Vorsitzender Stefan Hofmann : Überraschungssieger bei Mainzer Wahl
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„Ich will den Verein wieder zusammenführen“: Stefan Hofmann ist der neue Vorsitzende von Mainz 05. Bild: dpa
Bereits im ersten Wahlgang entscheidet Stefan Hofmann die Abstimmung über den neuen Vorsitzenden überraschend für sich. Sogleich macht er klar, was er zuerst ändern will bei Mainz 05.
Stefan Hofmann war noch Minuten nach der Wahl fassungslos. „Ich bin auf diese Situation nicht vorbereitet.“ Einen Sieg im ersten Wahlgang bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung von Mainz 05 hatte er nicht für möglich gehalten. Und plötzlich war er zur Überraschung aller mit 587 Stimmen zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt, der zugleich satzungsgemäß ehrenamtlicher Vorsitzender des dreiköpfigen Vorstands von Mainz 05 ist. 584 Stimmen waren nötig gewesen. Bei drei aussichtsreichen und einem weiteren chancenlosen Kandidaten wurde von drei Wahlgängen bis zur Ermittlung eines Wahlsiegers ausgegangen. So aber waren Jürgen Doetz (337 Stimmen) und Eva-Maria Federhenn (234) sowie der vierte Bewerber Silvio Aita (9) eindeutig unterlegen.
Hofmann folgt damit Johannes Kaluza, der im Dezember nach nur fünf Monaten im Amt zurückgetreten war. „Diese breite Mehrheit schon im ersten Wahlgang gibt mir Kraft für diese Aufgabe“, sagte Hofmann am Ende einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die während der gesamten dreieinhalb Stunden trotz harter Diskussionen eine bemerkenswert sachorientierte Musterveranstaltung für Vereinsdemokratie war.
Mainz 05 hat, nachdem das Bundesligateam am Samstag mit einem 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart sportlich seinen Beitrag geleistet hat, dabei vielleicht den Grundstein dafür gelegt, nach von Dissonanzen und Streit geprägten zwei Jahren wieder zu jener Vereinskultur zurückzukehren, die den Verein einst stark gemacht hat.
Der 54 Jahre alte Hofmann ist der Überraschungssieger, weil ihn bis kurz vor der Wahl nur wenige außerhalb des inneren Vereinszirkels und auf der Geschäftsstelle kannten. Dort erhielt er sehr starken Rückhalt, da er sich bis zu seinem Rückzug im vergangenen Sommer in mehr als einem Jahrzehnt als in Teilzeit tätiger Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums einen hervorragenden Ruf erworben und maßgeblich zur Entwicklung der bundesweit beachteten Mainzer Nachwuchsarbeit beigetragen hat. Klare Kante bewies Hofmann, als er mit deutlichen Worten an den Aufsichtsrat ankündigte, dass das Kontrollgremium sich künftig auf seine Aufgaben besinnen und nicht in den Alltag des Vereins hineinreden dürfe. „Wenn das Führungsvakuum jetzt geschlossen ist, gilt es, dass jedes Organ nach seinem Satzungsauftrag handelt“, sagte er.
Kritik am Aufsichtsrat
Konkret kritisierte er Aufsichtsratschef Detlev Höhne für eine bei FAZ.NET wiedergegebene und in der Versammlung wiederholte Äußerung. „Als ich gehört habe, dass der Aufsichtsrat Rouven Schröder das Vertrauen ausgesprochen hat, dachte ich: Wo sind wir hier? Damit müssen wir anders umgehen“, sagte Hofmann. Höhne entschuldigte sich nach Informationen dieser Zeitung unmittelbar nach der Veranstaltung bei Schröder für seine Worte, die in der Fußballsprache meist als Indiz einer bevorstehenden Trennung gewertet werden. Er habe nicht um die Brisanz gewusst und allein die Einigkeit im Verein unterstreichen wollen. Schröder soll Höhnes Erklärung als glaubwürdig empfunden und die Sache für erledigt erklärt haben.
Unabhängig von dieser Unstimmigkeit betonte Hofmann, dass er im Zusammenspiel mit dem Aufsichtsrat, aber auch den hauptamtlichen Vorstandskollegen Schröder und dem am Sonntag erstmals öffentlich vorgestellten Kaufmännischen Vorstand Jan Lehmann daran arbeiten werde, dass sich die Gremien finden. Der Inhaber der Fußballlehrerlizenz sagte weiter, dass er zwar seine Fußballkompetenz einbringen, aber ganz gewiss nicht als zweiter Sportdirektor in Konkurrenz zu Schröder treten wolle.
Dem als Abteilungsleiter im Bildungsministerium tätigen und für sein Ehrenamt bei Mainz 05 mit einer pauschalen Aufwandsentschädigung von 3000 Euro honorierten Hofmann kommt neben der Vertretung des Klubs bei DFL und DFB, der Kontaktpflege zu Sponsoren oder Politik oder den Repräsentationspflichten bei Fans und Mitgliedern vor allem die Aufgabe zu, als Versöhner zwischen den aufgebrochenen Fronten im Klub den Verein wieder zusammenzuführen. Den Rückhalt seiner Mitbewerber hat Hofmann dabei. Sowohl Federhenn als auch Doetz äußerten sich sehr positiv über den Wahlsieger. „Stefan Hofmann wird das gut machen“, sagte die seit 23 Jahren in der Handballabteilung aktive Federhenn, die nun Mitglied des Aufsichtsrats bleibt. „Und ich werde mich genauso wie zuvor für den Verein engagieren.“ Für den Aufsichtsrat war das Ergebnis von Federhenn freilich ein herber Schlag: Weniger als ein Viertel der Stimmen für die vom Gremium vorgeschlagene Kandidatin sind als deutliches Votum auch gegen die Kontrolleure um Höhne zu bewerten, die das ohnehin fragwürdige Vorschlagsrecht des Aufsichtsrats für einen dadurch privilegierten Kandidaten um den Vorsitz in Frage stellen. Die Mitglieder wollten offensichtlich nicht, dass das Gremium zusätzlichen Einfluss gewinnen könnte durch eine Vorsitzende, die aus dem Gremium stammt.
Doetz wiederum wollte seine Enttäuschung nicht verbergen, „dass ich meine vielen Ideen und Vorhaben nicht als Vorsitzender umsetzen kann“. Der 73 Jahre alte und im Sommer schon von Kaluza knapp bezwungene Medienmanager, der 29 Jahre lang als Vizepräsident im Verein aktiv war und vielen Mitgliedern offenbar als Vertreter des alten Systems nicht ganz geheuer war, sagte zu, dass er sich nicht in einen Schmollwinkel zurückzöge, sondern jederzeit als Ratgeber zur Verfügung stehe. „Stefan Hofmann ist eine gute Wahl für Mainz 05“, sagte Doetz.
Hofmann richtete schließlich noch einen Appell an alle Mitglieder. „Wir sind ein kerngesunder Verein, der neun Jahre in der Bundesliga ist. Aber seit zwei Jahren beherrschen Negativschlagzeilen die Berichterstattung. Unruhe im Verein hat immer auch Einfluss auf die Mannschaft. Deshalb muss jetzt Ruhe einkehren“, sagte Hofmann.