstruktives Miteinander“ zwischen Fifa und Uefa ein. „Wir in Europa stehen gemeinsam für unsere Werte.“ Ihn bestätigten die Kongress-Mitglieder für weitere vier Jahre als einen der neun Uefa-Vertreter im Fifa-Rat unter Infantino. Die Stellung Grindels innerhalb des deutschen Fußballs wird das eher stärken. Im Herbst will er sich an der DFB-Spitze wiederwählen lassen. Ein bisschen weiter ging Ceferin.
Ohne den Fifa-Präsidenten mit Namen zu nennen, sagte der Rechtsanwalt: „Wir werden den Fußball schützen vor Projekten, bei denen es noch viele Fragen gibt. Ein Anführer ohne Zweifel ist ein irreführender und gefährlicher Anführer.“ Hintergrund ist der Streit um undurchsichtige Pläne, dass für Milliardenzahlungen wohl auch aus Saudi-Arabien neue Wettbewerbe wie eine viel größere Klub-WM kreiert werden.
Kein Ausbund an Transparenz
Darüber wurde in Rom nicht diskutiert. Infantino sprach die Themen während seiner Rede vor der Uefa nicht an. „Der Fußball ist global und verdient es, global entwickelt zu werden. Dafür müssen wir zusammenarbeiten, miteinander reden und diskutieren“, sagte der Schweizer. Er will im Juni für weitere vier Jahre an der Fifa-Spitze bestätigt werden, einen Gegenkandidaten hat er nicht. Es ist nicht sicher, dass seine gewagten Vorhaben komplett scheitern. Wenn Geldverteilung und Machtgefüge stimmen, das zeigt die Erfahrung, spielen Werte oder moralische Standards kaum eine Rolle.
Schließlich ist auch die Uefa kein Ausbund an Transparenz, zeitgemäßer Governance oder Gleichberechtigung: Mit der Französin Florence Hardouin ist wieder nur eine Frau ins Exekutivkomitee gewählt worden. Und im Topgremium sitzt jetzt der Qatarer Nasser Al Khelaifi. Der ist nicht nur Präsident von Paris Saint-Germain – gegen den Klub ermittelt die Uefa wegen Verstößen gegen Financial Fairplay, sondern hat einen Interessenkonflikt, weil er zugleich Chef des qatarischen Sportsenders BeIn ist.
Dieser hält Rechte an der Champions League und hat damit finanzielle Interessen. Zudem hat ihn der Emir Qatars im November 2013 zum Minister ohne Ressort ernannt. Bei der Fifa war die Wiederwahl des stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Witalij Mutko in den Fifa-Rat durch das Governance-Komitee im März 2017 verhindert worden. Infantino sorgte anschließend für die Ablösung des für die Entscheidung verantwortlichen Portugiesen Miguel Maduro an der Spitze des Komitees.