K.o. im Elfmeterschießen : Sportfreunde bezwingen Schlaftabletten
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Kicker der traurigen Gestalt: Leverkusens Kevin Kampl Bild: dpa
Bayer Leverkusen schafft es selbst gegen zehn Sportfreunde aus Lotte nicht, das Pokalspiel zu gewinnen. Im Elfmeterschießen vergeben drei ihrer sechs Schützen. Und der Trainer bleibt im Bus.
In einem Herzschlagspiel hat sich Bayer Leverkusen in denkwürdiger Weise blamiert und den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals verpasst. Beim 3:4 im Elfmeterschießen präsentierten sich die Drittliga-Kicker der Sportfreunde Lotte am Dienstagabend nicht nur kampf- sondern auch nervenstärker als die Profis aus der Bundesliga - und das, obwohl Bayer-Torwart Ramazan Özcan sogar zwei Elfmeter abwehrte. Seine Feldspieler-Kollegen vergaben aber gleich drei Schüsse vom Punkt. Neben Kevin Volland scheiterten auch Charles Aranguiz und Julian Baumgartlinger.
„Die Enttäuschung ist natürlich riesig. Wenn du in der Verlängerung mit einem Mann mehr führst und dann noch verlierst, dann ist das an Dämlichkeit nicht zu überbieten“, kritisierte Sportdirektor Rudi Völler. Der ehemalige Nationalspieler Stefan Kießling befand: „Das darf nicht passieren, dass wir hier verlieren.“ Der Stürmer zeigte sich tief enttäuscht von einer „insgesamt sehr schwierigen“ Situation. „Das habe ich in meiner ganzen Zeit in Leverkusen noch nicht erlebt. Wir müssen jetzt gemeinsam sehen, dass wir wieder da raus und wieder in die Erfolgsspur kommen.“
Schon in den 120 Minuten zuvor war der spielerisch enttäuschende Champions-League-Club nicht über ein 2:2 (1:1, 1:0) hinausgekommen. Dabei schien Volland Bayer mit seinen ersten beiden Pflichtspieltoren (25./95. Minute) den Weg früh geebnet zu haben. Doch zunächst brachte Leverkusens Roberto Hilbert (47.) die Gastgeber durch ein Eigentor zurück ins Spiel, ehe Kevin Freiberger (105.+1) nach Vollands zweitem Treffer sogar in Unterzahl der abermalige Ausgleich gelang. Der eingewechselte Wendel war bereits in der 79. Minute mit Gelb-Rot wieder vom Feld geflogen.
Ohne den gesperrten Trainer Roger Schmidt an der Seitenlinie war es für Bayer der früheste Pokal-Knockout seit dem Erstrunden-Aus in der Saison 2011/12. Der Drittliga-Aufsteiger kassiert damit nicht nur eine Prämie in Höhe von 630.000 Euro, sondern verschärfte auch die sportliche Krise der Leverkusener.
Im Mannschaftsbus sitzend sah der für zwei Spiele mit Innenraumverbot belegte Schmidt, wie sein Team sogar noch Glück hatte. Nach einem Freistoß köpfte Lottes Matthias Rahn den Ball Mitte der ersten Halbzeit zum vermeintlichen 1:1 ins Tor - doch Referee Tobias Welz gab den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht. Eine fragwürdige Entscheidung, wie die Fernsehbilder verdeutlichten - doch selbst diesen Vorteil konnte der Champions-League-Teilnehmer nicht nutzen.
Nach drei sieglosen Pflichtspielen in Serie - zuletzt einem 0:3 bei 1899 Hoffenheim in der Bundesliga - war den Gästen das fehlende Selbstvertrauen anzusehen. Große Torchancen gab es mit Ausnahme von Vollands Treffern fast keine zu verzeichnen, Bayer ließ auch gegen eine Drittliga-Abwehr die Durchschlagskraft vermissen. Stattdessen bekamen 8763 Zuschauer viel Unpräzises vom Favoriten zu sehen und starke Gastgeber, die weite Strecken der zweiten Halbzeit dominierten - selbst in Unterzahl.