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Athleten zu Doping-Skandalen : Ihr tut nicht genug!

Bekam Post von den Athleten: Wada-Präsident Craig Reedie Bild: AP

In einem Brief an die Welt-Anti-Doping-Agentur beklagen zahlreiche Sportler nicht genug vor Dopern geschützt zu werden. Sie fordern eine Ausweitung der Untersuchung über Russlands Leichtathletik hinaus. Sportminister Mutko reagiert ungehalten.

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          „Saubere Athleten sind enttäuscht von der Untätigkeit der Welt-Anti-Doping-Agentur.“ Das schreibt ausgerechnet das Athleten-Komitee der Wada ins Stammbuch. In einem Brief an Wada-Präsident Craig Reedie wirft ihm die frühere Langläuferin Beckie Scott vor, Sportlerinnen und Sportler nicht ausreichend vor Doping und Dopern zu schützen. Die Kanadierin ist Vorsitzende des Athletenkomitees. Sie verlangt im Namen des Gremiums, dass die Wada den Hinweisen im Bericht der unabhängigen Ermittlungskommission unter Leitung von Richard Pound nachgehen und die Kommission reaktivieren solle.

          Michael Reinsch
          Korrespondent für Sport in Berlin.

          Die Forderung: Eine eingehende Untersuchung weiterer Sportarten in Russland und eine Ausweitung der Untersuchung auf weitere Länder. „Wir glauben, dass die Ausweitung des Mandats ein Zeichen unserer Verpflichtung gegenüber einem sauberen Sport sein wird und ein Zeichen, dass die Stimme des sauberen Athleten gehört wird“, heißt es in dem Brief.

          Weitere Untersuchung finanziell nicht möglich

          Damit nähren Scott und die Kommissionsmitglieder die Zweifel an der Fähigkeit der Wada, die Rolle als oberster Kontrolleur des Weltsports übernehmen zu können, in die das Internationale Olympische Komitee und viele Verbände sie drängen: als unabhängige Einrichtung für alle Doping-Kontrollen sowie für das Management der Sanktionierung von Verstößen. Reedie hat die im Report über das systematische Doping in der russischen Leichtathletik und die Korruption an der Spitze des Welt-Leichtathletikverbandes (IAAF) enthaltenen Hinweise auf Machenschaften in anderen Sportarten und anderen Ländern abgetan mit dem Hinweis, eine weitere Untersuchung könne sich die Wada finanziell nicht leisten.

          „Unsere Ansicht als Komitee ist, dass die Reaktion bisher – auf solch einen inkriminierenden Report, der auf Beweisen basiert – unbefriedigend gewesen ist, und wir wollen noch einmal unsere starke Haltung ausdrücken und unseren Aufruf an die Wada wiederholen, das Mandat der unabhängigen Kommission auf weitere Sportarten in Russland über Leichtathletik hinaus auszudehnen wie auch auf andere Länder, die in dem Report genannt werden.“ Dies forderten Sportlerinnen und Sportler aus vielen Ländern.

          Wada-Chef Reedie reagierte am Montag bei einer Pressekonferenz auf die Forderung der Athletenkommission und kündigte an, eine Ausweitung auf weitere Länder und Sportarten zu prüfen. Pound, Mitglied des IOC und Gründungspräsident der Wada, hatte bei der Vorstellung des Reports gesagt, dieser beschreibe lediglich die Spitze des Eisbergs. Die Wada hat die russische Anti-Doping-Agentur suspendiert und dem Kontrolllabor in Moskau die Akkreditierung entzogen. Der russische Leichtathletik-Verband ist von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen; seinen Athleten droht der Ausschluss von den Olympischen Spielen in Rio im August.

          Der russische Sportminister Witali Mutko beklagt unterdessen den anhaltenden Ausschluss der russischen Leichtathleten. „Wenn ihr die Entwicklung der Leichtathletik in Russland stoppen wollt, in historischer Perspektive, wenn ihr sie ermorden wollt, dann los, ermordet sie“, sagte er gegenüber „Reuters“. „Ihr sagt, wir sollten eine neue Führung für den Leichtathletik-Verband wählen. Okay, haben wir gemacht. Ihr solltet nicht jemanden wählen, der dies oder das getan hat. Okay, haben wir gemacht“, sagte Mutko. „Es gibt keine Kriterien. Was soll die russische Leichtathletik tun? Auf dem Tisch tanzen? Ein Lied singen?“

          Die IAAF will im Mai entscheiden, ob russische Leichtathleten in Rio starten dürfen. Eines der fünf Kriterien, deren Erfüllung sie erwartet, lautet: „eine starke Anti-Doping-Kultur etablieren“. Mutko versteht die Strafe ganz anders. „Das bedeutet, dass saubere Sportsleute wieder einmal für nichts bestraft werden“, fuhr er fort: „Dies widerspricht vollkommen dem Geist und der Philosophie des Sports und dem Kampf gegen Doping.“

          Unbenanntes Dokument

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