DFB-Pokal gegen FC Bayern : Wie Ajorque das Mainzer Spiel verändert
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Ludovic Ajorque (rechts) hilft auch seinem Sturmpartner Karim Onisiwo (Mitte). Bild: dpa
Die Verantwortlichen von Mainz 05 sind hoch zufrieden mit ihrem neuen Stürmer. Der Franzose Ludovic Ajorque hat großen Einfluss auf das Spiel des FSV, der im DFB-Pokal auf den FC Bayern trifft.
Mit viel Applaus hatten die Fans ihn begrüßt, als er einen Tag nach seinem Transfer in der Schlussphase des Bundesligaspiels gegen Borussia Dortmund das Feld betrat. Mit noch mehr Beifall verabschiedeten sie ihn, als er zehn Minuten vor Ende der darauffolgenden Partie gegen den VfL Bochum den Platz verließ. Was sich nach rund eineinhalb Stunden, die Ludovic Ajorque für den FSV Mainz 05 absolviert hat, sagen lässt: Der Franzose hat das Zeug, sich in die Herzen der Fans zu spielen.
Vorneweg erfüllt der 27-Jährige, sofern die ersten Eindrücke nicht völlig täuschen, die Bedingung, die Sportvorstand Christian Heidel, Sportdirektor Martin Schmidt und Trainer Bo Svensson an eine mögliche Stürmerverpflichtung geknüpft hatten: „Wenn wir noch jemanden holen, muss er uns auf Anhieb helfen können, und er muss uns besser machen“, lautete die Vorgabe der Verantwortlichen. Dass er das kann, bewies der von Racing Strasbourg gekommene Angreifer auch mit weniger als einer Handvoll Trainingseinheiten am Bruchweg.
Und nicht nur wegen seiner Größe von 1,97 Meter bringt er Elemente mit, die den Mainzern seit geraumer Zeit abgingen. Als Zielspieler in der Spitze ist er eine Anspielstation, die den Ball behaupten und weiterleiten kann, gegen Bochum (5:2) war er am vielleicht schönsten, in jedem Fall zielstrebigsten Angriff beteiligt: Halbrechts, noch knapp in der eigenen Hälfte, passte er hart und flach auf die linke Seite, Außenverteidiger Anthony Caci – im Sommer ebenfalls aus Straßburg gekommen – schlug ohne lange zu zögern einen Diagonalball an den gegnerischen Strafraum und eröffnete Karim Onisiwo damit eine Großchance, die Torwart Manuel Riemann jedoch vereitelte. „Ludovic hat drei, vier gute Bälle aufgelegt und einige Konter eingeleitet, er hat gezeigt, was er kann“, sagte Schmidt. „Und er ist ein Teamspieler.“
Keiner profitiert so wie Onisiwo
Nicht minder zufrieden zeigte sich der Trainer mit dem neuen Mann. „Er verändert unser Spiel, und er verändert Karim“, sagte Svensson. Kein anderer profitierte so sehr von Ajorques Anwesenheit wie Onisiwo. Zuletzt hatte der Österreicher selbst die Rolle als erste Anspielstation im Sturm einnehmen müssen, darunter litten seine eigentlichen Stärken. „Jetzt kann er in die Tiefe gehen. Es tut ihm gut, Ludovic da zu haben.“ Drei Treffer, eine Torvorbereitung und auch das 1:0 eingeleitet zu haben, zeugten davon. „Schon dafür hat sich der Deal mit Ajorque gelohnt“, stellte Martin Schmidt fest.
In zwei, drei Situationen wäre es ratsam gewesen, der Franzose hätte selbst den Abschluss gesucht, statt die Nebenleute einzusetzen. „Er sieht sehr böse aus, aber er ist ein sehr netter Kerl“, erklärte Svensson Ajorques Selbstlosigkeit lächelnd. „Und ich messe Stürmer nicht nur an Toren, das habe ich bei Karim ja auch nie gemacht.“ Dazu gehört, dass der neue Mann auch viele Wege in Richtung des eigene Tors machte, um bei Standards zu helfen.
In den Abläufen stimme noch nicht alles, sagte der Spieler selbst, „ich brauche etwas Zeit, um Karim noch besser zu unterstützen. Der Fußball hier ist ein ganz anderer als in Straßburg, ich bin froh, dass ich so schnell reingefunden habe“. Und mit dem ersten eigenen Treffer, ergänzte Martin Schmidt, „wartet er, bis es wichtiger ist“. Das könnte an diesem Mittwochabend der Fall sein, wenn die 05er im DFB-Pokal den FC Bayern München empfangen (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zum DFB-Pokal, in der ARD und bei Sky).
Ajorques Statistiken aus der französischen ersten Liga lassen darauf schließen, dass er sich früher oder später auch in die Torschützenliste der Bundesliga eintragen wird. In den vergangenen Jahren traf er durchweg zweistellig. 2020/21 kam er auf sechzehn Tore und vier Assists, vorige Saison auf zwölf Treffer und acht Vorlagen. Zwar stand in der Hinrunde der laufenden Spielzeit nur ein Treffer zu Buche, doch diese Flaute entsprang anscheinend einer Mischung aus Verletzungspech und Unzufriedenheit damit, dass er nicht schon im Sommer nach Deutschland wechseln durfte – Hertha BSC hätte ihn gerne verpflichtet und stünde jetzt womöglich besser da, wenn der Transfer geklappt hätte.