Freiwasser-Schwimmer : Das besondere Talent des Oliver Klemet
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Chaotische Angelegenheit: Das Freiwasser-Schimmen hat seine Besonderheiten. Bild: dpa
Schwimmer Oliver Klemet eignet sich bestens als Ausdauerspezialist. Bei der Nachwuchs-EM im Freiwasser peilt er eine Medaille an. Perspektivisch soll sein Weg auch zu Olympia führen.
Wer im Freiwasser antritt, kann nicht einfach sein Rennen schwimmen. Die Wetterverhältnisse, die Wassertemperatur, etwaige Strömungen, das Verhalten der Konkurrenz, all das beeinflusst den Wettbewerb. Oliver Klemet liebt diese Herausforderung. Aber genauso gerne zieht der 19 Jahre alte Wehrheimer ungestört im Becken seine Bahnen.
Hauptsache, die Distanzen sind weit genug, damit dem Mitglied der SG Frankfurt die für einen Athleten seiner Zunft eher geringe Körpergröße von 1,74 Metern nicht zum Nachteil gerät. „Ich war schon immer der Typ für die längeren Strecken“, erklärt Klemet. Zu seinen Stärken zähle, sich gut in harte Serien hineinbeißen zu können und nicht aufzugeben. Damit eignet er sich bestens als Ausdauerspezialist.
In diesem Jahr hat er das mit seinen Ergebnissen eindrücklich belegt. Obwohl der Schüler der Carl-von-Weinberg-Schule ein letztes Mal noch zu den Junioren zählt, empfahl das Talent sich bei den Trials im April in Berlin bereits für die EM der Aktiven und erreichte in Budapest nach den zehn Kilometern im Lupa-See als Zwölfter das Ziel. Von den nationalen Titelkämpfen Ende Juni im Stadthafen von Münster kehrte er mit den Goldmedaillen über fünf und zehn Kilometer zurück.
Kein Wechsel nach Magdeburg
Die Nachwuchs-EM, die am Donnerstag in Paris beginnt, sieht der Staffel-Silbermedaillengewinner von 2019 als „sehr coolen Saisonabschluss“ an, bei dem er nach zuletzt Platz fünf diesmal auch nach Edelmetall im Einzel greifen will. Die Erfolge verdankt Klemet seiner Flexibilität. Als sein damaliger Trainer beim TV Wetzlar vor zwei Jahren den Verein verließ, wechselte er selbst an die Frankfurter Eliteschule des Sports und zog ein halbes Jahr später im Internat ein.
Das und eine Schulzeitstreckung ermöglichten ihm zusätzliches Frühtraining. Sein Coach am Olympiastützpunkt, Jan Wolfgarten, hatte als Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften „die richtigen Tipps“ bereit, um dem Neuzugang zu weiteren Sprüngen zu verhelfen. Durch die Wettkampfabsagen wegen der Pandemie konnte er sich fast ein ganzes Jahr auf das Training unter den optimierten Bedingungen konzentrieren.
Von August an muss der Aufsteiger sich abermals umgewöhnen. Wolfgarten verlässt die SGF, um mit seiner Familie nach Portugal umzuziehen. Klemet soll in Zukunft beim früheren Bundestrainer Dirk Lange mit üben, der Mitte August als Cheftrainer die Regie am Beckenrand übernimmt. Ein Wechsel etwa nach Magdeburg, wo neben Olympiateilnehmerin Sarah Köhler ein weiterer Klubkollege, Danny Schmidt, an seiner Form feilt, kommt für ihn nicht infrage.
Olympia-Feeling in Paris
Im Frühjahr steht das Abitur an. „Wenn ich früh genug anfange zu lernen“, sagt der zukünftige Student, dann sollte sich der Schulabschluss gut mit neun bis zehn Einheiten pro Woche vereinbaren lassen. Lust aufs Training hat Klemet immer. Schon als Kind bekam er davon nicht genug. Die Eltern hatten ihren Sohn und dessen drei Jahre ältere Schwester Konstanze früh zu Kursen ins Bad Homburger Seedammbad gebracht.
Dass mehr aus den ersten Zügen wurde, daran hatten sie nicht gedacht. Während die Schwester jedoch nach dem Abitur mit dem Leistungssport aufhörte, soll der Weg des Bruders zu den Olympischen Spielen führen. Bei denen, die in einer Woche in Tokio beginnen, hätte er sich gerne die Nächte vor dem Fernseher um die Ohren geschlagen, um die Schwimmentscheidungen möglichst komplett zu sehen.
Doch vor seinen eigenen EM-Einsätzen am 24. Juli über zehn Kilometer und später im Staffelrennen darf sich der Mitfavorit Schlafdefizite nicht leisten. Olympiafeeling könnte sich trotzdem einschleichen: Die nächsten Spiele werden, wie jetzt die Junioren-Titelkämpfe, 2024 in Paris ausgetragen.