Olympia-Medaillengewinnerin : Lange Haftstrafe für Regimekritikerin in Belarus
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Aliaksandra Herasimenia mit Bronzemedaille bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Bild: picture alliance / dpa
Aliaksandra Herasimenia gewann bei Olympischen Spielen mehrere Medaillen. Nun wird die frühere Schwimmerin in ihrer Heimat Belarus in Abwesenheit zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt.
Die frühere belarussische Schwimmerin Aliaksandra Herasimenia ist in ihrer Heimat in Abwesenheit zu zwölf Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt worden. Das berichtet die belarussische staatliche Nachrichtenagentur „Belta“. Der mehrmaligen Olympiamedaillengewinnerin wird vorgeworfen, „öffentlich zu Handlungen aufgerufen zu haben, die der nationalen Sicherheit von Belarus schaden, einschließlich der Anwendung restriktiver Maßnahmen (Sanktionen) gegen Belarus“. Herasimenia, die 2019 ihre Karriere beendete und im litauischen Exil lebt, gilt als Regimegegnerin und Kritikerin von Machthaber Lukaschenka. Die 36-Jährige befürwortete einen Boykott von Sportveranstaltungen in Belarus und appellierte an das Internationale Olympische Komitee, ihre Heimat zu suspendieren.
Herasimenia ist zudem Mitbegründerin der „Belarussischen Stiftung für sportliche Solidarität“ (BSSF). Die Organisation bot belarussischen Athleten, die wegen ihrer politischen Ansichten vom Staat verfolgt wurden, finanzielle und juristische Hilfe an. Die BSSF wird in Belarus mittlerweile als terroristische Organisation eingestuft. Bei Olympia 2012 in London gewann sie Silber über 50 und 100 Meter Freistil. Vier Jahre später in Rio de Janeiro holte sie zudem Bronze über 50 Meter.
Nach der umstrittenen Wiederwahl Lukaschenkos, der das Land seit mittlerweile 1994 ununterbrochen regiert, kam es 2020 zu landesweiten Protesten, bei denen mehr als 35.000 Menschen verhaftet wurden. Auch mehrere Sportler gerieten ins Visier des Regimes. So wurden den beiden Skilangläufern Swiatlana Andryiuk und Darya Dolidovich die Zulassung zu internationalen Wettbewerben entzogen wegen Unterstützung der Opposition.
Aliaksandra Ramanouskaya, Weltmeisterin im Freestyle-Skiing der Frauen 2019, wurde Ende Oktober 2020 wegen „Fehlzeiten“ aus der Nationalmannschaft entlassen und verkaufte später ihre Goldmedaille, um Geld für den BSSF zu sammeln. Im November 2021 wurde sie von der Polizei festgenommen und zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt.