Die Profiklubs in Rhein-Main : Jubelszenen mit zwei Meter Abstand
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Schon fast coronatauglich: Die Mainzer können sich an Distanzjubel wie einst von den Bruchweg Boys André Schürrle (links), Adam Szalai und Lewis Holtby (rechts) im Jahr 2010 orientieren. Bild: Picture-Alliance
Fredi Bobic rechnet mit torreichen Begegnungen, Achim Beierlorzer sorgt sich nicht um die Kreativität seiner Spieler: Bei der Eintracht, in Mainz, Darmstadt und Wiesbaden bereiten sich die Klubs auf den Neustart im Profifußball vor.
Fredi Bobic gehört nicht zu den Bedenkenträgern. „Es wird spannend, vielleicht gibt es sogar mal ein 5:5“, sagte der Sportvorstand der Frankfurter Eintracht erwartungsfroh zum Wiedereinstieg in den Bundesliga-Spielbetrieb, der den Arbeitstitel „Neustart der alten Saison“ trägt. Nach rund zwei Monaten Spielpause, verursacht durch die Corona-Pandemie, will die Bundesliga nun voraussichtlich bis zum 27. Juni ihren neuen deutschen Meister ermittelt haben. Neun Spieltage sind bis dahin noch zu absolvieren, die Frankfurter Eintracht leitet den für alle ungewöhnlichen Rundenendspurt mit ihrem Heimspiel am Samstag, den 16. Mai (18.30 Uhr), gegen Borussia Mönchengladbach ein. Den Spielbetrieb jeweils mit dem 26. Spieltag fortzusetzen, das beschlossen die 36 Profivereine der ersten und zweiten Liga am Donnerstag auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL).
Zwei Wochen Vorbereitung vor dem ersten Spiel hätten sich alle gewünscht, aber bei der Eintracht wird nicht über schwierige Bedingungen gemeckert, sondern das große Ganze im Blick gehalten: „Insgesamt macht uns das Ergebnis unter diesen Umständen sehr glücklich“, so Bobic. Genauso wirkten auch seine Spieler – wenn die übermittelten Trainingseindrücke stimmen –, die am Donnerstag erstmals seit vielen Wochen wieder in Mannschaftsstärke trainieren und Zweikämpfe führen konnten. Das hessische Innenministerium hatte am Morgen den drei hessischen Bundesliga- und Zweitligateams in einem Bescheid die grundsätzliche Erlaubnis erteilt. Als ihren Quarantänestützpunkt hat die Eintracht das Lindner Hotel Main Plaza in Frankfurt ausgewählt.
Mainz 05 arrangiert sich mit Spieltermin
Bei Mainz 05 gibt man sich nach dem nicht erfüllten Wunsch eines späteren Neustarts versöhnlich, nachdem die DFL das Auswärtsspiel in Köln wenigstens auf Sonntag terminiert hat. Der Verein hatte am Mittwoch noch darauf gehofft, dass erst am 23. Mai gespielt würde, um zwei Wochen Vorbereitung in wettkampfähnlichem Mannschaftstraining bestreiten zu können. „Ein Tag später ist ein Tag mehr für die Vorbereitung“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder. „Das ist es jetzt auch. Wir haben Position bezogen und müssen es nun so akzeptieren.“ Von Montag an wird das Team gemeinsam ein Quarantäne-Quartier im Mannschaftshotel Favorite beziehen. Ob das Team dann wie in normalen Zeiten üblich schon am Vorabend an den Spielort reisen und dort übernachten werde, sei noch nicht beschlossen. Bis zum Anpfiff in Köln will Trainer Achim Beierlorzer sein Team aber vor allem wieder auf Zweikampfführung einstellen, was zuletzt im Training aufgrund der Vorgaben keine Rolle spielen durfte. Bezüglich anderer Rituale sorgt sich der Trainer derweil nicht. Sollte Mainz 05 ein Tor erzielen, werde es Jubelchoreographien geben, die der Lage angemessen seien. So gut kenne er seine Spieler mittlerweile. „Und wir hoffen natürlich auf viele Jubelszenen mit zwei Meter Abstand“, sagte Beierlorzer.
„Die Sonne scheint“, heißt das Lied, dem sich die Besucher des Böllenfalltorstadions an Zweitliga-Heimspieltagen des SV Darmstadt 98 nicht entziehen können. Sonnenschein herrschte auch, als am Donnerstag viele gutgelaunte Männer in blauweißem Trainingsdress auf dem Übungsgrün erschienen. Sportdirektor Carsten Wehlmann registrierte beim erstem Teamtraining eine „gute Intensität“ auf dem Platz. „Wir freuen uns, dass wir das Go bekommen haben, um die Saison fortzuführen. Natürlich unter strikter Berücksichtigung aller notwendigen Maßnahmen“, sagte der Sportdirektor der „Lilien“. Die Südhessen, die am 16. Mai auswärts beim Karlsruher SC wieder in das Zweitligageschehen eingreifen, haben am Donnerstag ihre Kaderplanung ein gehöriges Stück vorangetrieben. Gleich vier Profis, drei davon unumstrittene Stammspieler, haben ihre Verträge um je ein Jahr bis Ende Juni 2021 verlängert. Und zwar Kapitän Fabian Holland, Offensivkraft Tobias Kempe sowie die Verteidiger Immanuel Höhn und Patrick Herrmann. Der gebürtige Darmstädter Yannick Stark hingegen wird den Klub am Saisonende verlassen. Der Kontrakt des defensiven Mittelfeldspielers wird nicht verlängert.
Der SV Wehen Wiesbaden startet nach der Corona-Pause mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag, den 17. Mai (13.30 Uhr), in den Saisonendspurt. Seit Donnerstag trainieren die Wiesbadener wieder im Mannschaftsverbund. Außerdem teilten die Wiesbadener mit, dass der gesamte Profikader sowie das komplette Trainer- und Funktionsteam in den vergangenen Tagen mehrmals auf das Coronavirus getestet worden seien. „Dabei waren alle Tests negativ“, hieß es in einer Mitteilung des Klubs. Das siebentägige Quarantäne-Trainingslager vor dem Neustart werden die Wiesbadener auf der Hotelanlage des Hofguts Georgenthal in Hohenstein verbringen. Trainiert wird in dieser Zeit weiter auf dem Wehener Halberg. Die Freude der Spieler sei „riesengroß. Es ist jetzt wieder ein Ziel da, sie wissen, worauf sie hinarbeiten“, sagte der Wiesbadener Sportdirektor Christian Hock.