Besser drinbleiben : Mainz rechnet schonmal durch
- -Aktualisiert am
Besser nicht absteigen: Jonathan Burkhardt und seine Mitspieler stehen unter Druck. Bild: dpa
Mainz 05 muss sparen – obwohl es von der Liga eine unerwartete Geldspritze gibt. Ein Abstieg würde die Situation noch verschärfen. Folgen für die Spieler hat das Ganze aber schon jetzt.
Nicht, dass Bo Svensson und sein Trainerstab noch einen zusätzlichen Anreiz brauchten, um alles dafür zu tun, den FSV Mainz 05 in der Ersten Bundesliga zu halten. Doch es schadet allen Beteiligten auch nichts, zu wissen, welche wirtschaftlichen Folgen ein Abstieg hätte. „Wenn wir Transfererlöse außen vor lassen, stünden uns in der zweiten Liga nur noch rund 55 Prozent der Einnahmen zur Verfügung, die wir in der Bundesliga hätten“, sagt Jan Lehmann, der kaufmännische Vorstand.
„Das wäre schon ein dramatischer Einschnitt“ – zumal der von der nächsten Saison an gültige Fernsehrechtevertrag ohnehin weniger Geld abwirft. Dass sie einen Großteil ihrer Einnahmen aus den Medienerlösen beziehen, bietet den Mainzer Verantwortlichen zumindest eine gewisse Planungssicherheit. Für die nächsten Jahre sei dadurch ein Rahmen vorgegeben, innerhalb dessen sich der Verein bewegen könne, sagt Lehmann. „Da dieser Rahmen aber sehr viel kleiner wird, werden wir unsere Ausgaben für Transfers und Gehälter deutlich reduzieren.“
Für die laufende Saison hatten die 05er Gesamteinnahmen von rund 88 Millionen Euro vorgesehen, „und aktuell bewegen wir uns recht nah an diesem Budget“, berichtet Lehmann. Zwar fehlten mangels Zuschauern in den Stadien Ticketeinnahmen von rund zweieinhalb Millionen Euro. Doch die kamen an anderer Stelle herein: weil die Deutsche Fußball-Liga mit der Klage gegen die fristlose Kündigung des Eurosport-Vertrags recht bekommen hat und entsprechend mehr Geld verteilen konnte – Geld, mit dem die 05er nicht geplant hatten. Auch die Ausgaben überstiegen nicht den vorgegebenen Rahmen. Lehmann verschweigt nicht ein „kleines siebenstelliges Risiko“ für den immer wahrscheinlicher werdenden Fall, dass bis Saisonende gar keine Zuschauer in die Stadien dürfen.
Die eingeplanten Transfererlöse seien erzielt worden, der Verkauf von Rechtsverteidiger Ridle Baku an den VfL Wolfsburg aber, der den 05ern rund zehn Millionen einbrachte, sei dennoch nicht alternativlos gewesen. „Wir mussten ihn nicht verkaufen, um eine Insolvenz zu vermeiden“, betont Lehmann. „Wir hätten dann aber unsere Kreditlinien stärker in Anspruch nehmen müssen und damit das wirtschaftliche Risiko in die Zukunft verschoben.“ Vom Tisch sei das leidige Thema der Gehaltsrückzahlung, sagt Lehmann. Im April, Mai und Juni hatten (unter anderem) die Profis auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet, um dem Verein zu helfen, Einnahmelücken zu schließen.
Dieses Geld wollte der Verein zurückzahlen, sobald es die wirtschaftliche Situation erlaube – davon kann bislang nicht die Rede sein. Ob es einen abermaligen Vorstoß des Vereins in diese Richtung geben wird, könne er noch nicht sagen, meint der kaufmännische Vorstand. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es kein Thema gewesen, „weil es sicher nicht die erste offizielle Handlung der neuen sportlichen Führung sein kann, mit einem möglichen Gehaltsverzicht auf die Spieler zuzugehen. Aber ich kann nicht ausschließen, dass es noch mal aktuell wird, falls sich die Situation verschärft.“
In allen neuen Verträgen aber „steckt Corona in der Form drin, dass das Gehaltsniveau reduziert wird“, kündigt Lehmann an. Und was mögliche Neuverpflichtungen noch in Januar angeht, müsse man bei jeder Entscheidung mit finanziellen Auswirkungen immer im Kopf haben, was sie im Fall eines Abstiegs bedeuten würde. Sprich: Hohe Summen zu investieren und am Ende dennoch abzusteigen, kann sich Mainz 05 nicht leisten.