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Volleys gewinnen gegen Berlin : Malescha setzt den Meister matt

  • -Aktualisiert am

Punktegarant: Daniel Malescha hat gegen Meister Berlin wieder zugeschlagen. Bild: Imago

Der überragende Frankfurter Diagonalangreifer Daniel Malescha führt die United Volleys zum Sieg über Berlin. In der Halbfinal-Serie gleichen die Hessen damit aus.

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          Seit Daniel Malescha vor zwei Jahren bei den United Volleys angeheuert hat, ist der gebürtige Münchner die stärkste Offensivkraft. Doch nicht immer konnte der mittlerweile 27 Jahre alte Diagonalangreifer sein ganzes Können ausspielen: In der ersten Saison musste der flexible Sportler häufig auf die Außenposition rücken, da dort durch Verletzungen anderer Spieler eine Lücke entstanden war; in dieser Spielzeit bremste den Mann mit der beeindruckenden Power im Arm Anfang Dezember eine Schultereckgelenksprengung, die er sich im CEV-Pokal-Heimspiel gegen Dinamo Bukarest zugezogen hatte.

          Geduld war gefragt, um wieder zurückzukommen. Länger als erhofft zog sich die Genesung hin; eine Corona-Erkrankung kam dazu. Der Frankfurter Volleyball-Bundesligaverein machte in dieser Zeit eine Krise durch. Pünktlich zu den Play-offs war der Topscorer jedoch wieder da.

          Als wäre er nie weg gewesen, haut der 30-malige Nationalspieler wieder drauf. Erklärte der eher ruhig und bescheiden auftretende Münchner vor ein paar Tagen noch, dass es seinem Schlagarm nach eineinhalb Monaten ohne jegliche Belastung weiter an Stabilität fehle, war davon am Samstagabend nichts zu erkennen. Im zweiten Halbfinalspiel gegen den Meister aus Berlin ließ der mit 29 Zählern erfolgreichste Punktesammler die Stars auf der anderen Seite blass aussehen. Malescha drückte Bälle durch die Mauer, die eigentlich hätten abprallen müssen, er platzierte sie genau dorthin, wo im Feld eine freie Stelle war, und wenn die Annahme des Titelverteidigers doch parat stand, tat sie sich mit der Wucht der Schläge schwer.

          Da auch andere Frankfurter Spieler vor erstmals wieder mehr als 1000 Zuschauern in der Ballsporthalle Höchstform erreichten, was 17 Punkte von Außen Max Staples bestätigen, gelang dem Außenseiter die Überraschung: Im sechsten Aufeinandertreffen mit der Mannschaft aus der Hauptstadt in dieser Saison schaffte der Pokalsieger von 2021 beim 3:2 (25:22, 25:22, 26:28, 14:25, 15:9) den ersten Erfolg und damit den Ausgleich in der Best-of-Five-Serie nach der 1:3-Auftaktniederlage. Nach dem kommenden Auswärtsauftritt am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Max-Schmeling-Halle wird es am Samstag (19 Uhr) noch ein weiteres Heimspiel für United geben.

          Die Partie wurde von Anfang an hitzig und sehr emotional geführt. Zahlreiche Challenges, wie sich die Videobeweise im Volleyball nennen, sorgten immer wieder für Unterbrechungen. Der Superpokalsieger von der Spree, bei dem der deutsche Nationalspieler Ruben Schott wegen Oberschenkelproblemen nur die Annahme stabilisierte, zeigte sich irritiert von dem unbändigen Willen der Gegner, verhinderte jedoch im dritten Satz gerade noch eine schnelle Niederlage. Die Volleys brauchten einen weiteren Durchgang lang, um den „krassen Dämpfer fürs Selbstbewusstsein“ zu verarbeiten, wie Malescha später sagte. Dann meldete sich die als Team funktionierende United-Formation zurück, erwischte im Tiebreak den besseren Start und feierte wenig später, als hätte sie den Titel gewonnen.

          „Wir haben in dieses Spiel alles reingeworfen, was wir haben“, sagte Malescha. Dass es bei ihm so souverän klappte, habe an Extraübungen gelegen, die er in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Zuspieler Leon Dervisaj absolvierte. Der Dirigent und der leidenschaftliche Hobbymusiker feilten intensiv an den Einsätzen. Die bei der Feinarbeit erreichte Harmonie optimierte das Zusammenspiel des Ballverteilers mit dem Schützen, der in seiner Freizeit gerne am Klavier sitzt. „Viel besser als heute kann es gar nicht laufen“, sagte Ma­lescha. „Man muss aber gucken, wie wir uns jetzt regenerieren.“ Darin könnte gerade bei ihm die Schwierigkeit stecken, weil sein Körper durch die Auszeit nicht mehr so gut auf die Belastungen vorbereitet ist.

          Die unfreiwillige Pause des Kapitäns könnte für den Profiklub einen Vorteil gebracht haben. In der Form, in der sich der Schlag-Mann jetzt wieder präsentiert, wäre der nach Aussagen Achtens beste United-Spieler sonst wohl kaum noch ein Jahr am Main zu halten gewesen. „Wer mich Anfang der Saison gesehen hat, weiß, was er an mir hat“, sagt der Sportler selbstbewusst. Doch nicht jeder traut ihm zu, was er zu leisten in der Lage ist. Das hat mit seiner Vorgeschichte zu tun. In der Vergangenheit, in der er mit dem VfB Friedrichshafen dreimal Pokal- und Supercupsieger wurde, machten Malescha schleichende Verletzungen wie ein Ermüdungsbruch am Fuß und eine sensible Schulter zu schaffen. Der damalige Bundestrainer Andrea Giani sortierte den World- und Nations-League-Teilnehmer aus, obwohl er jedes Mal überzeugend zurückkam. Da sein anfälliger Körper ihn auch in der Friedrichshafener Vereinsmannschaft daran gehindert hatte, sich durchzusetzen, zog Malescha die Konsequenzen. Mit hartem Training eignete sich der 2,03 Meter große Spieler am Main größere physische Robustheit an.

          Sein aktueller Coach hadert nur mit einer Schwachstelle des angehenden Wirtschaftsingenieurs: Er könnte als Leitwolf „weniger ruhig“ sein, sagt Achten. Malescha teilt diese Meinung nicht: „Wenn mich etwas nervt, raste ich aus.“

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