Kritik in F.A.Z. an Bundeswehr : Neue Perspektiven für Sportsoldaten
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Der Bund macht’s möglich: Stabsfeldwebel Franz Heinzelbecker, Chef der Sportfördergruppe Bruchsal (von links) und Gewichtheber Max Lang, Ringer Pascal Eisele, Gewichtheber Almir Velagic, Ringer Denis Kudla und Ringer-Trainer Michael Carl. Bild: Helmut Fricke
Die Bundeswehr reagiert auf die Kritik der Athleten: Künftig soll es nach der ersten Karriere dort weitergehen. Auch die Einzelförderung für Behindertensportler wird ausgebaut.
Die Bundeswehr, größter Förderer des olympischen Sports in Deutschland mit 744 Planstellen, will sich vom Sponsor von Athleten zu deren Arbeitgeber wandeln. Es liege nahe, die ziel- und leistungsorientierten Sportlerinnen und Sportler, die man beschäftige, für eine berufliche Zukunft bei der Bundeswehr zu gewinnen, sagt der für Ausbildung zuständige Brigadegeneral Markus Kurczyk im Kommando Streitkräftebasis Bonn. Dazu will er ihnen weitere Perspektiven eröffnen; auch als Sportlehrer und Sportausbilder.
Von 2018 an sollen deshalb Spitzensportler an der Hochschule der Bundeswehr in München Sportwissenschaft mit den Schwerpunkten Prävention und Rehabilitation studieren können. Der Studiengang sei ein Pilotprojekt für Athleten, welche die Offizierslaufbahn einschlagen und sich verpflichten, mindestens 13 Jahre zu bleiben. Gut möglich, dass weitere Studiengänge an den Bundeswehr-Hochschulen in München und Hamburg folgen.
Der neue Studiengang Sportwissenschaft soll als Fernstudium mit minimaler Präsenzpflicht und einer möglichen Streckung von zwei bis zu fünf Jahren den Bedürfnissen aktiver Topathleten entgegenkommen. Die Verwendung der künftigen Sportlehrer sieht der General in der Therapie von im Einsatz geschädigten Soldaten und im betrieblichen Gesundheits-Management.
Ehemalige Spitzensportler als Unteroffiziere
Darüber hinaus sollen in den nächsten drei Jahren 150 Posten für Sportausbilder geschaffen werden: ehemalige Spitzensportler im Rang von Unteroffizieren mit Trainer-A-Schein. „Wir bekommen es zunehmend mit jungen Menschen zu tun“, sagt Kurczyk, „die noch nie erlebt haben, dass Sport Spaß macht“. Olympiasieger und ehemalige Weltmeister, stellt er sich vor, sollen diese Freiwilligen, die sich zum Dienst an der Waffe melden, fit machen. Bereits jetzt studierten etwa die Hälfte der Spitzensportler nebenbei.
In der Diskussion über die staatliche Sportförderung geht die Bundeswehr in die Offensive. Kurczyk, seit Oktober für die Spitzensportler in der Bundeswehr verantwortlich, reagiert offenkundig auf die Kritik von Max Hartung, dem Athletensprecher im Deutschen Olympischen Sportbund. Er halte die Bundeswehr nicht für ein besonders gutes Instrument zur Sportförderung, hatte dieser zu seinem Amtsantritt im Februar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt.
Er kritisierte, dass es bei ihr – im Gegensatz zu Polizei und Zoll – keine Berufsausbildung gebe und kaum die Aussicht, nach dem Sport übernommen zu werden. „Ich bin überzeugt, dass man das Geld intelligenter und fairer einsetzen kann“, sagte er und alarmierte damit auch die Politik. Diese fordert die Gleichbehandlung von paralympischen Spitzensportlern ein, die nicht Soldat, Polizist oder Zöllner werden können.
Keine Plätze für paralympische Athleten
Kurczyk kündigt an, nicht mehr allein mit den Verbänden, sondern künftig regelmäßig auch mit den Athletenvertretern zu sprechen. Er entscheide, sagt er, wer bleibe und wer gehe. Damit scheint er die Praxis vieler Verbände beenden zu wollen, die Sportdirektoren und Bundestrainer Stellen bei der Bundeswehr zuteilen und entziehen. Zur Verbesserung der Betreuung sollen nach dem Willen von Kurczyk „Sportsoldaten künftig zentral vom Sportmedizinischen Institut der Bundeswehr in Warendorf untersucht und behandelt werden“.