
Olympia und Coronavirus : Lebensträume der Sportler retten
- -Aktualisiert am
Im Juli und August soll Olympia in Tokio stattfinden. Bild: dpa
Noch scheint das Spiel gegen die Verbreitung des Coronavirus nicht verloren. Auch die Sportverbände müssen helfen – für die Chance, zu retten, was noch zu retten scheint: die Olympischen Spiele in Tokio.
Keine Panik! Das ist ein guter Rat. Nicht in Hysterie verfallen vor der Bedrohung des Coronavirus, sondern vor dem Handeln die Situation sachlich analysieren. Das scheint Sportlern, Fans und Protagonisten in diesen Tagen schwerzufallen. Sport ist auch Ausdruck von Lebenslust, wird assoziiert mit Sehnsüchten, mit Gesundheit, Jugend, Kraft, ständiger Entwicklung und Zukunft. Die Dramen in den Arenen berühren die Herzen der Menschen. Das Leben wäre ärmer ohne sie.
Der Kampf des organisierten Sports um seine Messen ist kein Wunder. Die mehr oder weniger lauten Fragen, ob Absagen, Verschiebungen sein müssen, ob Maß und Mittel angemessen sind, erscheinen verständlich. Es steht viel auf dem Spiel. Ja, auf den ersten Blick vor allem das Geschäft, ohne das es den großen Sport der Moderne nicht geben würde. Das Internationale Olympische Komitee, die Europäische Fußball-Union, die Formel 1 werden, vermutlich konnten sie sich eine gute Versicherung leisten, Absagen ihrer Massenveranstaltungen überleben.
Aber von einer EM, von Olympischen Spielen oder Formel-1-Rennen leben Tausende kleiner Unternehmen bis hin zum Souvenirhändler. Für sie ist der Sport nicht allein die schönste Nebensache der Welt, die man vorübergehend abschalten und beizeiten wieder anschalten kann. Deshalb müssen die Behörden mit großer Sorgfalt abwägen, wann und wie sie den Sport aus dem Spiel nehmen.
Es ist richtig, dass diese Entscheidungen letztlich nicht Verbänden überlassen werden darf, deren Politik mitunter weniger auf das Wohl von Athleten ausgerichtet ist, denkt man an die Doping-Problematik oder die rücksichtslose Ausdehnung von Wettkampfkalendern. Sie können Sport organisieren, haben aber kaum Kompetenzen, Epidemien zu verhindern.
Trotzdem kann der Sport seinen Teil beitragen. Denn noch scheint das Spiel gegen die Verbreitung des Virus nicht verloren. Die Verbände müssten im Sinne des Virologen Alexander Kekulé, bei allem Ernst der Lage, die Herausforderung sportlich nehmen und den Behörden entgegenkommen. Mit cleveren Konzepten, wenigstens mit dem Ausschluss von Zuschauern oder auch mit Absagen, bevor sie dazu gezwungen werden. Das hieße auch, viel Geld zu verlieren.
Aber das wäre ein angemessener Preis für die Chance, zu retten, was noch zu retten scheint: die Olympischen Spiele. Bei aller berechtigter Kritik sind sie (noch) der Fixpunkt vieler Sportler aus aller Welt, der Höhepunkt ihrer Karriere. Den meisten bietet sich nach einer mehr als zehnjährigen Vorbereitung nur eine einzige Chance. Lebensträume kann man nicht versichern.