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Frankfurter Basketballklub : Das Kreuz mit der Wildcard für die Skyliners

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Attraktion Basketball-Bundesliga: Die Skyliners wollen den erstklassigen Standort in Frankfurt erhalten, aber nicht um jeden Preis. Bild: Imago

Die Frankfurt Skyliners könnten als Absteiger wieder die Freikarte für die Bundesliga beantragen – aber die Nachteile sind groß. Und der Liga droht im schlimmsten Fall ein großer Imageschaden.

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          Die Medien und die Öffentlichkeit nahmen keine Notiz davon, als die Basketball-Bundesliga im Sommer 2022 den Paragraphen 15 ihres Lizenzstatus änderte. Dieser Abschnitt regelt die Teilnahmerechtsvergabe ohne sportliche Qualifikation und beinhaltete bis dahin folgenden Passus: „Bewerber, die in den vergangenen fünf Jahren eine Wildcard erhalten haben sowie deren Rechtsnachfolger am selben Standort, werden nicht berücksichtigt.“

          Diese Fünfjahresfrist wurde gestrichen, sodass die Fraport Skyliners, die zuletzt über eine Wildcard in der Liga verblieben waren, abermals auf diesem Wege erstklassig bleiben könnten. Allerdings müsste dafür eine freie Lizenz zur Verfügung stehen. Dies wäre der Fall, wenn ein sportlich qualifiziertes Team (mutmaßlich ein Aufsteiger) keinen Lizenzantrag stellt, auf sein Teilnahmerecht verzichtet oder an den Lizenzierungshürden scheitert, weil die wirtschaftlichen Auflagen der Liga nicht erfüllt werden können.

          Ob dies der Fall sein wird, ist noch nicht absehbar. Potenzielle Interessenten müssen ihren „Wunsch für den etwaigen Erwerb eines solchen Teilnahmerechts“ bereits bis zum 15. April erklären. Mittlerweile ist die Liga auf die Klubs zugegangen und hat das Interesse abgefragt. Die Skyliners haben ihres hinterlegt, „um uns alle Möglichkeiten offenzuhalten“, wie Geschäftsführer Yannick Binas betont.

          Vor der Begegnung mit Alba Berlin an diesem Sonntag (15 Uhr, live bei MagentaSport) nehmen die Frankfurter den 17. Tabellenplatz ein. Wäre das auch am Saisonende der Fall, würden sie im Falle eines Wildcard-Verfahrens vor dem Schlusslicht gefragt werden, weil die Liga den sportlich besser platzierten Absteiger belohnen und dem aus der Vergangenheit bekannten Schmieden von Allianzen bei der Lizenzvergabe vorbeugen möchte.

          „Zu viele Unwägbarkeiten“

          Auch dieser Ablauf ist neu und ersetzt das offene und zeitaufwendige Verfahren der Vergangenheit, das den Frankfurtern im vergangenen Jahr erst spät Planungssicherheit ermöglichte. Ziel der Hessen ist es natürlich, den Klassenverbleib auf sportlichem Wege zu sichern. Sowohl Binas als auch Sportmanager Marco Völler sind diesbezüglich auch deshalb optimistisch, weil der Klub vor Ablauf der Wechselfrist am Monatsende noch einen Guard verpflichten wird, der laut Völler bereits über „BBL- und viel Europaerfahrung“ verfügt.

          Die Frage, ob man im Falle der Fälle wieder auf die Option der Wildcard zurückgreifen wird, stellt sich laut Binas derzeit aufgrund „zu vieler Unabwägbarkeiten“ noch nicht. In jedem Fall wäre es ein finanzieller Kraftakt, denn nach den 700.000 Euro für die aktuelle Lizenz müsste man abermals 700.000 bis 800.000 Euro aufbringen. „Wir mussten für die Wildcard im vergangenen Sommer unsere Reserven angreifen“, erläutert Binas. Als Konsequenz musste beim spielenden Personal gespart werden, was sich im Tabellenstand widerspiegelt. „Sollten wir erneut über eine Wildcard in der Liga bleiben, würde die nächste Saison sportlich noch schwerer als die aktuelle“, malt Völler ein eher düsteres Szenario. Ebenso wie Binas ist er sich nicht sicher, ob das abermalige Beantragen einer Wildcard der richtige Schritt für die Skyliners wäre.

          Liga droht ein Imageschaden

          Dabei wurde das Statut genau für solche Fälle geändert, denn die Liga hatte nicht damit gerechnet, dass die Aufsteiger relativ häufig an den Lizenzvoraussetzungen scheitern würden. Letztendlich wurde eine Anpassung an die Realitäten vorgenommen. Die finanziellen Hürden sind aber extrem hochgesteckt, wenn ein Verein in kurzer Zeit zwei Mal diesen Weg beschreiten will. Für das derzeitige Schlusslicht Bayreuth wäre der Betrag wahrscheinlich auch einmalig nicht leistbar.

          „Der Ursprungsgedanke der Wildcard war es, großen und aufstrebenden Klubs einen Platz in der Liga ermöglichen zu können“, erklärt Jens Staudenmayer, der als Prokurist sowie als kaufmännischer und Sportlicher Leiter der Liga fungiert. Diese Option besteht auch weiterhin. Derzeit gibt es aber kein Projekt, das dafür in Frage käme. Gefordert werden unter anderem „eine finanzielle Ausstattung, die höher sein muss als der Durchschnittsetat eines Bundesligaklubs, eine hohe mediale Reichweite und eine Halle mit einem Fassungsvermögen von mindestens 6.000 Zuschauern“.

          Noch ist unklar, ob eine freie Lizenz zur Verfügung stehen wird. Staudenmayer geht davon aus, dass fünf bis sechs Zweitligavereine einen Lizenzantrag stellen werden. Aber ob die Aufsteiger unter den Antragstellern sein werden und ob diese alle Voraussetzungen erfüllen können, wird man sehen müssen. Während das Wildcard-Verfahren per se schon fragwürdig ist, wäre es aber ein noch deutlich größerer Imageschaden für die Liga, wenn eine freie Lizenz nicht vergeben werden könnte und die Basketball-Bundesliga mit nur 17 Teams in die nächste Saison starten würde.

          Der Autor war zweimal Trainer des Jahres in Deutschland.

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