Fußball-Schule : Zwischen Förderung und Verbot
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Hoch das Bein: Karl-Heinz Körbel setzt bei den jungen Fußballschülern auf einen Vorführeffekt der anderen, der beflügelnden Art. Bild: Wonge Bergmann
Die Fußball-Schule von Karl-Heinz Körbel ist so erfolgreich, dass sie der Eintracht Konkurrenz macht.
Deutschland ist eine Wüste, eine Ausbildungswüste. Jedenfalls, was den Fußball betrifft. In der Spitzen-Nachwuchsförderung wurden in den vergangenen zehn Jahren riesige Fortschritte gemacht, auf dem platten Land nicht. Die Dorfvereine sehen sich mit einem regelmäßigen Zustrom von Kindern zwischen fünf und acht Jahren konfrontiert, der nie versiegt und nach großen Erfolgen der Nationalmannschaft wie bei der WM in Südafrika besorgniserregend anschwillt. Nur: Wohin mit den Kindern? Es gibt viel zu wenig Trainer. Die Vereine stemmen sich engagiert mit allem, was sie haben, gegen den Mangel – vor allem mit gutem Willen und mit wohlmeinenden Eltern. Manche von ihnen sind sportlich, manche sogar pädagogisch begabt, aber meistens sind die Erziehungsberechtigten überfordert damit, die Kinder angemessen fußballerisch zu fördern. Auch die allermeisten Spieler der ersten Mannschaft oder der Reserve weigern sich, ihre Erfahrungen der Jugend weiterzugeben. Sie bekommen ja nichts dafür. Es ist kein Geld da. Was im Tennis selbstverständlich ist, nämlich für das Training des Sprösslings pro Saison mehrere hundert Euro in einen geprüften Übungsleiter zu investieren, ist in den Fußballvereinen nicht durchsetzbar. Für die Unzahl begabter und ehrgeiziger junger Kicker, die es nicht geschafft haben, einen der großen oder mittelgroßen Klubs mit einer leistungsorientierten Jugendarbeit von sich zu überzeugen, bleibt nur eine Möglichkeit, um ihre Entwicklung voranzutreiben: das kommerzielle Angebot einer Fußballschule anzunehmen.

Sportredakteur.
Davon gibt es viele, die Nachfrage ist riesig: Ein paar wenige schwarze Schafe finden sich darunter, die die Kinder auch nur irgendwie mit dem Ball beschäftigen. Aber die allermeisten bieten zumindest deutlich mehr, als der durchschnittliche Provinzklubs in der Lage ist zu vermitteln. Eine der besten Fußballschulen des Landes hat sich bei der Frankfurter Eintracht entwickelt. Vereins-Ikone Karl-Heinz Körbel rief sie vor neun Jahren ins Leben, und der Bundesligarekordspieler (602 Einsätze) steht dem Ausbildungsbetrieb noch immer vor. Sein Name wirkt wie ein Türöffner – bei Sponsoren, Kommunen, Eltern, seinem Stammverein und in der Fußballbranche insgesamt. Körbel setzt seine Reputation und seine Kontakte wirkungsvoll ein und schafft damit außergewöhnliche Rahmenbedingungen. So finden zehn einwöchige Ferienkurse – zwei an Ostern, sechs im Sommer, zwei im Herbst – auf den Kunstrasenplätzen vor der Commerzbank-Arena statt. Es kommt vor, dass die Profis nebenan trainieren – welch eine Attraktion!
Es geht ihm nicht ums Geld
Es ist nicht die einzige. Eine Führung durch die Arena, ein Besuch des Eintracht-Museums und des Flughafens gehören ebenso zum Zusatz-Angebot. Viel mehr als Standard ist auch die Ausrüstung, die jeder Kicker behalten darf: Trikot, Hose, Stutzen, Ball, Trainingsanzug und Trinkflasche. Alles mit Eintracht-Emblem. „Im Laden würde man für die Ausrüstung 120 Euro bezahlen“, sagt Körbel. Die fünf Tage in seiner Fußballschule kosten 199 Euro. „Das ist etwas mehr als der Selbstkostenpreis“, sagt der 55 Jahre alte frühere Nationalspieler.
Ums Geld geht es ihm allerdings nicht, sondern um den Imagegewinn für die Eintracht und um die Ausbildung der Kinder. „Vor neun Jahren war die Eintracht abgestiegen, und sie kämpfte um die Lizenz“, sagt er. „Die Stimmung und die Bereitschaft der Eintracht zu helfen waren schlecht, nachdem viele Fehler begangen worden waren. Ich dachte, es wäre gut, wenn wir etwas präsentieren könnten, das positiv besetzt ist“, erzählt Körbel zu den Gründungsüberlegungen der Schule. Was klein begann, wuchs schnell. Alle Kurse sind ausgebucht, schon in der Anmeldung steht, dass pro Jahr nur ein Kurs gebucht werden kann, damit jeder die Chance erhält, einmal teilzunehmen. Dreizehn Trainer kümmern sich um rund neunzig Kicker.
Jeder darf mal kicken