Regel 50 in der Charta : Amerikaner wollen olympisch protestieren
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Protest heute und gestern: John Carlos hob die Faust schon 1968 und unterstützt Proteste auch jetzt (Bild von 2018). Bild: AP
Regel 50 der Olympischen Charta verbietet Sportlern den politischen Protest in der Arena. Die Stimmen, die eine Abschaffung der Regel fordern, mehren sich. Auch John Carlos unterstützt die Initiative.
Die Stimmen, die eine Abschaffung der Regel 50 der Olympischen Charta fordern, mehren sich. Am Samstag veröffentlichte der Athletenbeirat des Olympischen und Paralympischen Komitees der Vereinigten Staaten einen Brief an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Internationale Paralympische Komitee (IPC), in dem die sofortige Abschaffung der Regel gefordert wird, die Sportlern politischen Protest in der Arena verbietet. Stattdessen solle eine neue Strategie entwickelt werden, die die Meinungsfreiheit der Athleten bei Olympischen und Paralympischen Spielen schütze.
Der Brief wurde gemeinsam mit John Carlos verfasst, der 1968 in Mexiko-Stadt die Bronzemedaille im 200-Meter-Sprint gewann und anschließend gemeinsam mit Olympiasieger Tommie Smith protestierte. Beide streckten aus Solidarität mit der Bürgerrechtsbewegung und gegen die Benachteiligung der afroamerikanischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten je eine behandschuhte Faust nach oben und wurden anschließend aus dem amerikanischen Olympiateam ausgeschlossen.
„Athleten lassen sich nicht länger mundtot machen“, heißt es in dem Brief. „Wir stehen an einer Wegscheide. IOC und IPC können nicht länger die Strategie verfolgen, Athleten zu bestrafen oder auszuschließen, die aussprechen, wofür sie einstehen, besonders wenn diese Überzeugungen Ausdruck der Ziele des Olympismus sind.“ Die Funktionäre der Sportverbände „müssen die verantwortungsvolle Aufgabe transparenter Zusammenarbeit mit Athleten und Athletengruppen (einschließlich unabhängiger Athletengruppen) aufnehmen“, um die „Zukunft der Athletenstimmen bei Olympischen und Paralympischen Spielen“ neu zu gestalten.
Ähnliches hatte der Geschäftsführer der Athletenvertretung Athleten Deutschland, Johannes Herber, im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gefordert. Herber hatte gesagt, er sei „skeptisch“, was die Offenheit und Transparenz des Prozesses zur möglichen Neugestaltung von Regel 50 angehe, den IOC-Präsident Thomas Bach zuvor der Athletenkommission des IOC angetragen hatte.