Robert Lewandowski : Der „beste Stürmer der Welt“ geht leer aus
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In Trauer vereint und doch allein: Lewandowski knieend, Großkreutz liegend Bild: dpa
Am Ende bleibt ihm nur der Frust: Robert Lewandowski deutet im Finale von Wembley seine Klasse und Gefährlichkeit an. Doch in seinem womöglich letzten Spiel für den BVB kann der zweitbeste Torschütze der Champions League keinen weiteren Treffer erzielen.
Wieder einmal oder einmal noch hatte sich Robert Lewandowski aufgeopfert für seinen Verein. Der zweitbeste Torschütze dieser Champions-League-Spielzeit konnte aber nicht verhindern, dass er und Borussia Dortmund am Ende mit leeren Händen dastanden. Der FC Bayern München gewann schließlich mit einem knappen, aber nicht unverdienten 2:1, während Lewandowski den zehn Toren, die er in dieser so großartigen Dortmunder „Königsklassen“-Saison geschossen hat, keinen weiteren Treffer hinzufügte. Mag sein, dass er schon bald statt des gelben das rote Trikot der besten und erfolgreichsten deutschen Mannschaft tragen wird: das des FC Bayern.
“Robert Lewandowski ist im Moment der beste Stürmer der Welt.“ Das hat vor kurzem kein Dortmunder gesagt, sondern Dante, der brasilianische Innenverteidiger der Bayern. Der kennt den Noch-Dortmunder aus Polen aus einer Reihe von Duellen bestens und freut sich insgeheim vielleicht schon, dass dieser derzeit meistumworbene Bundesliga-Angreifer demnächst zum Kumpel werden könnte. Wenig deutet darauf hin, dass die Vermutung, der 24 Jahre alte Torjäger werde entweder in diesem oder im nächsten Sommer nach München wechseln, falsch sei.
Ganze Bandbreite der Möglichkeiten ausgespielt
Seine Extraklasse demonstrierte der Schwarz-Gelbe mit der Rückennummer 9 im Champions-League-Finale gegen die Bayern von Beginn an. Der erste, abgefälschte, Torschuss in dieser hin und her wogenden Begegnung der beiden deutschen Spitzenmannschaften kam von ihm (3. Minute), der erste Schuss, der Nationaltorwart Neuer zu einer sehenswerten Parade zwang, ebenso (13.).
Dazu zeigte der vielseitige Lewandowski, warum er ein Meister der Ballablagen und der uneigennützigen Defensivarbeit ist. Dass er vor Fouls ebenso wenig zurückschreckt, bekam einmal Boateng, ein zweites Mal Ribéry zu spüren. Mit anderen Worten: Der begehrte Pole spielte in der ersten Halbzeit die ganze Bandbreite seiner Möglichkeiten aus, auch dadurch beflügelt, dass ihm Trainer Jürgen Klopp den rasanten Marco Reus als zweite Spitze zur Seite gestellt hatte.
Erst als die Bayern nach 25 Minuten ihre Stärken, gepaart mit ihrer Gefährlichkeit vor dem Tor von Roman Weidenfeller, fielen die Vorzüge Lewandowskis nicht mehr so deutlich auf wie bis dahin. Wer in drei Bundeligajahren 54 Treffer in 98 Spielen für den BVB erzielt hat und dazu in dieser Champions-League-Spielzeit mit zehn Treffern, darunter allein vier beim 4:1-Halbfinalhinspieltriumph über Real Madrid, ist auf dem Weg zu einem Superstar seines Sports, der auch auf der Wunschliste des FC Chelsea, von Manchester City und bei Real steht.
Alan Shearer, der treffsicherste Stürmer, den die Premier League bisher kannte (260 Tore) sagt über den von ihm hoch geschätzten Polen: „Er ist groß, stark, trifft mit dem Kopf, hat einen exzellenten Touch und schießt die besonderen Tore.“ Doch bis zur Pause des hochklassigen ultimativen deutschen Gipfeltreffens auf dem Rasen des Mythos Wembleystadion fehlte das Entscheidende. Zum Glück für Lewandowski hüben wie drüben.
Hände in den Hüften
Wie groß die Konkurrenz sein wird, auf die Lewandowski in München träfe, bekam er in der 60. Minute schmerzlich zu spüren. Nach ein paar Finessen und Zauberkunststücken von Robben und Ribéry stand Mandzukic, der Münchner „Platzhirsch“ an vorderster Stelle, goldrichtig und löffelte den Ball zum 1:0 für den Favoriten ins Netz.
Ein schwerer Schlag für die bis dahin fast gleichwertigen Borussen. Nun richteten sich die Blicke der BVB-Fans um so sehnsüchtiger auf den Polen in der Hoffnung, dass er für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen möge. Das allerdings in einer Phase des Spiels, in der Lewandowski weniger in Erscheinung getreten und vom Kollegen Reus übertroffen worden war.
Der behielt sein enormes Tempo bei und ließ sich acht Minuten nur mit einem Foul von Dante im eigenen Strafraum aufhalten. Den unzweifelhaften Strafstoß nutzte Gündogan, der Neuer verlud, zum 1:1 (68.), und Lewandowski fand sich gern in der Rolle eines der ersten Gratulanten wieder. Der Stürmer ist wie der Kroate Mandzukic auf der anderen Seite ein erstklassiger Mannschaftsspieler, und deshalb mögen ihn die Dortmunder Anhänger trotz Lewandowskis Abwanderungsabsicht noch immer.
In der Schlussphase machte sich Frust beim Dortmunder Stürmer breit. Nach einem Zweikampf trat er seinem auf dem Boden liegenden Gegenspieler Boateng absichtlich auf den Knöchel. Als dann Arjen Robben kurz vor Schluss den Treffer zum Münchner Sieg erzielte, stemmte Lewandowski die Hände in den Hüften: Er hatte alles gegeben, und es war am Ende vergeblich gewesen.