Ringen im Mittelalter : „Greife ihn an seinen Hals“
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Albrecht Dürer rät: „Greife ihn an seinen Hals“ Bild: Dürer
Ringer-Trainer Albrecht Dürer rät: „Greife ihn an seinen Hals beim rechten Ohr, und ziehe ihn herunter und hüte dich, dass er dir kein Bein stellt.“
Vieles von der Kultur der Antike ist im rauen Mittelalter verloren gegangen. Die Griechen, schreibt Christopher Miller in seiner Abhandlung „Unterwerfungskampf und die Regeln des antiken griechischen Ringens“, waren ihrer Zeit weit voraus. Sie ließen schon Frauen ringen. Und sie hatten den Vorteil der Ringer-Ausbildung für alle anderen körperlichen Aktivitäten erkannt: als Ausgleich für eine menschliche Schwäche angesichts des hohen Schwerpunktes schnell fallen zu können. Miller schreibt: „Ob beim Jagen, Arbeiten, Reiten, im Kampf, beim Laufen, Gewichtheben, auf einem Bein stehen zu können, ohne hinzufallen, ist der Schlüssel.“ Weil die Verletzungsgefahr hoch ist, weil ein Sturz auf den Kopf fatale Folgen haben kann. Beim Ringen, so Millers Schlussfolgerung, entwickelt der Athlet nicht nur ein für das Leben nützliches Balancegefühl - angeblich gehen die Ringer etwas breitbeiniger. Nein, er lernt im Kampf auch, die unvermeidlichen Stürze abzufangen.
Ob sich Albrecht Dürer (1471 bis 1528) deshalb um die Kunst des Ringens verdient machte? Der große Zeichner hat neben den Fechtern auch den Ringern ein Trainingsbuch geschrieben, es mit 119 Ringerpaaren illustriert und jeden Griff akribisch kommentiert, vor Fehlern gewarnt: Zu Figur 13a (siehe Abbildung) schreibt Dürer:
„13. Übung: Wenn dich einer mit den Armen überfallen und umwerfen (nach dem fuss) will, dann halte das Gleichgewicht, und drücke (dauch) ihn von dir weg mit den Armen. So er dich dann also von sich stößt, so greife ihn mit der rechten Hand an seinen Hals beim rechten Ohr, und ziehe ihn herunter wie es hier gemalt ist und hüte dich, dass er dir kein Bein stellt (hint tret) und dass du seinen Kopf nicht loslässt.“