Torhüter bleibt in Frankfurt : Kevin Trapp auf dem Weg zur Eintracht-Ikone
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Brennt für die Eintracht: Nur 15 Spieler haben mehr Partien für die Frankfurter absolviert als Kevin Trapp. Bild: Imago
Ein Zeichen gegen den Ausverkauf: Kevin Trapp verlängert seinen Vertrag mit Eintracht Frankfurt um zwei Jahre. Die Identifikationsfigur soll dem Klub auch nach der Spielerkarriere erhalten bleiben.
Als Vorstandssprecher Axel Hellmann und Sportvorstand Markus Krösche vor gut zwei Wochen in ihrem Jahresausblick davon sprachen, dass Geld im Profifußball nicht alles sei, ernteten sie den einen oder anderen zweifelnden Blick. Es ging um das Thema, wie die Frankfurter Eintracht im nächsten Sommer den Ausverkauf ihrer ach so erfolgreichen Mannschaft verhindern wolle. An diesem Freitag wurden die beiden in der ersten Personalie bestätigt. Torwart Kevin Trapp verlängert seinen Vertrag mit dem hessischen Traditionsklub, der Mitte 2024 ausgelaufen wäre, vorzeitig bis einschließlich 30. Juni 2026. Der Kontrakt beinhaltet zudem die Option auf ein weiteres Jahr.
Trapp könnte an anderen Standorten in seinem Beruf deutlich mehr verdienen. Aber der 32-Jährige stellte seine Rolle als erster Spielerrepräsentant des im Moment aufstrebendsten Bundesligaklubs und die Aussicht, nach seiner Spielerkarriere in diesem Verein weiter im Geschäft zu bleiben, über die aktuellen Zahlen auf dem Gehaltskonto.
In der Pressemitteilung zu seiner Vertragsverlängerung lässt sich Trapp so zitieren. „Jeder weiß, wie viel mir dieser Klub bedeutet und dass ich mich in Frankfurt wie zu Hause fühle. Ich freue mich, dass ich weiterhin ein Teil der Eintracht-Familie sein werde. Wir haben zusammen schon viel erlebt und noch sehr viel vor. Die Ambitionen des Klubs decken sich hundertprozentig mit meinen und ich brenne darauf, weiterhin alles für Eintracht Frankfurt zu geben.“
Sportvorstand Krösche hebt hervor: „Kevin Trapp ist eine absolute Identifikationsfigur und steht wie kaum ein anderer für Eintracht Frankfurt. Sein herausragendes Torwartspiel, aber auch seine Persönlichkeit machen ihn zu einem unverzichtbaren Bestandteil unserer Mannschaft und unseres Klubs!“ Deshalb sei der Eintracht zu jeder Zeit wichtig gewesen, „mit Kevin langfristig zu verlängern und ihm auch eine Perspektive für seine Zeit nach der aktiven Karriere zu geben“.
Bescheiden und ehrgeizig
Der Saarländer kam 2012 erstmals nach Frankfurt. Der damalige Torwarttrainer Moppes Petz hatte ihn beim 1. FC Kaiserslautern eingehend beobachtet und für gut befunden. Bei der Eintracht wurde er mit 22 sofort zur unumstrittenen Nummer 1 und rückte auch ins Blickfeld der Nationalmannschaft. Nach drei erfolgreichen Jahren nahm Trapp ein Angebot von Paris St. Germain an.
Im ersten Jahr erfüllten sich alle seine Träume, er bestritt 35 Erstligaspiele und alle zehn Champions-League-Partien. Doch dann verlor er nach und nach das Vertrauen von Trainer Unai Emery. Zu einem Tiefpunkt seiner Karriere wurde das 1:6 gegen den FC Barcelona im Königsklassen-Achtelfinale 2017, durch das ein 4:0 im Hinspiel noch aus der Hand gegeben wurde.
Seine Pariser Zeit hat sicher damit zu tun, dass Trapp seine langfristige Bindung mit der Eintracht nun noch einmal intensiviert. Er hat erfahren, dass Geld und Glamour nicht alles sind, sondern zum Glück auch Ansehen, Wertschätzung und eine Wohlfühlatmosphäre gehören. Im kleineren Teich, den er ganz unter seiner Kontrolle hat, fühlt sich der Torhüter offensichtlich bestens aufgehoben.
Diese Form von Bescheidenheit geht keineswegs mit einem gebremsten Ehrgeiz einher. Kaum ein Profifußballspieler nimmt seinen Beruf so ernst wie Trapp. Kaum jemand zeigt so viel Leistungsbereitschaft in jedem einzelnen Training. Darauf angesprochen, sagte der Saarländer in einem F.A.Z.-Interview: „Da hat mich Zlatan Ibrahimovic geprägt, der bei PSG auch jedes Trainingsspiel gewinnen wollte.“
Trapp hat mehr zu bieten als Paraden
Nach drei Jahren PSG, zuletzt wurde er nur noch in Pokalspielen eingesetzt, machte Trapp 2018 den Schritt zurück zur Eintracht – genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Hessen starteten mit ihm in der Europa League durch – bis ins Halbfinale. Trapps Beitrag bestand nicht nur in Paraden, vor allem in seiner Professionalität und seiner internationalen Erfahrung, die er an die vielen Europapokal-Neulinge in seinem Team weitergab.
Nach dieser glanzvollen ersten Saison warfen ihn zwei schwerere Verletzungen zurück, sein Ersatzmann Frederik Rönnow, mittlerweile bei Union Berlin erfolgreich, schlug sich gut und monierte, dass es bei der Eintracht nicht nur nach Leistung gehe, als er wieder seinen Platz räumen musste. Da Trapp in dieser Zeit eher unspektakulär agierte, was er selbstkritisch zugab, fanden Rönnows Bemerkungen bei manchem Zustimmung.
Doch diese Zeit währte nur kurz. Mit dem neuen Torwarttrainer Jan Zimmermann entwickelte sich Trapp noch einmal deutlich weiter, vor allem bei 1:1-Situationen mit den gegnerischen Stürmern. Seit über einem Jahr wird Trapps Name gehandelt, wenn Fußball-Deutschland darüber diskutiert, wer der beste deutsche Torhüter ist.
Mittlerweile stand Trapp 282 Mal im Frankfurter Tor, was ihn zum Tormann mit den zweitmeisten Einsätzen in der Vereinsgeschichte macht. In der laufenden Saison überholte er die beiden Vereinslegenden Uli Stein und Dr. Peter Kunter. Die Zahl der Einsätze wird lediglich von Oka Nikolov (415) überboten. Selbst diese scheint nun nicht mehr außer Reichweite zu sein.
Sportvorstand Krösche stellt die Bedeutung von Trapp für die Eintracht heraus: „Es ist für den Klub wichtig, Identifikationsfiguren länger zu binden und das Bewusstsein für die Besonderheiten der Eintracht auch innerhalb der Mannschaft auf künftige Spielergenerationen zu übertragen. Zudem haben wir aus meiner Sicht nun langfristig den stärksten deutschen Torhüter zwischen unseren Pfosten. Das macht uns stolz.“ Und für die von der Konkurrenz umworbenen Kollegen Kolo Muani, Lindström, Kamada und Sow ist Trapps Vertragsverlängerung vielleicht auch ein Denkanstoß, noch ein bisschen in Frankfurt zu bleiben.