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Eintracht-Ersatztorwart Ramaj : Die Ruhe des 21-Jährigen

Bewährungsprobe bestanden: Diant Ramaj bedankt sich bei den Fans für die Unterstützung Bild: dpa

Trapp-Ersatzmann Diant Ramaj verhilft der Frankfurter Eintracht in Freiburg zu einem Punktgewinn. Mit den meisten Feldspielern ist Sportvorstand Krösche weniger zufrieden.

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          Der Youngster konnte sein Glück kaum fassen. „Ich genieße jede Minute“, sagte Diant Ramaj. Dass zur Wochenmitte 90 weitere hinzugekommen sind, war nicht absehbar. Völlig unverhofft war der junge Deutsch-Kosovare, gerade 21 Jahre alt, zu einer weiteren Feuertaufe in erstklassiger Umgebung gekommen. Einmal schon, vor ziemlich genau einem Jahr beim Auswärtsspiel in Augsburg, musste Ramaj abermals für die Eintracht aushelfen. Das Ergebnis damals war das gleiche wie das jetzt von Freiburg: Der Ersatzmann hielt, was sich seine Frankfurter Vorgesetzten von ihm versprochen hatten. „Er hat es sehr gut gemacht“, lobte Sportvorstand Markus Krösche. „Er hat Ruhe und Souveränität ausgestrahlt, Hut ab.“

          Ralf Weitbrecht
          Sportredakteur.

          Zweimal aus der Not heraus ins Tor gekommen, weil Platzhirsch Kevin Trapp passen musste. Zweimal mitgeholfen, jeweils ein 1:1 nach Hause zu bringen. „Es ist gut, dass wir nicht verloren haben“, sagte Ramaj in den Katakomben des ausverkauften Freiburger Stadions. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Ich habe relativ spät erst gewusst, dass ich spielen werde – beim Essen vor dem Spiel.“ Es war der Moment, an dem Trainer Oliver Glasner auch die Mannschaft über Ramajs Einsatz informierte – und Trapp, der die Busreise am Morgen nach Freiburg noch mitgemacht hatte, zum Auskurieren der Erkältung zurück nach Hause schickte.

          Bundesliga

          Für Ramaj war der überraschende Startelfeinsatz ein weiterer Beleg dafür, dass er auf seinem geplanten Zukunftsweg in Frankfurt noch einiges vor sich hat. Bis Mitte 2027 hat er eine vertragliche Vereinbarung darüber getroffen, ein Torhüter auf dem Sprung zu sein. Unstrittig ist ja, dass Trapp die absolute Spitzenkraft der Eintracht ist und nach Lage der Dinge an diesem Samstag in München wieder zwischen den Pfosten stehen sollte.

          Der Vierte beim Ersten, die Eintracht bei den Bayern: Für den erstklassigen Südwestklassiker braucht die Glasner-Elf im Vergleich zum Freiburg-Spiel eine deutliche Leistungssteigerung. Dass die Eintracht nach 17 Hinrundenspielen tatsächlich auf Tabellenposition vier steht, damit ist Sebastian Rode mehr als einverstanden. Der Kapitän, der nach seiner Hereinnahme Mitte der zweiten Halbzeit in Freiburg sofort für mehr Ruhe und Ordnung im Spiel der Eintracht sorgte, sagte nach Halbzeit des Bundesligageschäfts: „Auf unsere Hinrunde können wir stolz sein.“

          Einer der Gründe für den stolzen Rode: der Aufsteiger des Jahres 2022. Das ist Randal Kolo Muani. Der Mann, der auch im neuen Jahr mit verlässlicher Präzision seiner Arbeit nachgeht und in Freiburg traf (42. Spielminute). Das 1:1 beim Sportclub Freiburg war so ziemlich das höchste der Gefühle, das die Mannschaft am Mittwochabend erreichen konnte. Krösche sprach später in der Interviewzone des prall gefüllten Freiburger Stadions aus, was vermutlich alle 34 700 Betrachter dieser vermeintlichen Spitzenpartie gesehen hatten: „Wir haben kein gutes Spiel gemacht.“ Der Manager sprach von „wenig Vertikalität. Wir haben viel zurückgespielt, waren zu langsam, hatten kaum Ebenen und sind deswegen kaum zu Chancen gekommen.“ Kolo Muanis Volltreffer war die einzige echte Chance von Format. Krösche beklagte zudem „schlechte Bewegungen nach vorne und wenig Anspielmöglichkeiten“.

          Mario Götze kam nicht wie sonst gegen engagierte und heimstarke Freiburger zur Entfaltung, und von Daichi Kamada, dem anderen kreativen Freigeist im Team der Eintracht, gingen an diesem kalten Abend überhaupt keine Impulse aus. So freute sich Trainer Glasner denn auch am meisten darüber, „dass wir mit der einzigen richtig schönen Aktion in Führung gehen“. Kolo Muani überzeugte in dieser Szene mit Durchsetzungsvermögen, Ballbehauptungswillen und Entschlussfreudigkeit. Sein Flachschuss musste in die rechte Torhälfte gehen. Und genau so machte es der französische WM-Zweite.

          Bei allen spielerischen Unzulänglichkeiten, die die Eintracht beim Sportclub offenbarte, stellte der Frankfurter Fußballlehrer aber auch einen positiven Aspekt heraus. „Diant stand immer da, wo der Ball hinkommt. Er hat gut antizipiert. Das imponiert mir – auch aufgrund der Tatsache, dass er lange nicht gespielt hat und wir heute die vielleicht jüngste Abwehr inklusive Torhüter der Bundesliga hatten“.

          Während Ramaj der Mann für die Notfälle ist und dabei versucht, „alles mitzunehmen“, bleibt Kolo Muani der Mann, auf dessen Durchschlagskraft die Eintracht auch zukünftig baut. „Die Saison ist bisher toll für mich gelaufen“, sagte der 24 Jahre alte Angreifer. „Aber ich kann mich noch an vielen Stellen verbessern. Ich lerne jeden Tag Neues hinzu.“ Zum Beispiel dies: Im Kampf um Europa muss die Eintracht besser spielen als in Freiburg.

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