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Schon wieder Chef : Rettet Trainer Perwas die Skyliners?

Loyal und pflichtbewusst: Klaus Perwas übernimmt bei den Skyliners den Job von Geert Hammink. Bild: picture alliance/dpa/Kessler-Sportfotografie

Klaus Perwas springt bei den Skyliners nicht zum ersten Mal als verantwortlicher Trainer ein. Aus der Not heraus soll er den Klassenverbleib schaffen.

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          Am vorvergangenen Freitag erlebten bei den Fraport Skyliners zwei wichtige Mitarbeiter eine Überraschung. Zum einen Geert Hammink, der als Cheftrainer des Basketball-Bundesligavereins von den Klubverantwortlichen elf Spieltage vor Rundenende freigestellt wurde. Trotz einer Niederlagenserie von sechs Begegnungen war der 53 Jahre alte Niederländer überzeugt, mit dem Tabellenvorletzten den Klassenverbleib noch schaffen zu können.

          Jörg Daniels
          Redakteur in der Sportredaktion

          Und Klaus Perwas. Der Assistenztrainer wurde am Morgen „explizit“ ins Büro der Geschäftsführung bestellt. Dort teilten ihm Gunnar Wöbke und Yannick Binas mit, dass er das Frankfurter Heimspiel gegen Chemnitz „coachen“ müsse. Bedenkzeit bekam der 52-Jährige keine. „Wer hätte es sonst machen sollen?“ Perwas, der mit der Trennung von Hammink ebenfalls nicht gerechnet hatte, war einverstanden, im Schnellverfahren in die Rolle des neuen Entscheiders zu wechseln.

          Die Fehler waren oft die gleichen

          Auch an diesem Samstag (20.30 Uhr) beim wichtigen Auswärtsspiel gegen Hamburg wird der gebürtige Osnabrücker das Sagen haben. Sein Einstand als Chef konnte sich sehen lassen: Die Skyliners holten mit dem 89:84 über Chemnitz mal wieder zwei Punkte, es war erst ihr sechster Sieg in 24 absolvierten Saisonspielen. Perwas, der ewige zweite Mann im Trainerstab, machte an vorderster Stelle einiges richtig. Im Hinblick auf die nur sieben Spieler umfassende Rotation verteilte er geschickt die Einsatzzeiten. Außerdem wählte der ehemalige Erstliga-Spielmacher, der mit 27 Jahren seine aktive Karriere aufgrund einer Knieverletzung beenden musste, die Auszeiten zum richtigen Zeitpunkt.

          In dieser Hinsicht wurde Hammink ein Defizit nachgesagt. Die Frankfurter hatten viel Geduld mit ihm. Denn unter seiner Anleitung fand die Mannschaft nicht zu konstanter Leistung. Regelmäßig fiel sie in den Partien in ein Leistungsloch. Die Fehler waren oft die gleichen. Auf die jeweiligen Spielentwicklungen reagierte Hammink ungenügend. Sportmanager Marco Völler erklärte den Niederländer dennoch vor ein paar Wochen noch zum Mann der Zukunft über die aktuelle Saison hinaus. Dessen „positive Art“ und sein „guter Umgang mit den Spielern“ würden für den früheren Bundesliga-Center sprechen, so Völler.

          Woher dann der plötzliche Sinneswandel rührte? „Man überlegt, was kann man noch machen. Wo hat man das beste Gefühl, dass wir es schaffen können.“ In der Woche, in der die Zusammenarbeit mit Hammink beendet wurde, sei jedenfalls „nichts vorgefallen“, teilt Völler mit. Auch Binas stellt klar, dass der ehemalige Cheftrainer „keine silbernen Löffel geklaut“ habe. „Mit Geert haben wir die ganze Zeit versucht, eine Entwicklung anzustoßen. Das hat dann nicht so gefruchtet, wie wir es uns erhofft haben“, begründet der Geschäftsführer die Trennung. Die Kritik, dass diese ziemlich spät in der Saison vonstatten ging, kontert Völler mit diesen Worten: „Zeitpunkt hin oder her – man kann hinterher darüber diskutieren, ob es der richtige Zeitpunkt war.“

          Die Skyliners suchen nun „keinen Feuerwehrmann“ (Binas), der das neuerliche Sorgenkind in höchster Gefahr in der Premiumklasse zum Ligaverbleib führt. Schon in der Vorsaison war der deutsche Meister von 2004 abgestiegen; nur eine Wildcard, die den Klub 700.000 Euro kostete, bescherte den Hessen die weitere Erstliga-Zugehörigkeit. Ein Trumpf, der am Rundenende wegfiele. Verpflichtet der Abstiegskandidat in dieser Saison noch einen Cheftrainer von außen, muss dieser laut Binas eine „zukunftsfähige Lösung“ darstellen. Das bedeutet, dass der neue Mann auf der Kommandobrücke dazu bereit sein müsste, notfalls mit in die zweite Liga Pro A zu gehen.

          Eine solche Perspektive schränkt den Bewerberkreis ein. Trainer mit erstklassigen Ambitionen werden kaum zu finden sein. Auch deshalb spricht einiges dafür, dass Perwas seinen Posten noch einige Wochen inne haben wird. „Wir haben hundertprozentiges Vertrauen in Klaus“, betont Binas. „Er drängt sich nicht in den Vordergrund. Aber er hat die Aufgabe und die Situation sofort angenommen.“ Nur über das Rundenende hinaus wird Perwas in der ersten Reihe wohl nicht mehr zur Verfügung stehen – selbst wenn er sich als Retter feiern lassen könnte. Er braucht das Rampenlicht nicht.

          Perwas und die Basketball-Lebensaufgabe

          Im Basketballbusiness scheint Perwas, der seit 2008 in Diensten der Frankfurter steht, seine Lebensaufgabe gefunden zu haben. Ein hoch geschätzter Assistenztrainer zu sein, der sich ausschließlich auf Basketball konzentrieren kann, verschafft ihm die größte Erfüllung. Es kommt nicht von ungefähr, dass Perwas Bundestrainer Gordon Herbert assistiert, mit dem er einst schon in Frankfurt erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Medientermine zu absolvieren, gehört hingegen nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen des Beförderten. Gleichwohl springt Perwas nicht zum ersten Mal als Nummer eins bei den Skyliners ein. Das ist Ausdruck seiner Loyalität und seines Pflichtbewusstseins. „Wenn man mir sagt, ich soll es machen, mache ich es.“

          Perwas will nicht ausschließen, irgendwann doch dauerhaft Cheftrainer zu werden. „Ich werde mir diese Tür immer offen lassen.“ Allzu realistisch ist das jedoch nicht. Jetzt ist er im Rundenfinale stark gefordert: Unter seiner Führung sollen die Skyliners im Abstiegskampf „kompakt als Team auftreten“ und gleichzeitig „die individuellen Stärken“ der Spieler genutzt werden. Dabei plant Perwas die Trainingsstunden so, „dass wir zum Spiel hin unseren Leistungshöhepunkt erreichen“. Für ihn ist das ein wesentlicher Lösungsansatz auf dem schweren Weg hin zum Verbleib in der Beletage des Basketballs. Das Schicksal der Skyliners liegt nun auf seinen Schultern

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